0203 - Die Stadt der Verfemten
der Hand und warf sie Rhodan zu, der sie geschickt auffing. Sofort begann er den Mechanismus zu untersuchen. Es gab keinen Abzugshebel, aber als Rhodan einen Knopf unterhalb des Schaftes berührte, verließ ein flammender Strahl den Lauf.
Die Fledermäuse schrien und senkten sich langsam tiefer.
Rhodan sah den Fremden jetzt zum erstenmal aus der Nähe.
Seine Hand war silbrig, und er war vollkommen haarlos. Selbst im Tod strahlte er eine ruhige Würde aus.
Vor ihm schnellte sich Kasom mit einem mächtigen Satz auf das Gleitband hinauf. Eine Fledermaus stieß mit ausgestreckten Krallen auf ihn herab. Der Kopf glich fast dem eines Wolfes, nur wenn sich der kurze, ungemein starke Schnabel öffnete, milderte sich dieser Eindruck. Rhodan wagte nicht, einen Schuß abzugeben, denn er konnte mit der fremden Waffe leicht den Ertruser treffen. Kasom duckte sich, der Vogel krächzte zornig, als er über den Ertruser hinwegflog und fast gegen die Tunnelwand geprallt wäre. Da warf sich Kasom nach vorn, so schnell, daß Rhodans Augen kaum der Bewegung folgen konnten. Mit beiden Händen packte Kasom den Angreifer von hinten. Das Wesen schrie. Federn stoben.
Da erhielt Rhodan einen Stoß in den Rücken und taumelte gegen den Wagen. Instinktiv ließ er sich fallen. Das rettete ihn vor dem zustoßenden Schnabel eines Angreifers. Er kroch unter den Wagen und brachte die Waffe in Anschlag. Die Anwesenheit des toten Fremden mit der Silberhaut machte ihn unruhig. Auf dem gegenüberliegenden Gleitband tauchte einer der Gegner auf.
Rhodan zielte und schoß. Die Bestie kippte vom Band und stürzte auf den Boden hinab. Zorniges Krächzen kam von der Tunneldecke herab.
Wie eine Schlange kroch Rhodan auf die andere Seite des Wagens. Er sah Kasom flach auf dem nach oben führenden Band liegen. Die Luft war mit Aasgeruch erfüllt. Das Krächzen dröhnte in Rhodans Ohren.
„Schnell, Sir!" schrie Kasom, die Hände vor dem Mund zu einem Trichter formend.
Mit einem Satz kam Rhodan auf die Beine. Er warf sich herum und feuerte auf zwei Schatten, die im Sturzflug auf ihn herabkamen. In der flammenden Helligkeit der ausströmenden Energie sah er die Feinde fast wie auf einer Röntgenaufnahme.
Kasom war schon fünfzig Meter weiter davongeglitten. Wieder schoß Rhodan, doch die Angreifer kamen näher. Dann gab es nur noch krächzende Ungeheuer um ihn herum. Er fühlte, wie das Blut in seinen Adern pochte. Immer wieder drückte er auf den Feuerknopf, ohne noch richtig zu zielen. Dann packte er den heißen Lauf der Waffe und schwang den Schaft über dem Kopf. Er traf, und er traf wieder. Sein eigener Schwung riß ihn mit und schleuderte ihn für Sekunden aus dem Kreis der Fledermäuse heraus. Er atmete mit geöffnetem Mund. Nur unbewußt verfolgte er, wie Kasom mit einem zornigen Aufschrei vom Band hüpfte und zur Unterstützung herbeieilte.
Ein Schnabelhieb traf Rhodan an den Oberarm. Krallen zerfetzten seine Jacke. Doch die ganze Zeit über wurde er von einer wilden Entschlossenheit durchdrungen, lebend an die Oberfläche dieser Welt zu kommen. Die Gedanken an den Toten mit der Silberhaut gaben ihm Kraft. Kasom erreichte den Kampfplatz. Mit bloßen Händen ging er gegen die Vögel vor.
Dann war mit einem Schlag alles vorbei. Irgendwo aus dem Tunnel drang enttäuschtes Krächzen. Kasom stand mit hängenden Schultern neben dem Wagen. Vier tote Fledermäuse lagen zwischen den Bändern.
„Sie sind weg", sagte Kasom ruhig.
Rhodan fuhr sich mit der Hand über den brennenden Nacken.
Die Wunden, die ihm die Gegner geschlagen hatten, schmerzten.
Er ging zum Mann mit der Silberhaut und beugte sich zu ihm hinab.
Welches Schicksal mochte dieses Wesen nach Quarta verschlagen haben? Jede Lebensform auf dieser Welt hätte wahrscheinlich eine Geschichte erzählen können - und es wären viele unglückliche Geschichten gewesen, schätzte Rhodan.
Er hörte, daß Kasom neben ihn trat.
Einige Sekunden betrachteten sie schweigend den Toten.
Schmerzhaft empfand Rhodan die Kluft, die zwischen ihm und diesem Wesen lag. Was mochte der Silberhäutige vor seinem Tode empfunden haben?
Rhodan erhob sich.
„In jedem intelligenten Wesen lebt die Sehnsucht nach Freiheit", sagte er. „Es ist gleichgültig, von welcher Galaxis es kommt."
„Freiheit", wiederholte Kasom traurig. „Dieses Wort scheint auf dieser Welt nicht zu existieren."
Gemeinsam kehrten sie zum Gleitband zurück, das sie schnell der Oberfläche entgegentrug. Bald erreichten sie den
Weitere Kostenlose Bücher