0205 - Gangster zahlen auch mit Blei
Schalldämpfer auch nur ähnlich sah. Steven Warden spielte einfach großes Theater. Die Pistole lag gut in Wardens Hand. Ich sah deutlich die kleine Bewegung seines Daumes, mit der er den Sicherungsflügel umlegte, aber Jim Brack behielt mich im Auge, und er konnte die Bewegung nicht sehen.
Ich begriff, dass Brack und ich gleichzeitig sterben sollten. Phil war noch in Hörweite, und wenn die Schüsse in zu großen Abständen fielen, so hätte das den Plan gefährdet.
Howers Hände kamen leer aus den Taschen zurück.
»Ich habe keinen Schalldämpfer, Chef«, sagte er zögernd. Es klang wie das Geständnis eines Jungen, der seine Schulaufgaben nicht gemacht hatte.
»Verdammt«,, rief Warden. »Dann müssen wir es ohne abmachen. Los, Jim!«
Aber Brack rührte sich nicht vom Fleck. Sein Körper machte eine halbe Drehung. Der Lauf der Pistole in seiner Hand war immer noch gegen meinen Magen gerichtet, aber er sah nicht mich, sondern den Hafengangster an.
»Gut, Steven«, sagte er rau und nicht sehr laut. »Machen wir es, aber gib mir dein Schießeisen.«
»Warum?«, fragte Warden heiser. »Sind wir nicht Freunde, Jim?«
Bracks hässliches Gesicht zerbarst zu einer abschreckenden Grimasse.
»Her mit der Kanone!«, fauchte er. Es klang wie das Fauchen eines Tigers vor dem Ansprung.
Ich sah Steven Wardens Gesicht so genau wie in einer Großaufnahme auf der Kinoleinwand. Angst zuckte um seine Mundwinkel. Seine Lippen wurden trocken. Er fühlte sich erkannt, durchschaut und verloren. Die Verzweiflung stieß ihn in den Kampf. Ich sah genau, das Schlagen seiner Augenlider, als er sich entschloss, durchzuziehen. Dann krümmte er den Finger.
***
Brack schoss schneller. Er duckte den ungeschlachten Körper in einer blitzschnellen Drehung wie eine zustoßende Natter. Die Hand mit der Pistole schwang herum und bellte auf.
Ich sprang den »Hässlichen« aus dem Stand an.
Mit vollem Gewicht prallte ich gegen ihn, aber erst einen Sekundenbruchteil, nachdem die Kugel den Lauf verlassen hatte. Und niemand vermag den Weg einer Kugel zu ändern, wenn sie erst aus dem Lauf ist. Sie traf Steven Wardens Kopf. Und der Hafengangster war auf der Stelle tot. Aber das erfuhr ich erst später. Zurzeit rollte ich mit Brack über das Deck, holte mir blaue Flecken an allen Ecken dieses verdammten rostigen Kahns, der im wahrsten Sinne des Wortes ein Sarg zu sein schien und in meinem Gehirn hämmerte der Gedanke, dass ich Brack die Pistole aus der Hand reißen musste, wenn ich meinen nächsten Urlaub noch erleben wollte.
Sein Handgelenk bekam ich zu fassen, und ich umklammerte es mit allen zehn Fingern. Bracks linke Hand blieb auf diese Art frei. Er legte sie mir um den Hals und drückte brutal und mit aller Kraft zu.
Seine Finger besaßen die Kraft eines Schraubstockes. Wellen von Dunkelheit fluteten vor meinen Augen hoch.
Mein Herz schlug wie rasend und meine Lungen rangen verzweifelt nach Luft. Immer noch presste ich nur das Handgelenk des Mannes in meinen Fingern, drückte die Pistole auf diese Weise auf das Deck nieder, aber immer noch lag der Griff in Bracks Hand und sein Zeigefinger am Abzug.
Ich spürte, dass mir im nächsten Augenblick die Luft endgültig wegbleiben würde.
In einem Anfall von Panik löste ich die rechte Hand und donnerte, über Kreuz geschlagen, die Faust in Bracks Gesicht. Bei der Art, auf die wir uns ineinander verkrallt hatten, konnte nicht viel Musik im Schlag liegen.
Immerhin langte es, den mörderischen Griff an meiner Kehle ein wenig zu lockern.
Der »Hässliche« kämpfte, ohne einen Laut von sich zu geben. Manchmal knirschte er vor Anstrengung mit den Zähnen, aber er keuchte nicht, und er gab keinen Schmerzenslaut von sich, wenn meine Faust ihn traf.
Ich fühlte, wie er das Handgelenk in meinen Fingern drehte, und ich besaß in einer Hand nicht genug Kraft, um die Pistole niederzuhalten.
Ich schlug noch einmal und noch einmal zu. Meine Lungen bekamen Luft. Mein Gehirn funktionierte wieder. Ich musste ein Ende machen, so oder so.
Noch lag ich halb über Brack.
Ich zog die Knie an, versuchte mit den Füßen auf dem glitschigen Deck einen Halt zu finden, stieß mich ab und schnellte hoch, ohne den Griff um das Handgelenk zu lösen.
Ich habe nie herausbekommen, was bei diesem Manöver schiefging. Wahrscheinlich warf Brack sich in genau der richtigen Sekunde nach der anderen Seite. Jedenfalls glitten meine Finger von seinem Handgelenk ab. Ich schlitterte zwei Yards über das Deck und prallte
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