0208 - Die sieben Leben des Vampirs
Staub einen Kristall gefunden und dadurch einen Magier zum Leben erweckt, der vor Jahrtausenden mit einem Bannfluch in den Todesschlaf versetzt worden war.
Witzigerweise hatte Bill selbst mit diesem Magier weniger zu tun gehabt, weil der sein Jagdrevier sofort dorthin verlegte, wo der Finder des Kristalls, der nur kurz zu Besuch gewesen war, sein Domizil hatte - in Europa, in Deutschland. Und wie es der Zufall wollte, hatte Zamorra Kontakt mit dem Magier bekommen und ihn schließlich zur Strecke gebracht, ohne zu ahnen, daß es eigentlich sein Freund gewesen war, der durch die Expedition das Erwachen des Schwarzen Magiers Buuga-Buuga ausgelöst hatte.
In der Blauen Stadt selbst war es kurzfristig nach dem Erwachen des Magiers zu eigenartigen Erscheinungen gekommen. Häuser waren zu amorphem Staub zerfallen und ein Mann der Forschergruppe an diesem Staub gestorben. Daraufhin war die Expedition abgebrochen worden. Seit dieser Zeit versuchte Bill, eine neue Expedition durchzusetzen und zusammenzustellen, die auf Erscheinungen dieser und ähnlicher Art besser ausgerüstet war und höhere Überlebenschancen besaß. Und Zamorra wollte bei dieser neuen Expedition dabei sein. Er befürchtete, daß die Blaue Stadt noch ähnliche Überraschungen schwarzmagischer Natur für die Menschen bereit hielt. Wie Bill, gab auch ihm der krasse Gegensatz zwischen Entstehungsalter und Bautechnik der Stadt zu denken.
Vielleicht war sie nicht von Menschen errichtet worden…
Zu diesem Zeitpunkt aber ahnte Zamorra noch nicht, daß alles noch viel fantastischer sein würde…
»Allmählich mache ich mir um die beiden Mädchen Sorgen«, wechselte Bill das Thema und sah wieder auf die Uhr. »Es ist bereits nach Mitternacht. Ich glaube, ich forsche mal nach.«
»Der Vampir, wird sie nicht angreifen«, sagte Zamorra.
»Nicole trägt das Amulett.«
»Um so schlimmer«, knurrte Bill, »weil wir demzufolge nichts ohne das Amulett unternehmen können. Und so verstreicht die Nacht, ohne daß wir gegen den Vampir vorgehen und…«
»Vielleicht«, murmelte der Meister des Übersinnlichen, »lauert er auf uns.«
Bill zuckte mit den Schultern, ging zum Telefon und wählte die Gaststätte an, aus der Manuela ihn angerufen hatte, nachdem er die Rufnummer nachgeschlagen hatte.
Zamorra lauschte der für ihn ziemlich einseitigen Unterhaltung. Bill wurde blasser.
»Sie haben das Lokal vor einer halben Stunde verlassen«, sagte er, als er den Hörer wieder abgelegt hatte. »Von hier bis zum Bahnhof, also bis zum ›Spökenkieker‹, sind es zu dieser Nachtstunde vielleicht zehn Minuten.«
»Wer weiß, wo sie geparkt haben«, sagte Zamorra.
»Vielleicht sind sie auch von einer Polizeikontrolle angehalten worden…«
»Glaube ich nicht«, wehrte Bill ab. »Ich habe da plötzlich so ein taubes Gefühl im linken Ohr, das mir sagt: Etwas stimmt nicht. Da ist etwas passiert.«
Er griff wieder zum Telefon.
»Was hast du vor?«
»Ich rufe ein Taxi, das uns in die City fährt«, sagte Bill. »Du kommst doch mit?«
»Wir sollten noch etwas warten. Vielleicht sind sie gleich da.«
Bill schüttelte den Kopf.
»Das Taxi braucht auch die zehn Minuten. Wir müssen also ohnehin warten, und vielleicht treffen wir sie auch unterwegs auf der Strecke. Nur kann ich daran plötzlich nicht mehr glauben…«
»Überredet«, murmelte Zamorra schwach und griff wieder zur Brust, wo sonst das Amulett am silbernen Halskettchen hing.
Er befürchtete, daß die Gefahr von einer ganz anderen Seite kam und daß sie beide soeben dabei waren, in eine vorbereitete Falle zu tappen…
***
»Der Vampir!« hörte Nicole die Studentin aufschreien.
Sie lachte auf und klopfte mit der flachen Hand auf das Wagendach, über das sie sich gebeugt hatte. »So ein Blödsinn! Meinst du, du könntest mir damit Angst einjagen, nur weil Geisterstunde…«
Da sah sie das Entsetzen in den geweiteten Augen der Freundin, aber als sie den Luftzug spürte, war es schon zu spät.
Sie wollte sich ducken, befand sich aber in einer unglücklichen Körperhaltung und kam nicht mehr weg. Ein gewaltiger Schwingenschlag wischte sie förmlich zur Seite, schleuderte sie gegen einen anderen Wagen. Sie schrie auf.
Manuela Ford stand wie erstarrt.
Da wirbelte die riesige Fledermaus direkt auf sie zu. Manuela wirbelte herum und wich dem Angriff aus. Der Vampir landete auf dem Dach eines Mercedes, schwang sich herum und hieb mit den Flughäuten zu. Manuela fühlte sich gleich beidseitig geohrfeigt und
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