0202 - Bring mir den Kopf von Asmodina
Im Orient wird Bael verehrt, in Japan Emmo-Hoo, und so hat jedes Volk seinen eigenen Teufel. Asmodis ist mit Emmo-Hoo identisch, nur trägt er dort einen anderen Namen, und er sieht auch anders aus. Er hat sich den Menschen anders gezeigt, und deshalb sind auch die Zeichnungen und Überlieferungen der Völker so grundverschieden. Im Prinzip meinen alle das gleiche. Hast du mich verstanden?«
Ich nickte und formulierte in Gedanken die Bejahung, obwohl ich kaum etwas begriffen hatte, denn in diesen Augenblicken wurde ein Weltbild in mir zerstört. Ich hatte bisher den Teufel, Asmodis also, für den obersten Höllenherrscher gehalten, doch das stimmte nicht. Aber nicht nur ich war diesem Irrtum erlegen, sondern auch die anderen Menschen, die einen ähnlichen Glauben vertraten wie ich. Wenn es wirklich so war, und warum sollte ich an den Worten des großen Nostradamus zweifeln, lohnte es sich dann noch, den Kampf gegen das Böse fortzusetzen? Wenn ich schon gegen Dr. Tod und seine Mordliga nicht ankam, die im Vergleich zur Hölle ja nur kleine Fische waren, dann würde ich gegen die Teufel doch erst recht nichts erreichen.
Diese Gedanken beschäftigten mich nicht nur, die deprimierten mich auch.
Das merkte Nostradamus. »Und doch solltest du nicht aufgeben, John Sinclair. Es hat immer Menschen gegeben, die gegen das Böse kämpften. In allen Zeiten war dies so. Du gehörst dazu, und du bist der Sohn des Lichts. Du hast das Kreuz, und du wirst im Buch der grausamen Träume erwähnt. John, ich beschwöre dich. Gib nicht auf, du bist einer der Stützpunkte auf einer Welt, die Luzifer erobern will. Deshalb schickt er seine Teufel vor, damit sie den Geist der Menschen zerstören. Er will das Chaos, er will die Kriege, und er findet immer wieder neue Diener. Stemme dich dagegen an, du schaffst es, du kannst es, denn du allein bist der Sohn des Lichts, dessen Bedeutung dir irgendwann einmal aufgehen wird. Noch ist es zu früh, aber ich weiß, ich sehe es, dass du die Geheimnisse einmal erfahren wirst. Ich merke, wie unser Kontakt schwächer wird. Das Böse ist stark, sogar sehr stark. Deine Freunde versuchen ebenfalls, mich zu rufen. Denk an den Kelch des Feuers, er ist mein Erbe an die Nachwelt, und er ist inzwischen vollständig. Wir werden über deine Zukunft wachen, auch wenn sie schlimm aussieht, denn die Großen Alten, die Dämonen der Urzeit, sind bereit, wieder aufzuerstehen. Das kann ein Jahr dauern, aber auch zwei. Nimm den Kampf auf, John Sinclair. Lass nicht ab, mache weiter! Du kannst es, denn wenn es einer kann, dann du. Vertraue auf deine Freunde, vertraue auf den, der hinter allem steht und alles erschaffen hat, dann wird die Hölle zwar weiterexistieren, aber keine großen Siege erringen können…«
Es waren die letzten Worte des großen Sehers. Sein Gesicht verblasste, als würde sich Nebel unter den Sonnenstrahlen blitzschnell auflösen.
Ich hielt noch immer den Blick nach oben gerichtet. Wo sich das Gesicht des Nostradamus befunden hatte, sah ich nur noch das helle Licht. Es schien zum Greifen nahe zu sein, war jedoch in Wirklichkeit so weit entfernt, dass unsere Mathematik nicht ausreichte, um alles in Zahlen zu erfassen.
Auf einmal wischten vier Strahlen hoch in diese Unendlichkeit. Mein Kreuz war aktiviert worden. Ich schaute den Strahlen nach und sah dort, wo sie endeten, vier Gesichter.
Nur für einen kurzen Augenblick.
Vier gütige, weise, junge und dennoch erfahrene Gesichter, mit Lippen, die auffordernd lächelten.
Die vier Erzengel.
Und zwischen ihnen entdeckte ich ein Augenpaar, in dem die Weisheit der Ewigkeit stand.
Der Seher schaute mich an…
Vielleicht war die Szene nur für den Bruchteil einer Sekunde zu erkennen, aber sie sagte mir alles. Sie gab mir Mut, ich fühlte mich bestätigt und holte tief Atem.
Ja, ich würde weitermachen.
Ja, ich wollte meine Kraft einsetzen.
Ja, ich ließ mich nicht von den Kräften der Hölle unterkriegen. Nicht von einem Asmodis und weder von Asmodina noch von Dr. Tod. Ich wollte kämpfen.
Und ich sprach die Worte aus, obwohl ich die Gesichter und das Augenpaar nicht mehr sah.
Wie ein Schwur klangen meine Worte. Ein Schwur, den ich unbedingt erfüllen wollte.
Im gleichen Augenblick brach der Kontakt ab. Das Licht verschwand, und ich befand mich in der Realität wieder.
Das hieß, in einer der Höllen!
Sofort war ich voll da und stellte erst jetzt richtig fest, dass ich am Boden lag.
Rasch kniete ich mich hin.
Ich konnte nicht zeitlich
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