020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie
dass Achman in der Tat nur die eine
Möglichkeit gehabt hatte, zum Eingang zu kommen. Es gab keinen anderen Gang.
Die Markierung bewies deutlich, dass ...
Siedend heiß lief es dem Russen über den Rücken.
Er sah, dass der Weg, den er eben zurückgerannt war, nicht mehr nach links,
sondern nach rechts abbog. Aber die Markierung! Fieberhaft suchte er die Wände
ab, musste zu seinem Entsetzen erkennen, dass die Markierungen alle am falschen
Platz saßen. Sie zeigten in eine Richtung, aus der er gar nicht gekommen war!
Der Russe schluckte und fühlte, wie das kalte Grauen seinen Nacken
emporstieg. Ein geheimnisvoller Beobachter musste ständig in der Nähe gewesen
sein und jeden ihrer Schritte kontrolliert haben.
Achman war in einem Augenblick der Panik und der Nervenschwäche einfach
davongerannt und irgendwo im Dunkel und im Irrgarten der Gänge und Wege
verschwunden.
Und auch für Iwan gab es kein Zurück mehr.
Er konnte sich nicht mehr auf die Leuchtzeichen verlassen und war somit
Gefangener des Labyrinths. Der PSA-Agent versuchte aus der Situation das Beste
zu machen. Und das bedeutete: den Ausgang suchen, dabei Achmans Spur
wiederzufinden.
Iwan Kunaritschew machte sich auf den Weg durch die geheimnisvollen Gänge.
Er wusste, dass es sinnlos war, noch neue Leuchtstreifen aufzuspritzen. Dennoch
tat er es. Er wollte damit seinen unsichtbaren Gegner, der über jeden seiner
Schritte Bescheid wissen musste, aus der Reserve locken.
Nach einer Weile stellte er fest, dass er praktisch im Kreis gelaufen war.
Es wurde ihm unheimlich zumute. Er ahnte seinen Feind in der Nähe, und doch
konnte er nichts gegen ihn ausrichten. Einen Gegner, den man nicht sieht, kann
man nicht bekämpfen.
Wer immer ihm aber auf den Fersen war, musste bestens mit den Verhältnissen
in dieser unheimlichen Pyramide vertraut sein. So gut, dass er sich sogar in
der Dunkelheit zurechtfand. Diese Tatsache gab ihm neuen Auftrieb. Das System
der Gänge und Wege musste durchschaubar sein. Er dachte an das eigenartige Echo
vorhin, als er Achmans Namen rief, dass es aus vier verschiedenen Richtungen
zurückgekommen war.
Aus alten Berichten wusste er, welch großen Wert die Erbauer von Pyramiden
darauf gelegt hatten, Grabdieben das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Iwan bog von dem dritten Gang ab, wandte sich nach links und prallte
zurück.
Vor ihm an der dunklen Wand klebte ein bleiches Skelett.
Das Knochengerüst war fast so groß wie er. Iwan Kunaritschew stieß mit der
Fußspitze gegen eines der gespreizten Beine und das Unglück geschah. Der
Knochenmann brach klappernd zusammen. Die Einzelteile lösten sich auf, als
hätte ein heftiger Orkan zwischen die leeren Rippen geblasen. Einzelne Knochen
brachen in der Mitte durch, zerbröckelten und bildeten vor den Füßen des Russen
einen kleinen Hügel. An der Wand blieb nur der grinsende Schädel hängen. Genau
im Stirnbein saß ein langer pfeilähnlicher Nagel. Genau in Kopfhöhe erblickte
der Russe ein kleines rundes Loch und ahnte, was sich hier vor vielen tausend
Jahren abgespielt hatte.
Das Schicksal eines Grabräubers hatte sich erfüllt.
Unwillkürlich warf X-RAY-7 einen Blick auf den Skeletthaufen und auf den
Kopf. Der Eindringling hatte es bis hierher geschafft. Die Nische aber, über
die er seinen Weg zur prall gefüllten Grabkammer fortsetzen wollte, wurde ihm
zum Verderben. Ein tödlicher Mechanismus löste in dem Augenblick den Pfeil aus,
als er um die Ecke bog. Das Geschoss durchschlug den Stirnknochen und nagelte
den Unglücklichen an die Wand.
Iwan stutzte. Was war das?
Über ihm blinkte etwas.
Iwan verrenkte den Kopf und starrte angestrengt nach oben. In endloser Ferne
glitzerte ein Stern.
Himmel! Freiheit! Aber wie weit weg. Ein winziges Loch über ihm, nicht
dicker als ein Finger, endlos lang. Ein Loch, das von einer Sonde herrührte,
die die Forscher hier eingeführt hatten, um sich ein Bild von der Härte und der
Art des Gesteins und vor allem auch über die zahlreichen Hohlräume und
verwinkelten Gänge der Pyramide zu machen.
Eine winzige Öffnung nach draußen, auch wenn er sie nicht als Fluchtweg
benutzen konnte, war eine Entdeckung, die ihn mit Freude erfüllte.
Er konnte eine Nachricht auf den Weg bringen!
Dann aktivierte er den PSA-Ring, den er am Ringfinger seiner linken Hand
trug. Während er sprach, suchten seine Augen die schmale Nische ab. Wenn die
Erbauer der Pyramide gerade diese Stelle so gesichert hatten, war anzunehmen,
dass dies seinen Grund
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