0201 - Im Zentrum des Schreckens
Leichtsinn aus.
Es war imponierend und abschreckend zugleich für mich, die Todesengel aus dem Grau der unendlichen Weite innerhalb dieses Schreckenszentrums stürzen zu sehen. Sie rauschten heran, flogen elegant und schlugen die entsprechenden Bögen, um sich in den Pulk der anderen einzureihen. Asmodina als ihre Herrscherin ließ sich ebenfalls von ihnen tragen. Sie glitt dahin wie auf einer Sänfte liegend, und einem Feldherr gleich führte sie die kleine Armee an.
Ich befand mich dicht hinter ihr. Die vier Engel hielten mich nach wie vor fest. Ich hatte mich auch nicht mehr verkrampft, sondern war ziemlich gelockert. Mit der Zeit gewöhnt man sich an alles. Die Engel flogen über und unter mir. Die Luft war erfüllt von einem gewaltigen Rauschen, und als ich den Kopf hob, sah ich zum ersten Mal unser Ziel. Zumindest hoffte ich stark, dass es das Ziel war.
Vor uns befand sich ein heller Streifen. Er lief von rechts nach links, schien keinen Anfang und kein Ende zu haben, und er war leicht gekrümmt. Würden wir in eine andere Dimension stoßen?
Ich hatte den Gedanken kaum formuliert, da waren wir bereits dicht davor. Und tauchten hinein! Die Zeitspanne war kaum zu messen, aber ich fühlte so gut wie nichts mehr. Eine Schwärze oder Leere schien mich regelrecht zu fressen, mein Blutkreislauf stockte, die Eindrücke der näheren Umgebung verwischten, ich merkte gar nichts, hielt auch die Augen geschlossen und öffnete sie erst wieder, als ich das Rauschen vernahm und die Kälte spürte.
Ja, es war verflucht kalt.
Die Luft drang in meine Lungen, als ich Atem holte und meinen Kopf drehte, um nach unten zu schauen. Wir hatten das Zentrum des Schreckens verlassen und waren in eine andere Dimension geflogen. Aber und jetzt wurde meine Überraschung riesengroß wir befanden uns nicht mehr im Reich des Teufels, sondern auf der Erde.
Unter mir sah ich eine graugrüne wogende Fläche, aus der einige Flecken herausstechen. Inseln… Es dauerte etwas, bis ich meine Gedanken formuliert und gesammelt hatte. Dann wusste ich Bescheid. Ja, Freunde, ich kannte genau den Ort, an den man mich geführt hatte. Sir James Powells Worte fielen mir ein. Dr. Tod hatte sein Hauptquartier dort, wo sich die Südspitze des amerikanischen Kontinents befand. In Feuerland!
Und über diesen Inseln befanden wir uns auch!
Im ersten Augenblick übersprang mein Herz vor Freude einen Schlag. Ich hatte die Dimension des Schreckens hinter mir gelassen. Die höllische Reise war zu Ende, ich befand mich wieder in meiner Welt.
Aber war die Reise wirklich beendet? Ich dachte daran, was Asmodina vorhatte. Sie wollte Dr. Tod und die Mordliga vernichten. Die Taktik war dabei leicht zu erraten. Zusammen mit ihren Todesengeln wollte sie die Festung des Solo Morasso stürmen. Sie vertraute den Worten des Teufels nicht, der ihr gesagt hatte, dass Dr. Tod sein Versteck längst nicht mehr bewohnte, sondern sich mit seinen Monstern auf den Weg gemacht hatte, um Asmodina zu finden. Jetzt war sie gekommen, und ihr Angriff würde ins Leere stoßen.
Wir glitten tiefer. Eine starke Spannung hatte mich ergriffen. Es war, als hätte ich einen Stromstoß erhalten. Je tiefer wir flogen, umso deutlicher erkannte ich die zahlreichen Inseln, deren Umrisse mit einer hellen Schaumkrone versehen waren. Verantwortlich dafür war die Brandung, die Tag und Nacht gegen die Klippen drosch. Aber ich sah noch etwas.
Über drei Inseln lag ein feiner Dunst. Es waren keine Tropfen, die durch Gischtfontänen verursacht wurden und sich zu diesem Vorhang vereinten. Das sah mir ganz nach Nebel aus. Nebel? Und da klickte es in meinem Gehirn. Ich brauchte diesen Begriff nur durch zwei andere zu erweitern. Der Würfel des Unheils und Dr. Tod.
Durch den Würfel war Solo Morasso in der Lage, den Todesnebel zu produzieren. Er hatte es geschafft. Der Nebel blieb über den Inseln liegen, und auch der stärkste Wind konnte ihn nicht vertreiben.
Ich bemerkte, wie der lange Fahnenschleier hin und herbewegt wurde, die einzige Konzession an den starken Wind. Ich kannte auch seine zerstörerische Kraft. Wenn ein Mensch mit diesem verfluchten Nebel in Berührung kam, dann löste ihm dieser die Haut vom Körper. Mich hatte er bisher verschont, obwohl ich mit ihm schon mehrere Male in Berührung gekommen war. Er tat mir damals deshalb nichts, weil ich mein Kreuz bei mir trug. Es schützte mich davor. Nun aber war ich ›nackt‹.
Noch befanden wir uns hoch genug. Der Nebel hatte uns noch nicht
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