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0208 - Die sieben Leben des Vampirs

0208 - Die sieben Leben des Vampirs

Titel: 0208 - Die sieben Leben des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Rache an dem Druiden Gryf hatte noch Zeit. Der ahnte ja nichts.
    Was Krakow selbst nicht ahnte, war, daß er rein zufällig in ein Wespennest gestochen hatte. Daß er in den Kreis um Professor Zamorra eingebrochen war, in eine Gruppe von Menschen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatten, Wesen wie Krakow zu bekämpfen und zu vernichten. Und noch weniger wußte Krakow um die Machtmittel und Waffen, die Zamorra und seinen Gefährten zu diesem Zweck zur Verfügung standen!
    Gryf… Zamorra… Bill Fleming…
    Der Vampir erhob sich zornig und strich davon. Mit seinen magischen Sinnen, mit seiner Vampir-Magie, hatte er eine Spur aufgenommen. Die Spur heißen Gummis, die über Asphalt lief.
    Obgleich der Wagen längst entschwunden war, folgte der Vampir seiner Spur. Etwas in ihm, das kein Mensch jemals in voller Konsequenz begreifen würde, ließ ihn den richtigen Weg finden, zu einer anderen Stadt in diesem dicht besiedelten Bereich, in dem die Grenzen der Städte förmlich verschwammen und ineinander über gingen. Und kurz vor dem Morgengrauen entdeckte Krakow sein Ziel, einen weißen Bungalow im Grünen, am Rand einer großen Stadt, die Recklinghausen genannt wurde.
    Der Name der Stadt interessierte ihn weniger, mehr dafür, daß der weiße Bungalow über große Fenster verfügte. Nur das war wichtig.
    Als die Dämmerung einsetzte, kehrte Krakow zurück und verschwand in dem Versteck, das er sich in der Welt der Menschen angelegt hatte, weil er zwischen seinen Toden nicht in die Sphäre jenseits des Mondes zurückkehren konnte - es sei denn, er traf bestimmte, schwierige magische Vorkehrungen, die sehr viel Kraft erforderten.
    Aber sein Versteck auf der Erde war gut genug und schwer zu finden.
    ***
    Zamorra schnellte hoch und riß die Augen auf. Neben ihm saß Nicole aufrecht im Bett. Sie war es, die den Schrei ausgestoßen hatte.
    »Nici!« rief der Parapsychologe. »Was ist los?«
    Langsam drehte sie den Kopf, starrte ihn an, und etwas in ihren Augen klärte sich.
    »Was… Zamorra!«
    Sie warf sich gegen ihn, schlang die Arme um seinen Nacken, und er fühlte ihre weiche, warme Haut auf der seinen. Er zog sie in die Kissen zurück und blieb, Nicole eng an ihn geschmiegt, ruhig liegen.
    »Was war los, Cherie?« fragte er. »Hast du wieder geträumt?«
    »Ja«, flüsterte sie zitternd.
    Er begann sie sanft zu streicheln. »Du träumst nicht mehr. Du bist hier in Sicherheit«, sagte er. »Waren es wieder die Särge?«
    Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Er streichelte ihr Haar, drehte ihr das Gesicht zu und küßte ihre Wange. »Erzähl«, bat er. »Oder war es zu schlimm?«
    Sie schwieg eine Weile. Es war ungewöhnlich, daß sie unter Alpträumen litt und sie sich so zu Herzen nahm. Diese Eigenschaft kannte Zamorra nicht an ihr.
    »Es war ein anderer Traum«, sagte sie. »Aber es ging wieder um diesen Krakow.«
    Sie starrte gegen die Zimmerdecke. Zamorra hatte die indirekte Beleuchtung eingeschaltet und betrachtete die Muster der Deckenvertäfelung. »Weiter«, bat er.
    »Krakow jagte mich«, sagte Nicole. »Er war hinter mir her. Ich stieß ihm einen Pfahl ins untote Herz, aber der Pfahl brach ab. Jedesmal. Du kennst diese Träume doch, wo du auf der Flucht bist und läufst und läufst und Türen verriegelst, die der Verfolger trotzdem spielend leicht öffnet… so ähnlich war es. Ich versuchte es wieder und wieder, hatte immer wieder neue Eichenpfähle da, aber sie brachen alle ab. Und der Vampir kam immer näher.«
    Zamorra schluckte unwillkürlich. Ein Alptraum, wie er im Buch stand, aber wie kam Nicole daran, die sonst selbst nach gefährlichsten und aufregendsten Abenteuern so fest schlief wie in Abrahams Schoß?
    »Ich bin mir völlig sicher«, sagte sie und richtete sich jetzt auf, »daß wir mit diesem Krakow zu tun bekommen; Gryf muß einen Fehler begangen haben. Er hat Krakow nicht richtig getötet.«
    Zamorra lächelte und schwang sich aus dem Bett. »Dann wollen wir hoffen, daß wir recht bald mit ihm zusammen treffen. Jede Nacht einen Alptraum… das hältst du nicht aus. Warte, ich habe eine Idee.«
    Er verließ das Zimmer. Als er zurückkam, hielt er das silbern schimmernde Amulett in der Hand. Nicole stand am offenen Fenster und sah hinaus.
    »Eine wunderbare Stille draußen«, sagte sie. »Wir sollten einen Spaziergang machen.«
    Zamorra entsann sich, die gleiche Idee bereits vor dem Einschlafen gehabt zu haben, und stimmte zu. »Aber du wirst dir das Amulett umhängen und vorläufig nicht

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