0202 - Bring mir den Kopf von Asmodina
kannte, wusste auch über die Hölle Bescheid. Wollte er mir ebenfalls eine Offenbarung zuteil werden lassen? Hatte er seine Offenbarungen durch den Seher bekommen? Wusste dieses Geistwesen mehr als Nostradamus? Wusste er vielleicht alles?
Der Mathematiker hatte meine Gedanken erraten. »Nein«, hörte ich ihn. »Der Seher weiß auch nicht alles. Es gibt einen, der noch über ihm steht, dessen Geist allmächtig und unfassbar ist…«
Ich erschauderte, denn ich wusste genau, wen er meinte. Ich kam mir auf einmal so unendlich klein und hilflos vor, wie ein Staubkorn im Mahlstrom der Ewigkeit.
»Aber du bist der Sohn des Lichts«, hörte ich ihn wieder. »Du hast das Kreuz und deshalb ein großes Erbe übernommen…«
»Erzähle mir etwas von diesem Erbe. Berichte mir von meinem Kreuz. Woher stammt es genau? Wer hat es geschmiedet?«
»Du wirst es erfahren. Irgendwann einmal. Falls du dann noch lebst. Jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt, dich in die Geheimnisse des Kreuzes einzuweihen. Du wirst es schon erfahren. Stück für Stück, Teil für Teil, aber du musst erst die Voraussetzungen schaffen. Du musst mehr über deine Gegner wissen, denn dein Hauptgegner ist nicht Dr. Tod oder Asmodis, sondern die Hölle!«
»Nein!«
Die Antwort war so bestimmt gegeben worden, dass sie mich regelrecht erschreckte. Mit einemmal geriet mein Weltbild ins Wanken.
Der Teufel, also Asmodis, sollte nicht der Herrscher der Hölle sein?
Nicht der oberste Fürst?
Das konnte ich nicht glauben. Es war schon seit langen Zeiten so.
Immer hatten die Menschen den Teufel als das absolut Böse angesehen.
Nein, Nostradamus lag hier falsch.
Lag er das wirklich?
Wieder vernahm ich seine Stimme.
Sein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, in seinen Augen schienen Sterne zu blitzen, als er erwiderte. »Ich weiß genau, was jetzt in dir vorgeht, John Sinclair. Aber glaube mir, ich habe recht.«
»Wieso?«
»Ich will es dir sagen, und du musst genau zuhören, denn viel Zeit bleibt nicht mehr. In deiner Nähe bahnen sich Dinge an, die entscheidend für deine Zukunft werden können, deshalb stelle keine Fragen und höre genau zu. Vor unendlich langen Zeiten, als die Erzengel die Träger des Lichts waren, kam es zum großen Kampf zwischen Michael und dem abtrünnigen Luzifer. Dieser Kampf wurde mit Schwertern ausgetragen, und Luzifer, der das Böse verkörperte, verlor. Michael stieß ihn in die Tiefen der Verdammnis, wo er, als der Fürst der Hölle, ein gewaltiges Reich aufbaute. Es ist so groß, dass es sich mit dem Licht durchaus messen kann. Luzifer hatte zwar eine Niederlage erlitten, aber er gab nicht auf. Er sammelte die Bösen, die Wesen der Dunkelheit, um seinen Thron, und er gab ihnen den Auftrag, für immer und alle Zeiten gegen die Kräfte des Lichts zu kämpfen. Während die Wesen der Finsternis von den Engeln weiterhin verstoßen wurden, nahm Luzifer sie gern auf. Er arbeitete eine regelrechte Hierarchie der Finsternis aus und gab den Wesen Namen. Einige möchte ich dir nennen, und jeder von ihnen ist so mächtig wie Asmodis, denn auch er ist nur ein Teil der Hölle, einer der Unterführer, mehr nicht. Da gibt es Bael, den Herrscher mit den drei Köpfen. Er allein befiehlt über 66 Legionen von Teufeln. Und er kann auch seine Gestalt verändern. Er ist unheimlich stark, kann den Menschen Weisheit und Unsichtbarkeit geben. Ferner existiert Forkas, der den Menschen ebenfalls unsichtbar machen kann. Dann Buer und Marchocias. Auch sie sind Höllenfürsten. Astaroth findet man ebenfalls in diesem Reigen. Auch Eurynome oder Amducias. Zusammen mit Bael und Astaroth bilden sie AEBA, das höllische Quartett, das sich bisher ziemlich im Hintergrund gehalten hat. Es sind nur die Namen einiger Höllenfürsten, die ich dir aufgezählt habe, doch jeder von ihnen besitzt und besaß eine große Macht. Sie wurde ihnen gegeben, noch bevor die Menschen den Erdenball bevölkerten. Und über allem steht Luzifer. Er ist der absolute Kaiser, und er zieht auch die Fäden. Ihn hat noch nie ein Mensch zu Gesicht bekommen, aber er gebietet über zahlreiche Fürsten. Als dann die Menschen die Welt bevölkerten und sich vermehrten, wobei die einzelnen Rassen entstanden, da machten sich die Dämonen und Höllenfürsten auf, um Diener zu bekommen. Sie schafften es tatsächlich, so dass die Menschen zwar mehrere Teufel kannten, in Wirklichkeit aber ein und denselben anbeteten. Sie alle wollten das gleiche. Die, die bei dir leben, John Sinclair, sagen Asmodis.
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