021 - Aufbruch in die 'Neue Welt'

Titel: 021 - Aufbruch in die 'Neue Welt' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell

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war in erster Linie aus Leichtmetall und Kunststoff gefertigt und weitgehend mit einem Material bespannt, dessen Herkunft Raspun nicht erklären konnte. Matt hielt es für gegerbte Fischhaut. Starke, miteinander verstrebte Holzbalken verbanden ihn mit dem Hauptrumpf.
    Der schlanke Seitenrumpf trug drei Ruderbarken, bot aber keinerlei Unter- kunftsmöglichkeiten für die Mannschaft. Matt schätzte, dass er vor allem eine stabilisierende Funktion hatte.
    Der Katamaran hieß »Santanna«. Zwar erinnerte dieser Name nur an die erste Hälfte des Namens jenes anderen Schiffes, mit dem einst - vor fünfhundertzwanzig Jahren, oder auch vor tausendsechsunddreißig, je nach zeitlichem Standpunkt - die Neue Welt entdeckt worden war. Aber im Zusammenhang mit dem seltsamen Namen des Kapitäns und dem Stichwort, das Matt aus dessen Buch aufgeschnappt hatte musste Matt sofort an die
    »Santa Maria« denken, als er den Namen am Bug las. An das Schiff also, mit dem einst der Genuese Christoph Columbus aufgebrochen war, um im Westen einen Seeweg nach Indien zu finden und auf den Bahamas landete.
    Dieser Gedanke ließ Matt nicht los. Die ganze Zeit über nicht, als Raspun ihn durch das Schiff führte. Sollte es wirklich möglich sein, dass der Mann mit der Hakennase auf Columbus' Spuren wandelte?
    »Die Santanna ist nicht auf günstigen Wind angewiesen.« Raspun deutete auf die beiden Segelmasten des Katamarans.
    »Schon vor einiger Zeit hat der ehrenwerte Kapitaan Colomb hat eine Kraftmaschine in den Schiffsrumpf einbauen lassen. Selbst bei völliger Windstille treibt sie die Santanna voran.«
    Die Stimme des Schwarzen vibrierte vor Ehrfurcht, während er das sagte. Matt aber lachte in sich hinein - eine »Kraftmaschine«… Vermutlich eine steinzeitliche Dampfmaschine. Er dachte an seinen Jet. Wie lange war es her, dass er mit dieser »Kraftmaschine« durch die Wolken gerast war?
    Raspun führte ihn unter Deck in den Maschinenraum. »Das ist die Kraftmaschine«, verkündete er feierlich.
    Es war eine primitive Dampfmaschine.
    Simpler noch als die, die er Monate zuvor im Bauch eines Nordmann-Schiffes gesehen hatte. Und trotzdem erschien sie ihm auf den ersten Blick komplizierter als das Triebwerk seiner Fl7 Alpha 1. Natürlich - mit seinem Jet hatte er tagtäglich zu tun gehabt. Eine Dampfmaschine kannte er nur aus dem Physikunterricht und dem Museum. Lange her außerdem.
    Öllampen tauchten den Maschinenraum in schummriges Licht. Matt durchschritt ihn langsam und sich aufmerksam nach allen Seiten umsehend. Seine Hand glitt über Dampfkessel, Zylinder und Kaminableitung, während er sich die Anordnung der Maschine vor Augen führte.
    Eine große Maschine übrigens - sie nahm fast das gesamte Unterdeck im Heckbereich des Katamarans ein.
    Matt fand weder Kurbelwelle noch Schwungrad. Die Kolben der beiden Zylinder schienen direkt über eine Kurbelscheibe auf eine Antriebswelle zu wirken. Er hatte kein Schaufelrad am Schiffsrumpf gesehen. Demnach trieb die Antriebswelle eine Schiffsschraube an. Matt konnte sich nicht vorstellen, dass Colomb in der Lage war, einen Schiffsschraubenantrieb zu konstruieren. Es sei denn, der Mann mit dem Raubvogelgesicht war tatsächlich ein Genie. Aber konnte man es wissen?
    »Wer hat die Maschine gebaut?« Matts Stimme hallte dumpf durch den Maschinenraum.
    »Der Kapitaan hat sie auf einer seiner Reisen gefunden«, sagte Raspun. »Er besitzt Papierstapel voller Zeichen.« Wieder vibrierte die tiefe Stimme des Schwarzen ehrfürchtig.
    »Darin fand er auch Zeichen, die ihm verrieten, wie man eine Kraftmaschine so in ein Schiff einbaut, dass sie das Schiff bewegt.«
    Vorbei an einer Kohlehalde und Holzstapeln stieg Raspun wieder hinauf ans Oberdeck. Matt packte die Kette und zog die Kugel hoch. In gebückter Haltung folgte er dem schwarzen Mann in den weißen Gewändern. Das Heck des Schiffes war von einer brusthohen Reling ein- gefriedet. An einer Leiter stieg Raspun zur Kommandobrücke hinauf. Mit der Rechten nach den Sprossen greifend, mit der Linken die Kette mit der Kugel nachziehend, kletterte Matt hinterher.
    Raspun stand oben am Geländer und blickte hinunter aufs Deck. Ein harter Zug verfinsterte seine Miene plötzlich. Matt ließ die Eisenkugel auf die Holzplanken knallen, richtete sich auf und folgte Raspuns Blickrichtung.
    Eine Frau lief über die Landungsbrücke: Schwarzes, streng zurückgekämmtes Haar, im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden, dunkelbraune Haut, schwarzes weites Kleid. Sie