020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie
leere Glas. Keine Kerze, kein
Medikamentenbriefchen, kein Notizbuch!
Auf dem Boden war der dicke Perser ausgerollt. Keine Spur von den blutigen
Symbolen!
Der Sessel, auf dem Professor Bunter gesessen hatte, stand schräg neben dem
Tisch – und Bunter war verschwunden. Er bückte sich und klappte den Teppich
zurück.
Der Boden darunter war sauber. Nicht die Spur eines Blutflecks. Larry
strich mit den Fingern über die Dielen. Ein frischer, sauberer Geruch eines
Putzmittels haftete an den Fingerkuppen. Kopfschüttelnd verließ er das Zimmer.
Mit welch geheimnisvollen und unheimlichen Mächten hatte er es zu tun?
Larry ahnte, dass dies erst der Auftakt war und dass etwas Ungeheuerliches
folgen würde. Er hatte es gewagt, an der Oberfläche eines geheimnisvollen
Falles herumzukratzen. Wie aber würden sich seine Gegner verhalten, wenn er es
wagen sollte, ein Loch in die Oberfläche zu schlagen?
●
Iwan Kunaritschew erreichte die ägyptische Hauptstadt am späten Nachmittag.
Die Sonne stand am wolkenlosen Himmel. Der Russe kam aus kalten, nebligen
Gefilden in einen strahlenden Tag.
Achman, der PSA-Vertraute, der ihn vom Flughafen abgeholt hatte, machte ihn
auf dem Weg zum Hotel darauf aufmerksam, dass eine Mitteilung von X-RAY-1
eingetroffen war. Diese besagte, dass der Russe nach Möglichkeit umgehend den
Ort in der Nähe Helwans aufsuchen sollte, den der Forscher Eldin Jameson
untersucht hatte.
»Ich war letzte Nacht schon in der Nähe Helwans«, meinte Achman, ohne den
Blick von der Straße zu nehmen. Trotz der brütenden Hitze waren die Straßen arg
belebt. Radfahrer, Kameltreiber, Händler und Marktfrauen bevölkerten die
Straßen. Die Autos kamen in den engen Gassen nur schrittweise voran. Iwan war
froh, als sie endlich das Marktviertel hinter sich hatten. Es ging schneller
weiter, und sie erreichten das Hotel Pharao. Dem schneeweißen Bau gliederte sich ein ausgedehnter, schattiger Garten an,
in dem reihenweise Liegestühle und Hollywoodschaukeln standen.
X-RAY-7 hielt sich nur kurz in seinem Zimmer auf, gerade so lange, um sein
Gepäck unterzubringen und luftigere Kleidung anzuziehen. Dann ging er hinunter
zu Achman, der bereits die weiße Limousine mit einem grünen Jeep vertauscht
hatte.
»Das ist genau das richtige Fahrzeug für unsere Exkursion. Auf unserer
Fahrt nach Helwan werden wir über unbefestigte Wüstenstraßen kommen.«
●
Die Fahrt durch die Straßen Kairos kostete mehr Zeit, als eingeplant war.
Iwan Kunaritschew atmete auf, als die Hauptstadt des Landes endlich hinter
ihnen lag.
Über die staubige Ausfallstraße ging es in Richtung Helwan.
Achman plauderte wie ein Wasserfall. Er wusste ständig etwas Neues zu
erzählen. Iwan kam kaum zu Wort. Doch er war ein geduldiger Zuhörer. Der Russe
erfuhr mehr über Ägypten, als in manchem Reiseführer zu lesen war.
Sie ließen Helwan links liegen, und Iwan hatte das Gefühl, mitten in der
Wüste zu sein. Nahezu endlos breiteten sich die flachen Sandwellen vor ihnen
aus. Am Horizont stiegen graue abgeplattete Felsen in die Höhe. Die Sonne sank.
»Es ist kaum anzunehmen, dass wir heute Nacht noch nach Kairo zurückkehren
werden«, sagte Achman, wischte sich über sein verstaubtes und verschwitztes
Gesicht und nahm einen gehörigen Schluck aus der Wasserflasche. »Für diesen
Fall haben wir schon vorgesorgt.«
»Ich nehme an, ihr habt eine Zweitunterkunft für mich besorgt.« Achman
nickte eifrig. »Richtig. In dem Fellachendorf, das der verschütteten Ruine am
nächsten liegt, ist ein Zimmer für Sie und eines für mich reserviert. Wir
werden die Nacht dort verbringen. Wer weiß, was uns in den labyrinthähnlichen
Gängen, in der finsteren Grabkammer und den halb verschütteten Durchlässen
erwartet.«
Der Russe nickte. Die Worte des Arabers hatten mehr Bedeutung, als Achman
vielleicht ahnte. Während seines Fluges nach Kairo war über Bordfunk eine
verschlüsselte Nachricht in die Hände des PSA-Agenten gelangt. X-RAY-1, der den
Fall mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln vorantrieb, hatte
mitgeteilt, dass vor zwei Wochen aus dem Dorf in der Nähe der verschütteten
Pyramide auf unerklärliche Weise zwei Kinder verschwunden waren. Bis zur Stunde
habe man sie nicht wiedergefunden. Man munkele, dass sie wahrscheinlich ein
Opfer der Schwarzen Göttin geworden
wären. Die Polizeibehörden in Helwan hätten für diesen Aberglauben der
einfachen Bevölkerung jedoch kein Verständnis aufgebracht und hatten den
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