020 - Die Geliebte des Teufels
bedeckt, zwischen die winzige Rauchtischchen geklemmt waren. An einer Wand standen Schränke und Kästchen. In den vier Ecken des Zimmers befanden sich Lautsprecher. Auf einem Tisch stand eine HiFi-Anlage.
Genau der Tür gegenüber saß ein Mann. Für mich gab es keinen Zweifel, daß es Uzan sein mußte. Er saß auf einem Kissen im Schneidersitz und spielte Flöte. Die Augen hatte er verzückt geschlossen; sein Kopf bewegte sich wild hin und her. Er trug weite schwarze Seidenhosen und ein schwarzes Hemd, das über der stark behaarten Brust offenstand. An jedem seiner Finger funkelte ein Ring. Von seinem Gesicht war nicht viel zu sehen; ein wild wuchernder schwarzer Bart verhüllte es. Außerdem trug er einen breitkrempigen, schwarzen Schlapphut, den er tief in die Stirn gedrückt hatte. Der unverkennbare Haschgeruch hing in der Luft.
Neben ihm saßen zwei hübsche blonde Mädchen, die Zwillinge sein mußten. Beide trugen durchsichtige Blusen und bodenlange schwarze Wickelröcke. Ihre ausdruckslosen Gesichter waren entspannt, die grün geschminkten Augen geschlossen. Ich schätzte sie auf achtzehn Jahre. Sie wirkten wie Wasserleichen auf mich.
Die Musik wurde noch lauter. Ich fürchtete, daß mir gleich das Trommelfell platzte. Uzan entlockte seiner Flöte unheimlich schrille Töne. Die Mädchen wiegten sich in den Hüften.
Endlich war das Stück zu Ende. Uzan setzte die Flöte ab und öffnete die Augen, die von einem verwaschenen Blau waren. Er blickte mich überrascht an.
»Ich mag keine Männer, die Schnurrbärte tragen«, sagte er.
Die Mädchen lehnten sich an ihn und sahen mir feindselig entgegen.
»Wenn ich das gewußt hätte, dann hätte ich ihn abrasiert.«
»Das war eine gute Antwort«, grunzte er zufrieden. »Ich mag dich schon mehr. Hast du eine Flasche bei dir, Bruder?«
Ich schüttelte bedauernd den Kopf.
»Das ist schlecht«, meinte er. »Sehr schlecht. Was willst du von mir?«
»Ich habe einige Fragen.«
»Meine Kehle ist trocken. Ich glaube nicht, daß ich irgendwelche Fragen beantworten kann. Das strengt mich zu sehr an.«
Ich holte einen Zehndollarschein aus der Tasche. »Vielleicht könnten die Mädchen etwas holen?«
Er nickte bedächtig. »Das ist eine gute Idee. Steht auf, Tag und Nacht!«
Die Mädchen standen widerspruchslos auf.
»Geht hinunter und kauft eine Flasche Bourbon! Und für den Rest des Geldes kauft ihr Bierdosen.«
Eines der Mädchen schnappte sich den Geldschein, und beide verließen das Zimmer.
»Setz dich!« sagte Uzan gönnerhaft.
Ich ließ mich auf einem Kissen nieder. »Weshalb nennst du die beiden Frauen Tag und Nacht?«
»Sie sehen zwar gleich aus«, sagte er, »aber sind grundverschieden. Wie Tag und Nacht. Die eine hat ein sonniges Gemüt, während die andere voller Depressionen steckt. Wie ist dein Name, Bruder?«
»Dorian Hunter.«
»Was kann ich für dich tun?«
»Es handelt sich um Miriam und Elton Dillon«, sagte ich. »Sie sind Freunde von dir.«
»Freunde?« brummte Uzan. »Elton ist ein erzkonservativer Mensch. Ein Spießer. Steif und knöchern. Miriam ist auch nicht viel besser. Aber in letzter Zeit hat sie sich etwas geändert. Ich kann sie jetzt ganz gut leiden. Sie hat mir auch schon öfters geholfen. Ihr Mann hat einige Filme von mir ins Fernsehen gebracht. Wie zu erwarten war, haben die Zuschauer sie nicht verstanden. Nie mehr lasse ich einen meiner Filme im Fernsehen laufen. Das Publikum ist noch nicht reif genug.«
»Vermutlich. Wodurch kam dir Miriam verändert vor?«
Er zupfte an seinem Bart. »Früher war sie spröde wie eine Nonne. Marke Rührmichnichtan. Sie wurde hysterisch, wenn ich ihr einen Klaps auf den Hintern gab oder ihr an die Brust griff. Sie haßte schlüpfrige Witze und war immer ganz auf feine Dame getrimmt. Aber sie versteht einiges von moderner Kunst. Mir war immer schleierhaft, was sie an ihrem Mann findet. Einige Frauen werde ich nie verstehen, und dazu gehört auch Miriam. Doch plötzlich ist sie wie ausgewechselt.« Er brummte vor sich hin. »Verdammt noch mal, wo bleiben denn die Mädchen mit den Getränken! Ich bin durstig.«
»Erzähl weiter!« bat ich.
Er zwirbelte an seinem Bart herum. »Es fing vor einigen Tagen an. Ich brachte ihr eine Kopie meines neuesten Films vorbei. Tod und Vernichtung. Sie war gut aufgelegt, schenkte mir einen großen Bourbon ein und nahm sich selbst einen. Das war ungewöhnlich. Tagsüber trank sie kaum etwas. Und dann erzählte sie mir einen Witz. Du kannst mir glauben, ich
Weitere Kostenlose Bücher