0200 - Gangster, Girls und heißes Gold
und führte mich in das Wohnzimmer. Mit einer Handbewegung bot sie mir einen Stuhl an.
»Es handelt sich um Jack Bannister«, sagte ich.
Hallo, das Thema schien ihr nicht zu gefallen. Ihr Mund zuckte, wenn sie auch offensichtlich versuchte, sich zu beherrschen.
Ich stellte ein paar alberne Fragen. Wann und wie lange Bannister in der Firma gearbeitet habe? Ob er ein angenehmer Chef gewesen sei? Was sie über seine Vermögensverhältnisse wisse? Sie beantwortete die Fragen mit leiser Stimme und sagte nie mehr als »Ja« und »Nein.«
»Kennen Sie Ann Laiter?« fragte ich dann.
Claire Bright schüttelte den Kopf.
»Ich glaube, man kann sie als Freundin, wenn nicht als Verlobte Mr. Bannisters bezeichnen«, fuhr ich fort. »Wir trafen sie gestern abend in seiner Gesellschaft. Offengestanden, machte die Dame einen ziemlich teuren Eindruck. Ich könnte mir vorstellen, daß Jack Bannister sich durch sie zu fragwürdigen Geschäften verleiten lassen konnte. Wissen Sie etwas darüber?«
Die Sekretärin antwortete nicht. Sie starrte mich nur aus aufgerissenen Augen an.
»Wollen Sie meine Frage nicht beantworten, Miß Bright?«
Sie fing sich. »Ich weiß nicht«, stammelte sie. »Ich habe nichts dazu zu sagen.« Sie sprach so unsicher, daß ich überzeugt war, einen Volltreffer gelandet zu haben.
Manchmal verdirbt man einen sich abzeichnenden Erfolg, wenn man zu hartnäckig bohrt. Ich stand auf.
»Das war alles. Bitte, entschuldigen Sie noch einmal, daß ich so früh hier auf gekreuzt bin.«
Sie blieb sitzen und kam nicht mit bis zur Tür. Die Hand schon auf der Klinke, drehte ich mich noch einmal um.
»Ich möchte noch eine etwas indiskrete Frage stellen, Miß Bright, wenn Sie gestatten — haben zwischen Ihnen und Jack Bannister Beziehungen bestanden, die über das rein Geschäftliche hinausgingen?«
Es war, als sei die Frau zu Stein erstarrt. Erst nach langen Sekunden quälte sich ein »Nein« über ihre Lippen, und ich habe selten ein Wort gehört, das so eindeutig gelogen war. Plötzlich hatte ich hatte ich das sichere Gefühl, den richtigen Faden in der Hand zu halten.
Ich ging trotzdem, aber ich ging nur bis zur Straße und stellte mich so daß ich den Eingang im Auge behalten konnte. Irgend etwas würde in der nächsten Stunde geschehen, ich war überzeugt, daß Claire Bright jetzt schon den Telefonhörer am Ohr hatte und Bannister anrief. Entweder würde ihr Bannister befehlen, zu ihm zu kommen, oder er kam selbst.
Ich verrechnete mich nicht. Knapp zehn Minuten, nachdem ich das Haus verlassen hatte, erschien Claire Bright. Sie nahm sich nicht die Zeit, nach rechts oder links zu sehen, sondern stürzte zu dem Taxistand an der Ecke. Sie stieg in den nächsten Wagen. Ich mußte mich beeilen, damit ich den Anschluß nicht verpaßte.
In ausreichendem Abstand fuhr ich dem Taxi nach, und ich merkte rasch, daß die Richtung stimmte. Wie erwartet, stoppte der Wagen vor dem Haus Nr. 508 der 64. Straße, dem Haus, in dem Jack Bannister wohnte. Die Sekretärin stieg aus, zahlte hastig und verschwand im Eingang.
Ich parkte den Jaguar in einer Lücke, die ich zum Glück ein oaar Häuser weiter fand. Neben einem Zeitungsstand wartete ich.
Vielleicht wäre es -nicht uninteressant gewesen, die Unterhaltung zwischen Bannister und Claire Bright anzuhören, aber ich hielt es für richtiger, zunächst einmal abzuwarten.
Ich brauchte nicht einmal lange zu stehen. Nach ungefähr zwanzig Minuten kam Claire Bright wieder aus dem Haus. An ihrer Seite ging Jack Bannister.
Sie gingen auf einen blauen Mercury zu, der am Straßenrand stand. Der Mann öffnete die Tür, ließ die Sekretärin einsteigen und setzte sich dann selbst hinter das Steuer Der Wagen scherte aus der Parkreihe aus und schleuste sich in den Verkehrsstrom ein.
Ich ließ die Zeitung sinken, hinter der ich in Deckung gegangen war, spurtete zum Jaguar, sprang mit einem Satz hinter das Steuer und schoß dem Mercury nach Bannister fuhr langsam genug, daß ich ihn nicht aus dem Auge verlor. Ich hielt mich zurück und sorgte dafür, daß ständig zwei oder drei Wagen zwischen uns lagen.
Er fuhr von Manhattan nach Brooklyn hinüber, und für einige Minuten konnte ich die verrückte Hoffnung hegen, er würde mich direkt zum Versteck der Beute führen, aber dann schlug er die südliche Richtung nach Brighton Beach ein.
Das alte Problem aller Verfolgungsfahrten machte mir zu schaffen. Ich durfte den Mercury nicht aus den Augen verlieren, aber ich durfte auch nicht
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