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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vermutete.
    Während Colette ihr Gesicht in den kleinen Händen verbarg, fuhr die Klinge in das quallige Gesicht.
    Sie war sehr scharf und schlitzte die gallertartige Haut auf, drang in den Wurmwirrwarr hinein, Marcel drehte das Messer und zog es dann nach oben.
    Schwer drang es aus der schleimigen Masse. Er hatte den seltsamen Kopf fast gespalten.
    Hände, kalt wie Gestein, fassten nach seinen Schultern und wollten ihn festhalten. Marcel sprang kraftvoll zurück, die Hände rutschten ab, und Pal torkelte ein paar Schritte nach vorn, so dass Marcel ausweichen musste.
    War der andere erledigt?
    Nein, er fiel nicht. Er stand zwar nicht mehr so sicher, und aus dem breiten Spalt im Kopf tropfte Schleim, vermischt mit den kleinen Würmern, sterben konnte er nicht. Er hielt sich nach wie vor auf den Beinen. Marcel musste mit ansehen, wie die Wunde langsam wieder zuwuchs, als wäre nichts geschehen.
    »Nein!« keuchte er. »Das ist verrückt, das ist Wahnsinn, das ist einfach irre…«
    Pal lachte. Es war ein drohendes, knurrendes Gelächter. Tief in seiner Kehle wurde es geboren und sollte Marcel die eigene Hilflosigkeit demonstrieren.
    Trotz seiner schlechten Situation dachte der Bandit logisch weiter. Mit dem Messer hatte er nichts erreicht, demnach würde es auch nicht helfen, wenn er auf Pal schoss. So blieb nur noch eine Chance für ihn und das Kind. Die Flucht!
    Marcel schaute auf Colette. Sie hockte geduckt am Boden und weinte leise. Er konnte nachfühlen, wie es in ihr vorging, doch er durfte jetzt nicht zögern. Vor allen Dingen konnten sie hier nicht mehr bleiben, denn Pal hatte sich gedreht und das Mädchen entdeckt.
    »Auch sie wird Izzi gehören!« knurrte er.
    »Nein!« brüllte Marcel. »Izzi bekommt sie nicht. Ich werde sie beschützen - ich!« Er rannte auf Colette zu, riss sie hoch, die Decke flatterte zu Boden, und mit dem Mädchen auf seinen Armen rannte er an Pal, dem Monstrum, vorbei.
    Izzis Diener streckte noch seinen rechten Arm aus, um den Flüchtenden festzuhalten. Er griff ins Leere, weil Marcel einen Haken geschlagen hatte.
    Ruckartig hob er Colette an und warf sie über seine linke Schulter. Den linken Arm drehte er und klammerte das Mädchen in Hüfthöhe fest. Sein Messer hielt er weiterhin in der Rechten. Er glaubte daran, dass er es noch brauchen würde.
    Es war wirklich kein Vergnügen, über den Boden zu laufen. Der Weg fiel nicht nur ab, sondern war mit zahlreichen kleinen Steinen bedeckt, die Rutschfallen bildeten, so dass der Flüchtling Mühe hatte, mit seiner menschlichen Last das Gleichgewicht zu halten. Der rechte Arm schwang hin und her, mit ihm versuchte er, seinen Lauf auszubalancieren.
    Obwohl Colette wirklich kein Schwergewicht war und für ihr Alter eigentlich zu wenig wog, drückte ihr Gewicht. Je länger sie über der Schulter lag, um so mehr hatte Marcel das Gefühl, ihr Gewicht würde sich verdoppeln.
    Zudem war es nicht einfach, auf abschüssiger Strecke zu laufen. Die Beine wollten nicht so recht gehorchen. Sie machten sich selbständig.
    Hinzu kam die Last, sie drückte auch, und Marcel hörte sich keuchen. Er betete, dass er nur nicht hinfiel, dann war alles verloren.
    Sein Atem ging schwer. Keuchend drang er über seine Lippen, und es kostete ihn Luft, um eine Frage zu stellen.
    »Siehst du ihn?«
    »Ja!« lautete die weinerliche Antwort.
    »Ist er weit weg?«
    »Nein, er läuft schnell. Er bewegt sich so komisch. Sein Rücken ist rund.«
    »Ja, ich weiß.« Marcel biss die Zähne zusammen und steigerte sein Tempo noch. Pal war schnell. Er hätte ihn sicherlich niemals eingeholt, wenn Marcel allein gelaufen wäre, aber er musste da auf das Kind Rücksicht nehmen. Colette durfte er nicht im Stich lassen. Sie musste freikommen. Lieber würde er sterben.
    Querrinnen zeichneten den Boden. Durch sie lief das Wasser, wenn es bei Schneeschmelze von den Hängen floss. Sie waren im Laufe der Zeit entstanden, das Wasser hatte sie ausgewaschen, aber sie bildeten auch gemeine Stolperfallen.
    Eine Querrinne wurde Marcel zum Verhängnis. Sie war besonders tief ausgewaschen. Er merkte es, als er wegknickte, den rechten Fuß allerdings wieder hervorriss, doch dann mit der Spitze gegen die seitliche Kante der Querrinne stieß.
    Marcel stolperte.
    Er vernahm Colettes Schrei, als er sich im Fallen befand, es war zu spät. Marcel schaffte es nicht mehr, sich auf den Beinen zu halten. Rasend schnell kam der Erdboden auf ihn zu. Sein Gesicht verzerrte sich, dann erfolgte der

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