0207 - Die 73. Eiszeit
noch warten will", murmelte Redhorse. „Wenn die Temperatur weiter sinkt, haben wir keine Chance mehr, die beiden Shifts zu retten."
Dymik gab ein unverständliches Geräusch von sich. Er breitete die Arme aus und schlug mit den Händen gegen seine Schulter, um sich zu erwärmen. Er hörte erst damit auf, als in der Schleuse vier Männer mit dem ersten Narkosestrahler erschienen. Zu beiden Seiten der Waffe hatten die Raumfahrer einen Tragebalken befestigt.
„Transportiert ihn vorsichtig", mahnte Redhorse. „Der Landesteg ist zum Teil vereist."
Er und Dymik wichen zur Seite, damit die vier Träger Platz hatten. Schritt für Schritt wurde der Narkosestrahler nach unten gebracht. Kurz darauf erschien die nächste Gruppe mit der zweiten Waffe. Redhorse befahl ihnen, mit dem Weitertransport zu warten, bis der erste Strahler montiert war. Dann ging er zu den Shifts hinunter, um zu helfen.
Als er zurückkam, war sein Gesicht vor Anstrengung gerötet. Er atmete schneller. Die Luft schnitt kalt in, sein Gesicht. Die Atemwege schmerzten, wenn man durch den offenen Mund einatmete.
Dymik stand in der Schleuse. Er machte einen Buckel wie eine Katze und hatte beide Hände tief in die Taschen geschoben. Als Redhorse ihn erreichte, hustete er trocken.
„Sie werden abgelöst", entschied Redhorse. Er ging zum Barometer und las die Werte ab. Im ersten Augenblick dachte er, daß er sich getäuscht hätte. Plötzliche Furcht trieb ihm Blut ins Gesicht.
Es war vierunddreißig Grad kalt geworden.
Die vier Männer mit dem zweiten Strahler sahen ihn schweigend an. Redhorse wich ihren Blicken aus. Er hob den Arm.
„Los!" sagte er barsch. „Schafft ihn jetzt hinunter."
„Captain!" rief Dymik vom Schleusenausgang her.
Redhorse rannte ins Freie. Der ausgestreckte Arm des Wächters zeigte zur CREST II hinüber. Redhorse sah eine lange Reihe von Gestalten, die sich auf die C-11 zu bewegten. Endlich hatte Rhodan den entscheidenden Befehl gegeben. Redhorse trieb die Männer mit dem zweiten Strahler an. Er wollte mit der Montage fertig sein, bis die ersten Besatzungsmitglieder des Flaggschiffes ankamen.
Redhorse hatte die Kälte vergessen. Er schickte Dymik ins Schiff. Dann ging er zum Interkom.
„Alles fertigmachen!" ordnete er an. „Wir verlassen in kurzer Zeit das Beiboot und versuchen, dem Eisschrank zu entrinnen." Er schaltete von Allgemeinübertragung auf die Zentrale um. „Lassiter!"
rief er. Sekunden später meldete sich der Pilot.
„Kommen Sie mit zehn Männern heraus", befahl Redhorse. „Wir müssen die Zugleinen verlängern. Wir brauchen für jeden Shift mindestens drei bis vierhundert Männer, wenn wir ihn über die Ebene ziehen wollen."
Wenn Lassiter den geringsten Zweifel an der Durchführung dieses Planes hegte, dann äußerte er ihn nicht. Er gab ein zustimmendes Knurren von sich. Redhorse kam beim Verlassen des Verladeraumes am Barometer vorüber. Er wollte sich zwingen, daran vorbeizugehen. Dann warf er trotzdem einen Blick darauf.
„Sechsunddreißig", sagte er leise.
Seine Augen richteten sich auf die dunkelgrüne Schlange, die sich von der CREST II herüberwand. Wußten diese Männer, wie kalt das Land war, das sie durchquerten? Redhorse lächelte grimmig. Spüren würden sie es auf jeden Fall. Er gab sich einen Ruck und ging den Landesteg hinunter.
Er kam rechtzeitig bei den Shifts an, um die ersten Männer aus Hendersons Mannschaft zu begrüßen, die gerade eintrafen.
Wenige Augenblicke später tauchte auch Henderson auf. Er war einer der wenigen Männer, die ihr Gesicht noch nicht bis zu den Augen verhüllt hatte.
Captain Henderson klopfte mit seiner behandschuhten Rechten auf die Umhüllung eines Shifts. Dann ergriff er ein Zugseil und hob es hoch.
„Glauben Sie, daß es klappen wird, Häuptling?" erkundigte er sich.
Redhorse fühlte daß die Kälte allmählich durch die Kleider drang.
Viele Männer hatten Hendersons Frage gehört und umringten die beiden Offiziere voller Erwartung.
„Ich glaube es", stieß Redhorse hervor.
Er lauschte in sich hinein und stellte verwundert fest, daß seine Zuversicht echt war. Als Wynd Lassiter mit zehn weiteren Raumfahrern bei den Shifts ankam, hatten Henderson und Redhorse bereits mit den Vorbereitungen begonnen.
Die Temperatur sank auf neununddreißig Grad unter Null.
Die Schlacht war vorüber.
General Zseht-Agberat-Ly überblickte nachdenklich die Ebene, die sich vor dem Panzerfort im Sektor Drei ausdehnte. Die zweite Welle hatte noch nicht ihren
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