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020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie

020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie

Titel: 020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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anzuschauen. Sie hätten nur leere, verschüttete Gänge
gesehen. Nicht einmal eine Grabkammer, wie es sonst allgemein bei diesen
Bauwerken üblich wäre, hätte man gefunden. Das Interesse erlosch.«
    Der Russe und der Araber standen vor einer Art Schacht, der halb
zugeschüttet war. Sandverwehungen türmten sich mannshoch auf. In spätestens
einem weiteren Jahr würde man nicht einmal mehr die losen Quader sehen, die
überall verstreut lagen. Wüstensand würde wieder alles verdecken und die
sagenhafte Pyramide, die man der vierarmigen Priesterin zuschrieb, wieder aus
dem Gedächtnis der Menschen verschwinden. Iwan stieg über einen Berg von
Steinen, rutschte ab, konnte sich aber sofort wieder fangen.
    Die Spitze der Pyramide sah aus wie eine zerklüftete Felslandschaft. Sie
war zerbröckelt, voller Steine und alles andere als spitz. Als Iwan
Kunaritschew darüber hinwegging, hatte er das Gefühl, als stiege aus den Tiefen
der Ritzen und Spalten, die vom feinen Sand nicht völlig verschüttet waren, ein
fauliger Geruch. Achman führte ihn an eine Stelle, die an einen halb
verschütteten Tunnel erinnerte. Links und rechts ragten sauber
aufeinandergeschichtete Steine in die Höhe und waren auf der Oberfläche von
einer etwa dreißig Zentimeter dicken Sandschicht bedeckt.
    Ein Weg führte schräg nach unten. Der Eingang in den Schacht war mit
breiten, schwarz gestrichenen Brettern vernagelt. Als der Russe näher kam, sah
er, dass die Latten keine Farbschicht trugen, sondern mit einem Öl getränkt
waren. Unterhalb entdeckten die beiden Männer eine Öffnung, die wohl zuvor mit
einem etwa körperbreiten Stein verschlossen gewesen war. Dieser Stein befand
sich jetzt auf der gegenüberliegenden Seite.
    Achman und Iwan sahen sich an.
    »Platz genug, damit ein Kind durchkriechen kann, nicht wahr?«, sagte der
Russe, bückte sich und versuchte, den schweren Stein auf die andere Seite
hinüberzudrücken – aber es gelang ihm nicht. Er brach eine Bohle aus der
Seitenverstrebung des Verschlages, stieß sie in den weichen Boden und stemmte
den Quader dann auf die Seite.
    »Irgendjemand muss diesen Stein absichtlich weggeschafft haben. Die Kinder
– vorausgesetzt, dass sie tatsächlich auf diesem Weg in die Pyramide eindringen
konnten und eingedrungen sind – können das unmöglich bewerkstelligt haben.«
    Achman fuhr sich mit der Zunge über seine trockenen Lippen. »Vielleicht ist
doch etwas wahr an den Geschichten, die sich die Fellachen erzählen«, murmelte
er. In seinen Augen erschien ein eigenartiges Licht.
    »Das nächste Dorf liegt nur knapp drei Kilometer von diesem angeblich
verfluchten Ort entfernt«, fuhr er leise fort. »Die Bewohner meiden die Nähe
des Platzes obwohl sie niemals etwas von der Pyramide wussten. Sie erzählen
sich, dass dieser Ort der Schwarzen
Göttin geweiht sei.«
    »Und die Schwarze Göttin ist
identisch mit Khto-Ysiro, der vierarmigen, abtrünnigen Priesterin«, fügte der
Russe hinzu.
    »Das ist Eldin Jamesons Interpretation«, flüsterte Achman, und Iwan
Kunaritschew fragte sich, warum der Araber plötzlich die Stimme senkte.
    Doch die zunehmende Furcht, die sich in Achman breitmachte, blieb dem
Russen nicht verborgen.
    »Sie haben Angst, Achman?«
    Der Angesprochene antwortete zunächst mit einem verunglückten Grinsen. »Ein
wenig. Ich stehe zwar mit beiden Beinen auf der Erde, aber es gibt doch einige
Dinge, gerade in der Geschichte meines Volkes, die mir Grund genug sind zur
Annahme, dass es gut ist, vorsichtig zu sein. Ich bewege mich an einem Ort, der
tabu ist. Ich glaube kaum, dass es einen Araber gibt, der jemals diesen Flecken
Erde mit Absicht überschritten hat. Dies ist ein geheiligter Platz, ein Ort,
der Götter und Dämonen gleichermaßen geweiht war.«
    »Ich verstehe Sie«, sagte Iwan Kunaritschew. »Sie können noch zurück.«
    »Das kommt nicht in Frage!« Achmans Stimme klang fest, sie duldete keinen
Widerspruch. »Sie sollen keinen falschen Eindruck von mir bekommen. Ich habe
Ihnen lediglich ein Bild meiner Stimmung wiedergegeben. Ergeht es Ihnen nicht
ähnlich? Haben Sie nicht das Gefühl, dass mit diesem Platz etwas nicht geheuer
ist?«
    Iwan Kunaritschew sah sich um. Er musste sich eingestehen, dass sich die
Umgebung in der Tat im Augenblick zu einem gespenstischen Bild entwickelte. Der
Himmel war mit dichten, schwefelgelben Schleiern überzogen. Feine Sandfontänen
stiegen vom Boden auf. Der pulverfeine Sand drang ihnen in Mund und Nase, in
Augen und Ohren. Der Wind

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