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0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge

Titel: 0209 - Die Gruft mit dem Höllenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sprechen«, warf ich ein und schaute Gordon Miller dabei an. »Wäre es möglich, mit Ihren Arbeitern und Angestellten kurz zu reden?«
    »Ja, das geht.«
    Ich nickte und stand gleichzeitig auf. »Worauf warten wir noch. Untätig herumsitzen, hilft keinem.«
    Gordon Miller grinste. »Das, John, hätte auch Ihr Vater sagen können. Nicht wahr, Horace?«
    Mein alter Herr nickte.
    ***
    Man hatte das Zimmer abgedunkelt. Vorhänge, die fast bis zum Boden reichten, verdeckten die beiden Fenster und ließen kaum einen Lichtstreifen hindurch.
    Frank Evans lag auf dem Bett.. Er konnte es nicht richtig fassen, daß er gerettet war, und wenn er die Augen schloß, dann glaubte er sich noch immer in seiner schrecklichen Lage am Grabstein zu sehen. Danach öffnete er ruckartig die Augen und sah über sich keinen Himmel, sondern das verschwommene Weiß der Zimmerdecke.
    Er hatte es geschafft.
    Tatsächlich…
    Einen Arzt hatte er abgelehnt. Erstens gab es in Maghel keinen, zudem wollte er seinen Rettern nicht zumuten, bis zum nächsten Dorf zwölf Meilen zu fahren. So blieb er allein. Allerdings waren seine Retter so nett gewesen und hatten ihm zu essen und zu trinken dagelassen.
    Gegessen hatte er nichts. Er bekam einfach keinen Bissen herunter. Er hatte wohl getrunken, und der kühle Saft rann wohltuend durch seine Kehle.
    Manchmal packte ihn auch der Schüttelfrost. Urplötzlich kam er und lief durch seinen Körper. Dabei zitterte das Bett mit, so sehr pflanzten sich die Vibrationen fort. Einmal hatte es ihn getroffen, als er das Glas in der Hand hielt. Der Fruchtsaft war übergelaufen und lag jetzt als Flecken auf der Decke.
    Man hatte ihm geraten, ein wenig zu schlafen. Er lachte auf, als er daran dachte. Wer konnte schon schlafen nach so einem Erlebnis? Er jedenfalls nicht. Dabei hatte er gedacht, gute Nerven zu haben, denn die brauchte er als Flieger, doch die Ereignisse der nahen Vergangenheit hatten ihn buchstäblich überrollt und kehrten in der Erinnerung immer wieder, als er auf dem Bett lag und seine Ruhe hatte.
    Nein, das war so leicht dahingesagt. Keiner konnte sich in seine Lage versetzen, niemand hatte das durchgemacht, was hinter ihm lag. Der Schrecken, das Grauen, die Angst um sein Leben, das Wissen um seine aussichtslose Lage - dann die Rettung.
    Er stöhnte auf, als abermals die Ereignisse vor seinem geistigen Auge entlangzogen. Nie wollte er so etwas wieder erleben. Sollte sich noch einmal so etwas abzeichnen, würde er lieber Selbstmord verüben, denn ein zweites Mal wurde er sicherlich nicht gerettet.
    Das Bett stand so, daß er auf die beiden Fenster schauen konnte. Eins lag links von ihm, das zweite genau gegenüber. Zwischen den Fenstern wurde die Wand von einem hohen Schrank ausgefüllt, dessen Oberteil fast bis an die Decke reichte. Das Möbelstück hatte sicherlich seine 100 Jahre auf dem Buckel.
    Er hatte sich nicht auf die Seite gelegt, sondern auf den Rücken. Das Halbdunkel des Zimmers wirkte irgendwie gespenstisch. Die langen Vorhänge erinnerten ihn an ruhende, düstere Gespenster. Sie wurden von keinem Windhauch bewegt, wobei es leicht passieren konnte, daß sie sich plötzlich in gefährliche Wesen verwandelten. Das jedenfalls gaukelte die Fantasie dem Mann vor.
    In den beiden Vorhängen erkannte er plötzlich Feinde. Kalt lief es seinen Rücken hinab, wieder schüttelte er sich, wobei seine Zähne aufeinander klapperten.
    Da! Ein Vorhang hatte sich bewegt. Er gehörte zu dem Fenster, das ihm gegenüberlag. War der Spalt zwischen den beiden dunklen Tüchern nicht größer geworden und hatte sich dort nicht eine Gestalt durchgeschoben?
    Wild trommelte sein Herz. Er lag still im Bett, starrte auf das Fenster, und seine Angst wurde von Sekunde zu Sekunde größer. Er wußte nicht, was er machen sollte, aber er rechnete damit, daß sich jemand im Raum befand.
    Ja, er war nicht mehr allein!
    Das Unheimliche lauerte. Ein Gespenst aus der Gruft, ein furchtbarer Geist ein Dämon.
    Frank Evans stöhnte auf. Alles hätte ihm passieren können, nur das nicht, um Himmels willen keine Erinnerung an diese schreckliche Zeit auf dem Friedhof.
    War da nicht ein Schatten? Huschte nicht etwas Schwarzes durch den Raum, floh der Decke entgegen, vermischte sich mit dem Dämmer und kreiste im Raum.
    Jetzt war es bei ihm!
    Er spürte es.
    Da war plötzlich der Druck auf seiner Brust. Sein Luftholen wurde zu einem Pfeifen, die Augen weiteten sich, sie quollen vor, als wollten sie die Höhlen verlassen.
    Frank Evans

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