0203 - Blizzard über New York
Brig-Gang nicht bald in Handschellen präsentieren, können wir drei den Abschied einreichen. Manche Leute glauben, wir vom FBI brauchen bloß mal scharf um die Ecke zu gucken, um einen Verbrecher zu fassen. Wenn wir zwölf Stunden nach der Tat den Gangster noch nicht erledigt haben, wirft man uns glattweg Unfähigkeit vor!«
Phil grinste.
»Chef, trösten Sie sich. Wenn die Gangster jeweils nur so viel Gehirn besäßen wie die geistig Unterbelichteten, die solch dumme Sprüche von sich geben, dann würden wir sie stets schon fünf Minuten vor dem Verbrechen ertappen!«
Der Chef nickte lächelnd und entließ uns.
***
Die Züge verkehrten noch immer nicht regelmäßig, der nächste nach Albany würde erst gegen neun Uhr am folgenden Tag abfahren. Also mussten wir uns in das Abenteuer stürzen, mit dem Auto Albany zu erreichen.
Der Jaguar blieb zu Haue, weil seine ramponierte Nase erst einer Schönheitskur unterzogen werden sollte, bevor ich mich mit ihm wieder unter die Menschheit wagte. Einer unserer als Zivilfahrzeug getarnten Streifenwagen tat denselben Dienst, zumal auf der vereisten nächtlichen Straße alle Autos gleich langsam fahren mussten.
Die Fahrt durch die verschneite, nächtliche Landschaft wurde alles andere als angenehm. Selbst ich, ein leidenschaftlicher Autofahrer, schimpfte, denn wenn man immer wieder aussteigen und Schneeverwehungen von der Straße schippen muss, um weiterzukommen, dann hört jeder Spaß auf.
Der Morgen graute bereits, als wir endlich nach Albany kamen. Die Stadt hat einen ganz eigenen Charakter. An jeder Ecke steht irgendein historisches Gebäude oder ein Museum, nicht umsonst wird Albany die Wiege der Union genannt. Aber solche Dinge waren für uns gegenwärtig ziemlich unwichtig.
Dagegen spielte die Bedeutung Albanys als Verkehrsknotenpunkt schon eine größere Rolle. Hier trafen sich die Highways 5,9 und 20, die großen Überlandstraßen, nämlich die Massachusetts Tümpike und die-Thruways 23 und 24, sowie die Linien von drei Eisenbahngesellschaften. Dazu kam der Schiffsverkehr auf dem Mohawk River und dem Hudson, die bei Alban zusammenfließen. Selbstverständlich gibt es auch einen Flughafen, aber der war zurzeit wegen des Schnees auf den Pisten gesperrt.
Der Chef der dortigen City Police, Schuyler, erwartete uns schon. Mr. High hatte uns telefonisch angemeldet, er vergaß einfach nichts.
Schuyler zeigte sich untröstlich, weil seine Männer die Gangster nicht hatten fassen können. Ich beruhigte ihn mit dem lakonischen Hinweis, dass auch die beste Polizei keinen Verbrecher festzunehmen vermag, der überhaupt nicht erscheint. Außerdem wies ich darauf hin, dass wir alle Aussicht hätten, die Brig-Gang doch noch in kurzer Zeit zu sprengen.
Dann erklärte ich, warum wir die Gangster ausgerechnet in Albany erwarteten. Bevor wir mit dem Polizeichef gemeinsam erörterten, wie wir am schnellsten die alten Bekannten Brigs aufstöbem könnten, rückte Phil mit einem guten Vorschlag heraus: »Wir dürfen nicht nur eingleisig vorgehen, sondern müssen mehrere Eisen gleichzeitig im Feuer haben. Vielleicht gelingt es den Gangstern, nach Albany zu kommen, ehe wir ihr Versteck aufgespürt haben. Was werden sie dann als Erstes unternehmen?«
»Das ist nicht schwer zu erraten, wenn man sich in ihre Lage hineinversetzt«, erwiderte ich. »Sie werden versuchen, die Reiseschecks zu Bargeld zu machen, da sie jeden Augenblick damit rechnen müssen, dass wir die Zahlstellen warnen. In diesem Punkt, so glaube ich, werden wir den Banditen auf jeden Fall zuvorkommen!«
Ich holte aus der Aktentasche die mitgebrachten Steckbriefe und Verzeichnisse der im Waldorf Astoria erpressten Reiseschecks.
Schuyler klingelte einem Beamten und gab ihm den Auftrag, dafür zu sorgen, dass diese Ünterlagen unverzüglich an die Banken, Wechselstuben und Reisebüros von Albany verteilt würden.
***
Mit lautem Getöse rasselte der Schnellzug New York - Albany - Utica -Buffalo aus dem erleuchteten Bahnhof von Peekskill. Die wenigen Reisenden, die hier ausgestiegen waren, hatten sich rasch verteilt.
Nur noch vier Männer standen etwas unschlüssig vor dem Bahnhofsgebäude. Sie sahen aus wie Pendler, die täglich von außerhalb nach New York fahren und von der Arbeit nach Hause gekommen waren.
Zwei von diesen Männern trugen prall gefüllte Rucksäcke, in dem einen schien Werkzeug zu sein. Auch zwei Schaufeln hatten sie dabei. Das fiel bei der gegenwärtigen Wetterlage nicht weiter auf, denn wenn jemand
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