0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
Hand. Und er hatte sich Verstärkung geholt. Die Geräte waren eingschaltet. Sie produzierten das Summen. Und der Piepton wurde durch einen »Bip« auf einem Oszillographen hervorgerufen. Ein heller Punkt auf einem grünen runden Schirm. Der Punkt erschien, verschwand und tauchte wieder auf. Ein Kreislauf.
Ich nickte Suko zu.
Mein Freund und Kollege war einverstanden. Danach machten wir die nächsten Schritte.
Erst als wir hinter den beiden standen, schlug deren innere Alarmuhr an. Da war es bereits zu spät, denn die Kerle blickten in die Mündungen unserer Pistolen.
»Guten Abend«, sagte ich höflich. »Wir wollten nur fragen, ob wir mitspielen dürfen?«
Beide wurden bleich. Sie sahen in ihrer Kleidung fast aus wie Zwillinge, nur hatte einer von ihnen blondes Haar und der andere leicht rötliches. Ihre Gesichter wirkten gelblich, ebenso wie unseren, weil wir vier genau zwischen der Lampe standen.
»Kleine Feierabend-Beschäftigung?« erkundigte ich mich.
Der Blonde zischte mir etwas in seiner Heimatsprache entgegen, wobei sich sein Gesicht verzerrte.
»Bleib nur ruhig«, sagte ich. »Eine dumme Bewegung, und es ist aus. Verstanden?«
»Zur Hölle!«
»Aha, du kannst also Englisch. Toll.« Ich grinste und wurde sofort ernst. Meine Stimme peitschte durch den Keller, als ich fragte:
»Was soll das hier werden? Eine Spionagezentrale? Rückt raus mit der Sprache!«
Die beiden schwiegen. Dabei lächelten sie noch, denn sie wußten einen starken Verbündeten im Rücken.
Ich gab Suko ein Zeichen.
Der Chinese verstand und scheuchte die beiden russischen Agenten an die Wand. »Stellt euch mit dem Gesicht zur Mauer hin auf, tretet einen Schritt zurück und laßt euch vorfallen, wobei die Arme ausgestreckt bleiben.«
Sie gehorchten, denn auch unsere Waffen redeten eine deutliche Sprache.
Der Blonde gehorchte zuerst. Sein Kumpan folgte, aber der legte uns beide rein. Vielleicht hatten wir zu sehr auf die Arme geachtet und die Füße dabei vergessen. Er bewegte den rechten gedankenschnell und mußte ihn wohl unter eine Schnur gehakt haben. Ein Stecker flog aus der Dose, und im nächsten Augenblick wurde es stockfinster.
Schreie gellten. Wir sahen Schatten weghuschen, und dann fielen die ersten Schüsse…
***
Sarah Goldwyn bewegte sich nicht. Sie schaute nur auf das Fenster, hinter dessen Scheibe das Gesicht leuchtete. Ein heller Fleck, ein Schemen, mehr nicht.
Der Russe war mit dem Earl of Rankin voll beschäftigt. Sie sprachen miteinander, wandten Mrs. Goldwyn den Rücken zu, und sie nahm überhaupt nicht wahr, was die beiden miteinander redeten.
Für sie war der Unbekannte wichtig.
Vorsichtig ging sie zurück. Sie bewegte sich so, daß sie Sir Reginald und den Russen im Auge behalten konnte. Nur keine hastige Bewegung, die der andere hätte wahrnehmen können.
Das Fenster behielt sie ebenfalls im Auge, und sie ärgerte sich jetzt, daß sie ihre Brille nicht dabei hatte, denn ihre Sehschärfe hatte doch mit steigendem Alter nachgelassen.
Der Mann draußen reagierte nicht. Er wartete ab, bis Mrs. Goldwyn nur zwei Schritte vom Fenster entfernt war und schon bald an die breite, aus Marmor gefertigte Bank stieß.
Er winkte.
Lady Sarah legte einen Finger auf die Lippen und sah, wie der Unbekannte seinen Arm ausstreckte und dabei in Richtung Eingangstür deutete. Er wollte das Haus betreten.
Die Horror-Oma schüttelte den Kopf. Das durfte auf keinen Fall geschehen, der Mann mußte zurückbleiben. Da sie ihn jetzt besser sehen konnte, stellte sie fest, daß es noch ein junges Gesicht war, das sie anschaute.
Der Sohn!
Ja, das mußte der Sohn des Earls sein! Eine andere Möglichkeit kam für sie nicht mehr in Frage. Wer hätte sonst Interesse gezeigt, heimlich das Haus zu betreten? Und weil er so reagierte, bewies er der Horror-Oma, daß er Bescheid wußte.
Vielleicht von John Sinclair oder Suko?
Lady Sarah hoffte es zumindest, und sie drückte sich, John Sinclair und den anderen beide Daumen.
»Nein!« Sie zuckte zusammen, als sie die Stimme des Russen vernahm. Sofort drehte sie den Kopf.
Sir Reginald mußte irgend etwas getan haben, was dem anderen nicht paßte. Mit wutverzerrtem Gesicht stand der entfernte Vetter vor ihm und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Hast du immer noch nicht genug? Ich habe dich nicht umsonst gezeichnet. Willst du, daß dein Schädel in der Mitte gespalten wird?«
»Bitte, hören Sie!«
»Unterschreibe die Vollmacht!« Wild schüttelte er den Kopf.
Dabei mußte sein
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