0200 - Gangster, Girls und heißes Gold
jeden Augenblick in Ohnmacht fallen.
»Steh auf und bring der Frau einen Stuhl!« schnauzte ich Bannister an. Er raffte sich auf. Sein eleganter Anzug war verschmutzt, die Krawatte war verrutscht, und seine sonst so sorgfältig gekämmten Haare hingen ihm in die Stirn.
Ich steckte Becks Brieftasche ein.
»Bist du der Chef von dem Verein?« fragte ich.
Er antwortete nicht. Ich zuckte mit der Achsel.
»Gut, wenn du jetzt nicht reden willst, so werden wir die Unterhaltung im FBI.-Hauptquartier fortsetzen. Ich glaube, wir werden alles aus euch herausbekommen, vor allem die Namen der Leute, die daran beteiligt waren und schließlich auch, wo sich das Gold befindet. — Vorwärts jetzt! Bannister, du gehst mit dem Mädchen voran!«
Ich hielt mich hinter Beck, der der gefährlichste war. Claire Bright fühlte sich offensichtlich so elend, daß sie sich auf den Arm des Mannes stützte, der sie hergebracht hatte, um sie töten zu lassen.
Durch die halbdunkle und schmutzige Halle gingen wir zur Tür. Auf meinen Befehl zog Jack Bannister den Riegel zurück. Wir stiegen die Stufen der Freitreppe hinunter und traten an den Mercury.
Ich überlegte die Sitzverteilung. Bannister und das Mädchen mußten in den Fond. Sie waren am ungefährlichsten. Beck setzte ich ans Steuer. Ich hielt es für richtiger, wenn ich selbst die Hände frei hatte, um nötigenfalls eingreifen zu können. Ich schickte mich an, um den Wagen herumzugehen.
Keiner unternahm den leisesten Widerstandsversuch. Bannister und das Mädchen krabbelten in den Fond, Beck nahm den Fahrersitz ein und legte die Hand auf das Steuer.
Genau als ich mich vor dem Kühler befand, knallte der Schuß, und es war ein Schuß, der nicht schlecht gezielt war. Die Kugel rasierte unmittelbar vor mir die Kühlerfigur weg.
Instinktiv ließ ich mich fallen, aber eine Deckung besaß ich damit noch nicht. Die Kerle zeigten es mir deutlich. Dreck spritzte mir um die Ohren, und das schlimmste war, daß ich nicht wußte, wo die Schützen steckten.
Ich rollte mich herum, um hinter dem Mercury Deckung zu finden. In der gleichen Sekunde gurgelte der Anlasser. Der Motor sprang an und heulte auf.
Mit einer wilden und verzweifelten Bewegung schnellte ich mich in die Büsche. Keine Sekunde zu früh. Carrel Beck nahm seine Chance wahr und benutzte den Mercury zu einem Mordversuch. Mit einem Satz sprang der Wagen an. Ich krachte in Gesträuch und Buschwerk, warf mich hoch, sprang noch einmal, überkugelte mich und zappelte, um mich von dem Gestrüpp zu befreien.
Ich kam auf die Füße, als Beck schon den Rückwärtsgang hineingeknallt hatte und den Mercury mit jaulendem Motor rückwärts gegen die Straße steuerte. Er rasierte einen Teil des zerbrochenen Zaunes weg, kam aber frei und stellte den Wagen quer.
Ich hob die 38er, aber ich ließ sie wieder sinken. Die Gefahr war zu groß, daß ich Claire Bright traf.
In den Büschen auf der anderen Straßenseite regte es sich. Schattenhaft tauchte eine Gestalt auf, wurde für eine Sekunde sichtbar und verschwand hinter dem Mercury.
Langsam dämmerte mir, was geschehen war. Becks Freunde hatten sich irgendwo in der Nähe auf gehalten. Der Krach, den das zersplitterte Fenster verursacht hatte, hatte sie herbeigelockt. Sie waren schlau und vorsichtig genug gewesen, nicht blindlings einzugreifen, sondern hatten sich hinter den Sträuchern auf der anderen Straßenseite verborgen. Als ich mit meinen Gefangenen herauskam, hatten sie gesehen, daß es sich nur um einen einzelnen Mann handelte, und sie hatten probiert, mich zu erledigen. Jetzt deckte sie Beck mit der ganzen Breitseite des Mercury. Ich hörte ihn schreien:
»Steigt ein! Los, wir müssen weg!«
Ich erkannte ein Gewirr von Gestalten, die sich in den Wagen quetschten. Eines der Seitenfenster wurde zerschlagen. Eine Hand, eine Pistole und ein Kopf tauchten auf. Der Kerl schoß noch, als der Mercury sich mit einem Satz in Richtung auf die Küstenstraße in Bewegung setzte. Eine Staubfahne wölkte hoch. Der Wagen zischte ab. Innerhalb von zehn Sekunden war mein schöner Erfolg zu Wasser geworden.
Ich verstaute die 38er im Halfter, weil sie mich hinderte, und rannte los. Ich bot den lächerlichsten Anblick, den man sich denken kann: ein Mann, der hinter einem Auto herläuft. So etwas kommt in der Regel nur in Filmen mit Charly Chaplin vor. Ich lief aus Leibeskräften, obwohl ich den Mercury schon nicht mehr sah, denn die Stichstraße verlief trotz ihrer Kürze in scharfen Windungen. Nur den
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