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0208 - Die sieben Leben des Vampirs

0208 - Die sieben Leben des Vampirs

Titel: 0208 - Die sieben Leben des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Manu hat heute mittag angerufen. Den Rest der Nacht hat das Mädchen keine Alpträume mehr gehabt.«
    »Du hast den Vampir also ausgeschaltet?« hakte Zamorra nach. »Warum rufst du uns dann in diese Smog-Zone?«
    »Weil er eben nicht ausgeschaltet ist«, erwiderte Bill und erzählte weiter. Zamorra hörte aufmerksam zu…
    »Die Mumifizierung ist in der Tat untypisch«, sagte er. »Er ist also nicht zerfallen und verschwand dann unter Zurücklassung des Pfahlkreuzes… ist es möglich, daß irgend jemand den Körper fand, das Kreuz wieder herauszog und den Vampir damit zu neuem Leben erweckte?«
    »Von der Straße aus war er nicht zu sehen - nicht in der Dunkelheit«, sagte Bill. »Wir haben die Stelle auch nur wiedergefunden, weil wir uns verschiedene Fixpunkte gemerkt hatten.«
    Zamorra nippte vorsichtig am Whiskyglas. Er sah an Bill vorbei nach draußen.
    »Aber als ich ihn mit dem Silberstab pfähle, zeigt er als Toter sein wahres Alter«, sagte er scheinbar unmotiviert.
    »Was faselst du da?« fragte Bill verblüfft.
    »Ach, nur so… Mumien sind doch uralt, nicht? Ich entsann mich nur an eine Passage aus einem Brief, den ich gestern erhielt.«
    »Gryf? Das mit dem Silberstab kann nur von ihm kommen.«
    »Richtig geraten«, entgegnete Zamorra.
    Bill beugte sich vor. Er setzte das halbleere Glas ab. »Hör mal, alter Freund, ich kenne dich. Da ist doch was. Du hast heute nacht am Telefon schon so etwas gebrabbelt von wegen Steckbrief des Vampirs anfertigen. Raus mit der Sprache.«
    Zamorra lächelte.
    »Kannst du mir das genaue Aussehen des Vampirs beschreiben? Bitte«, fügte er hinzu, als er das fragendablehnende Gesicht des Freundes sah. »Bill, es ist vielleicht wichtiger, als du denkst, und ich möchte die Angelegenheit unvoreingenommen sehen.«
    »Schön«, knurrte Fleming und beschrieb das Aussehen des Blutsaugers in seiner me nschlichen Gestalt. Zamorra nickte nur.
    »Und als du ihm den Pfahl ins untote Herz stießest, zeigte er im Tod sein wahres Alter, ja?«
    »Ja, Zamorra… verdammt, aber das ist doch der gleiche Spruch, den du vorhin von wegen Silberstab heruntergeleiert hast!«
    Er nahm wieder einen Schluck.
    »Ja, bei allen Heiligen, Zamorra… so könnte man es sehen! Er zeigte im Tod sein wahres Alter, als er zur Mumie wurde! Er ist uralt, aber warum zerfiel er nicht wie jeder anständige Vampir zu Staub? Kannst du mir das mal verraten?«
    »Weil er nicht starb, Bill…«
    »So schlau sind wir auch schon geworden«, verriet Bill spöttisch, »Sicher ist er nach wie vor aktiv, wenn ich mich auch beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie er das geschafft hat!«
    »Auf die gleiche Weise wie schon einmal, als Gryf ihm den Pfahl ins Herz rammte… den Silberstab… weil unser Freund Krakow vergessen hat, wie man stirbt!«
    Da sah Bill Fleming ihn an wie einen Wahnsinnigen.
    ***
    Von Paris und London verwöhnt, war Nicole von den Modegeschäften in Recklinghausens City nicht gerade in flammende Begeisterung zu versetzen, aber was sich in der Fußgängerzone angesammelt hatte, reichte dennoch aus, ihre Ansprüche zu befriedigen, und als auch der letzte Laden schloß, hatte sich eine nicht unbeträchtliche Reihe von Päckchen ergeben, von denen die kleinsten den teuersten Inhalt besaßen.
    »Mir fehlt nur noch eins zum Glück«, sagte Nicole, nachdem sie die Päckchen fachmännisch auf den Rücksitzen des Wagens verstaut hatte.
    Manuela schmunzelte. »Zamorras dummes Gesicht, wenn er sieht, daß nur noch drei Schecks im Heft sind?«
    »Mitnichten«, erwiderte Nicole. »Vielmehr plagt mich der Durst. Gibt es nicht hier irgendwo einen riesigen Humpen, voll von schäumendem Bier, ehe wir heimwärts düsen?«
    Einen Augenblick lang sah Manuela die Freundin verblüfft an, erinnerte sie sich doch ihrer eigenen Vorräte in den Kühlschränken des Bungalows, dann aber nickte sie. »Okay, Nicole. In Bahnhofsnähe gibt es da eine kleine Pinte, die ist geradezu standesgemäß für Leute wir wir… und bei Angelo gibt es prächtiges Bier und zuweilen auch gute Stimmung, auch wenn die Pinte klein ist.«
    »Für Leute wie wir… du willst mich doch wohl nicht in ein Emanzennest verschleppen?«
    »I bewahre«, kicherte Manu. »Du wirst schon sehen.«
    Zehn Minuten später saßen sie im »Spökenkieker« am Tresen und ließen zapfen.
    »Wahrlich, ausgefallene Namen haben die Deutschen für ihre Gaststätten«, schmunzelte Nicole. »Oben im hohen Norden, ein Stück hinter Oldenburg, hockt ein sympathischer oller

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