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0201 - Duett für Maschinenpistolen

0201 - Duett für Maschinenpistolen

Titel: 0201 - Duett für Maschinenpistolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duett für Maschinenpistolen
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können, ob sie vor dieser Tür zum Stillstand gekommen waren oder vor einer anderen.
    Ein paar Sekunden vergingen in lautloser Stille.
    Die Frau hielt die von mir gereichte Zigarette in der Hand und rührte sich nicht. Meine Augen hatten sich zu schmalen Schlitzen zusammengezogen. Das Zimmer war zu eng, als daß ich mich jetzt, da die Frau auf dem Stuhl neben der Tür saß, noch hätte verstecken können.
    Sobald die Tür aufging, mußte ich handeln.
    Die Zeit verging. Es kam mir endlos lange vor, bis ich draußen im Flur ein leises knackendes Geräusch hörte. Gleich darauf knackte es wieder. Und jetzt wußte ich, daß jemand von der Tür wegzuschleichen versuchte. Ich stutzte. Und dann sah ich das Schlüsselloch. Ich hatte genau davor gestanden. Jetzt war alles klar.
    Ich stieß die Tür auf und sprang hinaus in den Flur.
    Ein Mann in Mantel und Hut war noch keine drei Schritte von mir weg.
    »Bleiben Sie stehen!« rief ich halblaut. »Hände hoch und umdrehen!«
    Er wirbelte herum.
    Ich sah das matte Schimmern eines Pistolenlaufs.
    Aus dem Stand schnellte ich mich in das Zimmer hinein.
    Aber im gleichen Augenblick krachte ein Schuß.
    Ich bekam einen harten Schlag gegen meinen rechten Oberarm, und auf einmal war die Glut der Hölle in allen meinen Nervensträngen.
    ***
    »Es ist nicht so schlimm«, sagte ich. »Nur ein Streifschuß am Oberarm. Ich flog gegen die Türkante, das war viel schlimmer.«
    Ich lehnte im Flur gegen die Wand. Neben mir stand die Frau aus der Botschaft und wickelte mir mein Taschentuch um die heftig blutende Wunde. Das Jackett hatte ich ausgezogen und den Hemdsärmel hochgekrempelt.
    Natürlich hatte der Lärm des Schusses die Bewohner aus ihren Zimmern gelockt. Ein paar Frauen — unter ihnen auch die junge Graphikerin — standen in respektvoller Entfernung und starrten mit weit aufgerissenen Augen zu mir her. Zwei Männer drängten sich durch die Menge und traten forsch auf, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen.
    »Was ist hier los?« bellte der vordere. »Haben Sie geschossen?«
    »Wenn ich dazu gekommen wäre, hätte ich das da nicht«, erwiderte ich und zeigte auf das bereits blutgetränkte Taschentuch. »Rufen Sie die Cops vom nächsten Revier und einen Arzt! Halt, nein, den Arzt können Sie lassen.«
    Die Mordkommission mußte bald eintreffen, und bei ihr befand sich ja der Polizeiarzt.
    Die beiden Männer sahen sich fragend an. Aber anstatt zu gehen und die Cops zu rufen, kamen sie noch näher.
    »Hören Sie mal«, sagte der zweite, »am besten wird es sein, wenn Sie hier verschwinden. Wir wollen keine Gangster im Haus haben, und schon gar keine Schießereien!«
    »Wer will das wohl?« erwiderte ich und hielt ihm meinen Ausweis vor die Nase.
    Irgendwann tauchten die Cops auf, gleich sechs an der Zahl. Ich schilderte ihnen den Hergang der Geschichte, ohne vor den Leuten im Flur die Ermordung des Jungen zu erwähnen. Der Streifenführer war ein kluger Junge. Er schickte seine Mannschaft los, um jeden einzelnen Hausbewohner nach dem Mann zu fragen, der mir leider entwischt war. Vielleicht hatte ihn jemand kommen sehen.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?« erkundigte er sich anschließend.
    Ich nickte und zog ihn dicht zu mir heran. »Bleiben Sie auf jeden Fall mit Ihren Leuten hier!« raunte ich ihm zu. »Die Mordkommission ist unterwegs. Man wird ein paar Uniformierte brauchen können.«
    »Die Mord…?«
    »Ja. Aber behalten Sie’s noch für sich. Außer der jungen Negerin dort drüben weiß es niemand.«
    Das Wissen, in einem richtigen Mordfall mitarbeiten zu können, spornte ihn zu ungeheurem Eifer an. Er glühte im Gefühl seiner Wichtigkeit und machte sich selbst daran, die Leute nach der Beschreibung des Mannes auszuforschen, den ich nur ein oder zwei Sekunden lang in dem düsteren Flur gesehen hatte.
    Während meines Gesprächs mit dem Streifenführer hatte ich notgedrungen meine Aufmerksamkeit von der Frau abwenden müssen. Als ich mich jetzt wieder auf sie besann und mich suchend umsah, war sie nicht zu entdecken. Sie hatte ihre Chance genutzt und war verschwunden.
    Ich nahm es nicht weiter wichtig. Daß sie bei Crew nichts erreicht hatte, glaubte ich ihr. Ich war aber auch überzeugt davon, daß die Begegnung mit mir ihr eine Lehre sein würde. Sie wußte jetzt, daß sie dem FBI aufgefallen war, und allein das schon zwang sie in Zukunft zur Untätigkeit. Mehr konnten wir nicht erwarten.
    Ich sah auf meine Uhr. Phil war nun schon fast eine Viertelstunde weg.

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