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0201 - Duett für Maschinenpistolen

0201 - Duett für Maschinenpistolen

Titel: 0201 - Duett für Maschinenpistolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duett für Maschinenpistolen
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ein Einfall, den ich sofort in die Tat umsetzte.
    »So, Puppe«, kaute ich im besten New Yorker Hafenslang heraus. »Darauf habe ich die ganze Zeit gewartet.«
    Sie rutschte auf dem Stuhl so weit vor mir zurück, wie es ihr die Rückenlehne gestattete. Als ihre Finger langsam zu ihrer Handtasche tasteten, holte ich meinen Revolver wieder aus der Manteltasche.
    »Jetzt wollen wir mal miteinander ins Geschäft kommen«, raunzte ich in der Hoffnung, sie würde mich für einen Gangster halten. »Wo sind die Patronen?«
    »Welche Patronen?« erwiderte sie leise. Ich blickte sie finster an. »Spiel mir bloß nicht die kleine dumme Pute vor! Ich bin heute schon einmal verdammt unangenehm geworden, und ich kann’s auch noch mal werden!«
    Ihr Blick irrte von mir ab auf das Bettgestell. Sofort wandte sie sich erschrocken wieder zu mir. Sie atmete heftig. »Deswegen kam ich doch«, erklärte sie leise. »Ich wollte noch einmal mit ihm über die Patronen sprechen.«
    Ich beugte mich vor.
    Sie hob erschrocken die Hände. Anscheinend fürchtete sie, ich würde sie schlagen. Ein Glück, daß sie nicht wußte, wer ich war. Sie hätte wesentlich weniger Angst gehabt. Denn daß ein G-man keine Frau schlägt, weiß jedes Kind.
    »Quatsch mir keine Opern vor!« fauchte ich. »Ich weiß genau, daß er dir die Patronen verkauft hat!«
    »Wenn er’s doch getan hätte!« entfuhr es ihr unwillkürlich. »Ich bot ihm 10 000 Dollar dafür. Er verlangte 250 000. 250 000! Überlegen Sie sich das! Das ist ein Vermögen! So hoch ist unser Etat nicht, das konnten wir niemals ausgeben. Deswegen bin ich doch jetzt wiedergekommen. Ich habe Befugnis, das Angebot zu verdoppeln. Aber das ist das Äußerste! Meine Güte, wer zahlt denn eine Viertelmillion für ein paar dumme Gaspatronen!«
    Jetzt hatte sie endgültig die Katze aus dem Sack gelassen. Also war sie zumindest hinter diesen Patronen her gewesen.
    »Dumme Gaspatronen!« nickte ich. »Aber Sie zahlen im Namen Ihrer Regierung immerhin 20 000 dafür! Und sicher wären Sie noch höher gegangen. So unbedeutend können die Patronen also gar nicht gewesen sein. Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle: Jerry Cotton, FBI. Hier ist mein Dienstausweis. Sie wissen, daß das FBI in den Staaten auch für die Bearbeitung von Spionagefällen zuständig ist. Zeigen Sie mir Ihren Ausweis!«
    Sie schluckte und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Schließlich brachte sie heiser hervor: »Ich…bin keine Amerikanerin.«
    »Danach habe ich nicht gefragt«, erwiderte ich. »Ich wollte Ihren Ausweis sehen.«
    »Warum? Sie können mich nicht verhaften! Ich unterstehe nicht Ihren Gesetzen. Ich genieße die Immunität des Diplomatischen Corps!«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Sie kennen ja die Art, wie wir so etwas regeln. Wir werden Sie ausweisen.«
    Sie preßte die Lippen hart aufeinander. Einen Augenblick tat sie mir fast leid. Ihre eigenen Leute würden ihr gehörig auf die Füße treten.
    »Hören Sie«, stieß sie hastig hervor. »Sie sind allein hier. Niemand hat mich kommen sehen. Ich gebe Ihnen Geld, viel Geld, echte amerikanische Dollars, wenn Sie mich jetzt gehen lassen. Ich werde zu keinem Menschen ein Wort davon sagen, daß wir uns hier getroffen haben. Ich werde sagen, daß ich gar nicht hier war. Sie brauchen deshalb keine Rückschläge für sich zu befürchten. Lassen Sie mich gehen, bitte!«
    Ich mußte den Kopf schütteln, ob ich wollte oder nicht. »Tut mir leid«, sagte ich. »Wäre ich in Ihrem Lande in der gleichen Situation, würden auch Sie mich nicht gehen lassen. Sie müssen das verstehen. Kein Mensch hat mich gezwungen, diesen Beruf zu ergreifen. Jetzt, da ich ihn gewählt habe, muß ich meine Pflicht tun, und zwar auf eine ehrliche Weise.«
    Ihre Augen wurden groß. »Ihr seid sonderbare Kerle, ihr Amerikaner«, sagte sie. »Meine Landsleute müßten mehr von euch wissen, sie müßten euch besser kennen. Vielleicht wäre manches in der Welt anders. Und vielleicht säße ich dann nicht hier.«
    Ich zog eine Zigarette aus meiner Jackentasche und hielt sie ihr hin. »Rauchen Sie!« sagte ich. »Wir müssen nicht Feinde sein, nur weil wir auf verschiedenen Seiten stehen.«
    »Danke«, sagte sie. »Ich möchte…«
    Ich hob die Hand, legte sie ihr auf den Mund und raunte: »Pst! Keinen Laut!« Draußen im. Flur waren wieder Schritte. Schnelle und entschlossene Männerschritte. Zum zweitenmal nahm ich meinen Revolver in die Hand. Die Schritte verstummten, aber ich hatte nicht hören

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