0201 - Duett für Maschinenpistolen
worden. Vielen Dank für Ihre Auskünfte. Auf Wiedersehen.«
***
Phil sah das Geldstück an, das auf seiner offenen Hand lag. »Okay«, sagte er. »Du hast gewonnen. Ich fahre. Gib mir die Wagenschlüssel!«
Ich händigte sie ihm aus. Er würde von irgendwo aus der Nähe Mesfield anrufen, und um die Benachrichtigung der Mordkommission bitten. Ich mußte inzwischen in Crews Zimmer Zurückbleiben.
Um keine eventuell vorhandenen Spuren zu zertrampeln, setzte ich mich auf den Stuhl, der gleich neben der Tür stand.
Ich leerte meine Zigarettenpackung, steckte die Zigaretten in die Brusttasche meines Jacketts, zündete mir eine Zigarette an und benutzte die Schachtel als Aschenbecher. Die Leute vom Spurensicherungsdienst hätten an meinem Verstand gezweifelt, wenn ich ihnen Zigarettenasche auf einen Fußboden gestreut hätte, den sie nach den Spuren des Mörders absuchen sollten.
Ein Mörder…
Ich warf einen Blick hinüber zum Bett. Crew war kein erfreulicher Anblick.
Der Junge hatte ja noch nicht einmal richtig angefangen zu leben. Da war irgendeiner gekommen und hatte ihm den Hirschfänger ins Herz gestoßen. Crew mußte seinen Mörder gut gekannt haben. Es gab keine Spuren eines Kampfes, und der Mord war sicherlich in der Stellung ausgeführt worden, in der Crew auch jetzt noch lag. Er hatte also auf dem Bett gelegen und seinen Mörder ahnungslos an sich herankommen lassen.
Die Frau aus der Botschaft schied meines Erachtens als Täterin aus.
Es kommt so gut wie nie vor, daß eine Frau einen Mann mit einer Stichwaffe tötet. Allenfalls in ihrer letzten verzweifelten Anstrengung, wenn sie selbst angegriffen wird und keine andere Waffe zur Hand hat. Aber dies war ein vorbedachter Mord, keine Notwehr gewesen. Das hätte eine Frau anders gemacht. Wahrscheinlich mit einem vergifteten Schnaps oder etwas ähnlichem.
Lewis Crane, der unangenehme Zeitgenosse, kam schon eher in Betracht. Obgleich es mir widerstrebte zu glauben, daß dies ein Mord sei, bei dem einem schon die nächste Nachbarin den Namen des Täters verraten kann. Solche Fälle sind zu schön, als daß sie wirklich geschehen könnten.
Ich zog an meiner Zigarette, stippte die Asche in die Schachtel und lehnte mich zurück. Bis Phil zurückkam, konnte es eine Weile dauern. Die Kneipen in dieser Gegend machten nicht den Eindruck, als ob sie eine abgeschlossene Telefonzelle aufzuweisen hätten. Und in aller Öffentlichkeit konnte Phil seine Botschaft nicht durchsagen. Also mußte er so lange suchen, bis er eine Telefonzelle gefunden hatte.
Crew hatte also Richard Lieven, dem sie im Labor den Namen Rickie gegeben hatten, schon gelegentlich beim Aufräumen im Labor geholfen. Und er hatte außerdem Beziehungen zu einer Dame, die zum Personal einer ausländischen Botschaft gehörte, während doch im Labor Staatsgeheimnisse gehütet wurden. Natürlich konnte diese Verbindung ein Zufall sein. Aber unwahrscheinlich war es auf jeden Fall, daß diese Beziehung zufällig sein sollte.
Andererseits hatte Crew Kontakt gehabt mit einem Gangster namens Crane. Und heute früh war von Gangstern ein Raubüberfall ausgeführt worden, bei dem zweifellos ein Teil der im Labor entwendeten Gaspatronen verwendet worden war. Hatte Crew den Diebstahl im Labor ausgeführt und die Waren geteilt? Ein paar Patronen an die Dame der Botschaft — gegen entsprechende Bezahlung natürlich… Und der andere Teil an die Gangsterbande — vielleicht gegen das Versprechen eines entsprechenden Anteils an der Beute?
Soweit wer ich mit meinen Gedanken gekommen, als ich draußen im Flur Schritte hörte. Die charakteristischen Schritte einer Frau, die sehr hohe Absätze trägt.
Ich schob den Zigarettenrest in die Schachtel und stand lautlos auf. Mit einem Griff hatte ich meinen 38er in der Hand.
Die Schritte stoppten genau draußen vor der Tür.
Gleich darauf klopfte es.
»Ja!« knurrte ich halblaut.
Die Tür ging auf. Rechts von mir sah ich das Profil einer eleganten Frau im Türrahmen auftauchen. Mein linker Arm schoß vor, umklammerte ihr rechtes Ellbogengelenk und riß sie ins Zimmer. Den 38er ließ ich in die Manteltasche gleiten.
Ich zog die Tür zu und herschte sie an: »Keinen Laut, wenn Ihnen Ihr Leben etwas wert ist! Da, setzen Sie sich auf diesen Stuhl!«
Ich drückte sie auf den Stuhl, auf dem ich gesessen hatte.
Sie sah mich aus weit aufgerissenen Augen an. Älter als konnte 40 konnte sie kaum sein, intelligent war sie bestimmt, und sicher war sie keine Amerikanerin. Mir kam
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