0202 - Bring mir den Kopf von Asmodina
der Glaube der Sekten aufbaute.
Eine halbe Stunde verging. Nur das Atmen war zu hören, und ab und zu ein Rascheln, wenn jemand eine Seite umblätterte.
Plötzlich stieß Kara einen lauten Ruf aus. »Ich hab's!«
»Was?« rief Suko. Wie auch die anderen ließ er sein Buch sinken und legte es zu Boden, damit Kara Platz hatte, ihren Wälzer aufgeschlagen auf den Tisch zu legen.
Gespannt beugten sich alle darüber.
»Seht die Zeichen!« flüsterte sie. »Ich meine die Schrift. Die einzelnen Buchstaben sind mit denen identisch, die ich hier in diesem Buch gefunden habe.«
Sie schauten genau hin.
Tanith nickte. »Ja«, bestätigte sie, »das stimmt.«
Auch die anderen nickten.
»Kannst du sie vorlesen?« fragte Myxin, der kleine Magier.
»Sicher, hier ist auch die Übersetzung.« Kara fuhr mit dem Zeigefinger, die Seite von oben nach unten entlang und stoppte am unteren Rand der Buchseite, wo die Erklärung allgemeinverständlich gegeben war.
»Dann lies vor«, flüsterte Shao.
Kara sprach mit leiser, aber dennoch verständlicher Stimme. Sie sagte folgende Worte: »Und nun wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Vertraue dem Geist, der dich leitet, Gutes zu tun, ja, rechtschaffen zu handeln, demütig zu wandeln, gerecht zu urteilen. Und dann, oder dadurch, wirst du all dies wissen, was du dir wünscht, die zu den Dingen der Gerechtigkeit gehören, sofern du das große Vertrauen in die Sache des Guten hast.«
Sie schwieg und schaute ihre Freunde an.
»Das war alles?« fragte Suko.
»Ja.«
»Es klang nach einer Offenbarung«, meinte Tanith. Kara nickte. »Das wird es wohl gewesen sein. Nur - wer hat diese Offenbarung von sich gegeben?«
»Steht das nicht dabei?« wollte Shao wissen.
»Nein.«
»Es hört sich sehr prophetisch an«, sagte Suko. »Könnte das unter Umständen Nostradamus gewesen sein?«
Tanith hob die Schultern. »Möglich ist es. Wer kann das alles wissen? Auch ich kenne Nostradamus nicht so gut, dass ich jeden Spruch von ihm auswendig weiß.«
»Die Teufelsmönche kann man nicht mehr fragen«, murmelte Suko.
»Durch den Kelch hat John sie vernichtet. Und er hat sich den Kelch aus einer alten Kapelle geholt. Der Kelch des Feuers strahlt tatsächlich wie Feuer, wenn man ihn aktiviert.« Suko schaute Tanith an. »Sollen wir es noch einmal versuchen?«
»Was?«
»Ja, ich möchte, dass Sie eine letzte Beschwörung vornehmen und dann die Worte sprechen, die auf dem Kelch auch zu lesen sind. Vielleicht gelingt es uns dann, das Geheimnis zu lösen. Diese Worte könnten die Kugel aktivieren, damit sie uns den Weg zu John Sinclair zeigt. Verstehen Sie?« Tanith blickte die anderen an. Nirgendwo erntete sie Widerspruch. Auch sie waren davon überzeugt, dass es die letzte Chance war, noch etwas in die Wege zu leiten.
Die Wahrsagerin nickte. »Nun gut«, sagte sie. »Wenn Sie meinen, werde ich es noch einmal versuchen.«
»Danke«, erwiderte Suko schlicht. Er wusste, was die Astrologin da auf sich nahm. Sie hatte schließlich schon zwei Beschwörungen hinter sich. Eigentlich war es unverantwortlich, sie noch einmal darum zu bitten, doch diesmal besaßen sie eine Chance, weiterzukommen und etwas zu erfahren.
»Kann ich zuvor noch zu trinken haben?« fragte Tanith.
Shao stand auf. »Ich hole Ihnen ein Glas.«
Als sie verschwunden war, setzte sich Tanith entspannt hin. Sie schloss die Augen zur Hälfte und konzentrierte sich. Niemand sprach sie jetzt an. Jeder wusste, wie hart die nächsten Minuten werden würden, wenn sie den Versuch unternahm.
Mehrere Stunden saßen sie jetzt beisammen. Und endlich war es ihnen gelungen, einen Teilerfolg zu erzielen. Würde er sich zu einem vollen Erfolg entwickeln?
Keiner wusste es mit Sicherheit zu sagen, doch jeder hoffte es. Diese Hoffnung war das einzige Gefühl, das alle Anwesenden beseelt hatte.
Shao brachte ein Glas mit Orangensaft.
Tanith trank es leer. Sie stellte es zur Seite und bat darum, das Licht auszuschalten. Nur eine Kerze sollte brennen, damit sie die Worte aus dem Buch ablesen konnte.
Nach einer halben Minute war es soweit. Die Astrologin und Wahrsagerin konnte beginnen.
Wieder beugte sie sich vor, und abermals umfassten ihre langen Finger die geheimnisvolle Kugel. Diesmal konzentrierte sie sich nicht nur gedanklich, sondern schaute nach links, wo aufgeschlagen das Buch lag, in dem die geheimnisvollen Worte standen.
Niemand sprach.
Konzentration!
Tanith wollte ihr bestes geben. Sie merkte bereits, wie sich die Kugel erwärmte. Ein
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