0207a - Keine Chance für Gangster
auch.«
»Sie sagten eben, die Mieter würden ihre Wohnungsschlüssel beim Verlassen des Hauses bei Ihnen zurücklassen. Gibt es denn keinen zweiten Schlüssel für die Wohnungen? Oder hat das einen anderen Grund?«
»Das hat nur einen Grund, Mr. Cotton. Da das Haus ziemlich groß ist, müssen wir bei einem Brand oder einer ähnlichen Katastrophe wissen, welche Bewohner sich im Hause befinden und welche nicht. Das lässt sich am einfachsten durch unsere Regelung mit den Wohnungsschlüsseln kontrollieren. Selbstverständlich haben wir für jede Wohnung auch noch einen zweiten Schlüssel. Dieser befindet sich ausschließlich in meiner Obhut.«
»Dann möchte ich Sie bitten, mich mit dem Schlüssel zu Miss Stewarts Wohnung zu begleiten. Der Mann, den wir suchen, und der sich vermutlich bei Miss Stewart aufhält, ist ein gefährlicher Verbrecher. Ich muss Ihnen das sagen, damit Sie Ihr Verhalten darauf abstimmen. Sie werden an Miss Stewarts Wohnungstür klingeln und unter irgendeinem Vorwand Einlass verlangen. Sobald die Tür geöffnet wird, verschwinden Sie wieder nach unten. Haben Sie mich verstanden?«
»Okay, Mr. Cotton, ich brauche auch gar nicht lange nach einem Grund zu suchen, denn heute sind wieder einmal die Mieten fällig, sodass es nicht auffallen wird, wenn ich bei Miss Stewart klingle.«
»Dann ist ja alles klar«, sagte ich, »wir können also gehen. Vergessen Sie aber nicht, sofort zu verschwinden, wenn die Wohnungstür geöffnet wird. Sie würden uns nur bei unserer Arbeit behindern. Doch halt, noch eines, wir werden die Treppen benutzen. Sorgen Sie doch bitte vorher dafür, dass der Lift außer Betrieb gesetzt wird. Vielleicht entfernen Sie solange die Sicherungen, sodass der Lift ohne Strom ist.«
Das Entfernen der Sicherungen für den Lift war nach wenigen Augenblicken geschehen. Wir konnten uns nun auf den Weg machen. Der Hausmeister ging mit einem Schlüsselbund in der Hand voran. Phil und ich folgten ihm. In der vierten Etage dämpften wir unsere Schritte. Das fiel uns umso leichter, da der Gang mit einem dicken Läufer ausgelegt war. Vor der Tür zu Carrol Stewarts Wohnung blieben wir stehen. Der Hausmeister direkt vor der Tür, Phil an der rechten Seite, ich an der linken.
Wir hatten uns geeinigt, dass Phil sofort, nachdem die Tür geöffnet wurde, Carrol Stewart zur Seite ziehen würde. Denn Carrol Stewart würde es sicher sein, die uns die Tür öffnete. Wir wollten damit gleichzeitig ausschließen, dass Mac Gregor das Mädchen als Kugelfang benutzen konnte.
Wenn Phil das Mädchen gefasst hatte, wollte ich die Wohnung stürmen, um Mac Gregor zu erreichen. Wir waren uns klar darüber, dass letzten Endes der Erfolg unseres Vorhabens von der Schnelligkeit abhing, mit der wir in die Wohnung kamen.
Als der Hausmeister auf die Klingel drückte, ertönte hinter der Tür ein melodisches Glockenspiel. Hinter der Tür rührte sich nichts. Erst als der Hausmeister die Glocken ein zweites Mal erklingen ließ, waren in der Wohnung leise Schritte zu hören. Sie näherten sich der Tür.
»Ja, wer ist dort?« Die Frage kam von einer weiblichen Stimme.
Der Hausmeister räusperte sich, dann antwortete er: »Ich bin es, Miss Stewart, der Hausmeister. Sie wissen doch, dass heute die Miete fällig ist. Ich möchte deshalb bei Ihnen kassieren. Würden Sie bitte öffnen?«
»Oh, das ist aber unangenehm«, kam wieder die weibliche Stimme, »können Sie nicht später noch einmal wiederkommen. Ich bin nämlich gerade erst auf gestanden.«
»Ich bedaure, Miss Stewart, aber das geht leider nicht. Wenn Sie so freundlich wären und sich etwas anziehen würden, dann will ich gern so lange warten.« Die Stimme des Hausmeisters klang ebenso freundlich wie bestimmt.
Hinter der Tür hörten wir leises Flüstern. Joe Mac Gregor, wir zweifelten nicht, dass er neben Carrol Stewart hinter der Tür stand, schien dem Mädchen Anweisungen zu geben. Nachdem das Flüstern nicht mehr zu hören war, kam auch Carrol Stewarts Antwort.
»Gut, warten Sie einen Augenblick. Ich will mir nur schnell etwas überziehen. Es dauert nicht lange.«
Wir hörten, wie sich kurze, trippelnde Schritte von der Tür entfernten. Unsere Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt.
Von den nächsten Minuten hing alles ab. Der Sekundenzeiger meiner Uhr musste das Zifferblatt dreimal umrunden, bis wir wieder näherkommende Schritte hörten. Knarrend wurde hinter der Tür eine Kette abgenommen. Phil und ich pressten uns eng an die Wand zu beiden
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