021 - Martha
grinste dümmlich – als ginge ihn das Ganze überhaupt nichts an …
»Kein Programm vorgesehen!«, antwortete der Computer endlich.
»Was heißt das? Kein Programm vorgesehen, um auf die Anrufe zu antworten oder wie?«
»Kein Programm zu antworten!«, bestätigte er.
»Dann gibt es nur noch diese eine Möglichkeit: uns hier raus zu lassen! Damit wir die Antwort selber geben können!«
»Kein Programm vorgesehen!«
»Ist doch egal, Comp: Wir werden sonst sterben müssen! Verstehst du? Sechs Lebenseinheiten wurden dir anvertraut, um sie sicher nach SYRRHTI zu bringen. Außerplanmäßig werden diese sechs Lebenseinheiten bedroht. Ihre Sicherheit ist im höchsten Maße gefährdet.«
»Kein Programm …«
»Oh, doch, Comp: Du hast mit absoluter Gewissheit ein Sicherheitsprogramm!«
»Blockiert!«
»Aha, aber doch nur, was dich selber betrifft, nicht wahr? Du hast kein Programm zum Selbstschutz mehr. Es wurde blockiert. Aber was ist mit deinem Programm zum Schutz lebender Fracht? Intelligenter Fracht, wohlgemerkt! Hier spricht die Ober-Prupperin Tanya Genada! Gehorche deinem Schutzprogramm!«
Jenseits der Decke begann es laut zu zischen.
Yörg Maister schien indes nur eines zu interessieren: wie es Tanya schaffte, sich so lange mit nur einer Hand dort oben festzuhalten! Er schüttelte verständnislos den Kopf. Unbewusst fuhr er sich mit der Rechten über den satt gewölbten Bauch. Abermals Kopfschütteln.
»Das könnte ich nie und nimmer!«, bekannte er halblaut.
»He, der gehorcht!«, rief Juan de Costa heiser.
Also ließ ihn die Situation doch nicht so kalt, wie er es sich und anderen hatte vormachen wollen.
»Atmosphärischer Ausgleich hergestellt!«, meldete der Computer stoisch.
Das Warnlämpchen blinkte noch einmal kurz und ging dann aus. Starke Elektromotoren zogen den Deckel der ›Hutschachtel‹ auf.
Tanya hing pendelnd am Haltegriff. Sie wartete, bis die Öffnung groß genug war und schwang sich behände hinauf.
»Uff!«, machte Yörg Maister – als wäre für ihn persönlich jetzt eine große Anstrengung beendet. Er atmete schwer.
Tanya lief auf dem beweglichen Deckel und verschwand aus dem Sichtbereich der Freunde.
»He, wohin?«, erkundigte sich Dimitrij Wassilow.
Er bekam keine Antwort.
Ken spürte, dass sich seine Nackenhaut zusammenzog. Er hätte einiges darum gegeben, jetzt sehen zu können, wie es dort oben aussah.
Fast bedauerte er es, dass er nicht anstelle von Tanya hinauf gesprungen war. Aber das hätte er der Kollegin wohl doch nicht zumuten können – ihn in gleicher Weise hinaufzuschleudern wie er sie …
Alle fünf hörten in diesem Augenblick den entsetzten Aufschrei von Tanya.
Was war ihr widerfahren?
*
»Du bist eine Bestie in menschenähnlicher Gestalt!«, sagte Mario Servantes abfällig. Er deutete auf die Tigerkatze. »Du bist im Grunde genommen genauso wie die da aussieht. Aber ich sage dir eines, Martha: Mich machst du niemals zu einem willigen Spielzeug. Oder du zerstörst mein Ich vorher. Aber dann wird das nicht mehr derselbe Mario Servantes sein, den du gern besitzen möchtest!« Er spuckte jetzt sogar vor ihr aus.
Das war für die Prupperin der Gipfel. Sie war außer sich. Mit Sicherheit war ihr das noch niemals zuvor widerfahren. Nicht nur, dass ein Mann ihr seine Gunst verweigerte …
»Das wirst du mir büßen!«, fauchte sie böse.
Sie gab der Tigerkatze ein Zeichen. Das Tier setzte sich sofort in Bewegung.
Mario wich entsetzt zurück.
Der Tiger drängte ihn in eine Ecke des Raumes. Er riss das Maul auf.
Mario sah die dolchartigen Giftzähne, die ihn bald zerreißen würden. Wie hypnotisiert stierte er darauf.
»Angst?«, geiferte Martha.
»Ja!«, bekannte er. »Aber bringe mich nur um. Du kannst über mein Leben und über meinen Tod bestimmen, aber nicht über meine Gefühle zu dir!«
Sie schrie gellend auf und ballte die Hände zu Fäusten. Martha zitterte am ganzen Leib.
»Zurück!«, befahl sie dem Monster-Tiger.
Das Tier gehorchte prompt.
Sie schüttelte die Fäuste.
»Wie kannst du es wagen, so zu mir zu sprechen? Ich bin Martha, die mächtigste Prupperin dieses Planeten! Meine Familie hat eine Tradition, die Jahrtausende in die Vergangenheit reicht. Alle meine Vorfahren waren Ober-Prupper. Sie haben diese Welt einst in Besitz genommen und beherrschen sie bis zum heutigen Tag – durch mich!«
Mario lächelte mitleidig.
Seine Haltung entspannte sich, aber immer wieder irrte sein Blick zu dem Monster-Tiger hinüber. Die
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