0206 - Die Schrecken der Hohlwelt
die vierte Schale... und erstarrte vor dem Anblick des freien Raumes, der sich plötzlich vor ihm auftat.
Es gab innerhalb des Planeten genug wunderliche Dinge, aber es war die Ganzheit dieser merkwürdigen Welt, die das größte Wunder darstellte. Wuriu, der Späher, brauchte eine Weile, bis er verstand, was er sah. Die Oberfläche des Planeten lag unter dem Licht dreier Sonnen. Der Planet, nicht die Sonnen, war der beherrschende Bestandteil dieser Konstellation. Die Sonnen bildeten ein regelmäßiges Dreieck, und der Planet stand dort, wo die drei Seitenhalbierenden einander schnitten.
Wuriu war erschöpft. Er spürte, wie das Blickfeld sich verdunkelte. Er war durch fast tausend Kilometer festes Gestein und durch Tausende von Kilometern an Hohlräumen hindurchgestoßen, und jetzt verließen ihn die Kräfte.
Er schloß die Augen. Der Verstand, bis jetzt völlig im Banne der paraphysischen Seherkraft, kehrte zu normaler Tätigkeit zurück.
Wuriu Sengu, der Späher, war nichts mehr als ein normaler Mensch, der schweißgebadet in der Koje seiner Privatkabine an Bord der CREST II lag.
Eine halbe Stunde später waren die Beobachtungsergebnisse den verantwortlichen Offizieren bekannt. Es ergab sich die nicht gerade einmalige, aber doch äußerst seltene Lage, daß eine Gruppe von unvoreingenommenen und sorgfältig geschulten Männern an der geistigen Kompetenz eines Mutanten zweifelte.
Man hielt Wuriu Sengus Beobachtungen für die Ausgeburt einer kranken Phantasie. Eine Hohlwelt waren die Männer bereit hinzunehmen, aber eine Hohlwelt in vier Etagen erschien ihnen ein ebensowenig ernstzunehmendes Objekt wie die um das Horn des Mondes geschlungene Bohnenranke, an der sich seinerzeit einer auf die Erde herabgelassen haben wollte.
Bezeichnenderweise waren es vor allem die jüngeren Offiziere, die Wuriu Sengus gesunden Verstand in Zweifel zogen. Es bedurfte der Autorität des Großadministrators, um die Zweifel, wenn auch nicht zu beseitigen, so doch wenigstens in den Hintergrund zu drängen.
Von da an galt es offiziell als feststehend, daß die unbekannte Welt aus vier konzentrischen Hohlkugeln bestand und daß es insgesamt fünf planetarische Oberflächen gab. Die erste war die, über der die CREST II schwebte. Die zweite war der Boden der grünen Welt, die der Späher von organischem Leben erfüllt gefunden hatte. Darüber lag die Oberfläche der roten Welt, danach kam der Schalenzwischenraum, der nach Wuriu Sengus Beobachtung von gelbem Licht und blauem Feuer erfüllt war - und schließlich die eigentliche Oberfläche des Planeten, die unter dem Licht dreier Sonnen lag.
Die Frage, wie ein solches Ungetüm von Himmelskörper entstanden sein mochte, wurde nicht gestellt, geschweige denn beantwortet.
Die Aufregung über Wuriu Sengus Entdeckungen hatte sich noch nicht gelegt, da gab es eine weitere Sensation.
Die Verbindung mit dem Landeboot unter Führung von Sergeant Fed Russo war vor wenigen Minuten abgerissen.
Die Berge waren zu Ketten gestaffelt. Zwischen je zwei Ketten zog sich mehr oder weniger geradlinig ein tief eingeschnittenes Tal dahin. Die Felseinöde war genauso trostlos und verlassen wie die flache Wüste. Aber sie bot wenigstens dem Auge Anhaltspunkt und Abwechslung. Insofern behielt Fed Russo recht.
Er ließ das Boot den sanften Windungen eines Tales folgen.
Zwei Bergketten lagen zwischen ihnen und der Wüste. Die CREST II wurde über das Vordringen des Fahrzeugs ständig auf dem laufenden gehalten. Der Orter an Bord des Schiffes meldete, daß er das Boot vor ein paar Minuten aus dem Blickfeld verloren habe. Die Funkverbindung war jedoch ausgezeichnet.
„Was willst du eigentlich hier?" fragte Josh Bonin in klagendem Ton. „Wir haben schon alles gesehen. Hinter der zweiten Kette sieht es so aus wie hinter der ersten und hinter der dritten so wie hinter der zweiten. Ich verstehe nicht, was..."
„Wenn du nicht verstehst", fuhr Fed ihn an, „dann halt den Mund!"
Ein paar Minuten lang herrschte bedrücktes Schweigen. Sturry Finch hatte dicht neben der für zum Laderaum einige seiner Instrumente aufgebaut und machte fortwährend Messungen.
Obwohl er mit allem Eifer bei der Sache war, hatte er bis jetzt noch nicht mehr gefunden als elektromagnetische und sonstige Störungen, die allerdings gleich in Hülle und Fülle.
Das Boot näherte sich, jetzt einer Stelle, an der das Tal sich kesselförmig weitete. Es sah so aus, als hätte es hier vor urdenklichen Zeiten einen See gegeben, der von einem
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