0210a - Die tödliche Gefahr
haben. Aber wir kennen seine genauen Pläne nicht und müssen uns deshalb darauf gefasst machen, dass er im letzten Augenblick etwas anderes unternimmt. Außerdem wird der Kidnapper Phil nicht sehen, denn mein Kollege verbirgt sich hinter /dem Vordersitz.«
Phil sah mich an.
»Und was machst du?«, fragte er.
»Ich fahre hinter euch her und bleibe dabei mit Mister High in Verbindung. Die beiden Beamten in den Wagen sind mit Polizeifunk ausgerüstet. Wir können also sofort die Verfolgung aufnahmen, wenn etwas schiefgehen sollte.«
Dann stopfte ich die restlichen Banknoten in die Aktentasche, drückte sie John Carpenter in die Hand und nickte.
»Gehen wir lieber«, schlug ich vor. »Der Kidnapper wundert sich vielleicht, wenn es zu lange dauert.«
Ich folgte den beiden hinaus zu dem Wagen Carpenters. Als Phil darin verschwand, konnte man ihn wirklich nicht mehr sehen. Außerdem war es jetzt auch schon zu dunkel, als dass man außer der Silhouette des Fahrers etwas erkennen konnte.
Als ich meine Scheinwerfer aufblitzen ließ, setzte sich vor mir der Wagen Carpenters in Bewegung. Ich folgte ihm in einiger Entfernung, schaltete den Polizeifunk ein und meldete Mister High, dass wir auf dem Weg zum Parkhaus waren.
Zur Vorsicht hatte ich die Automatik griffbereit vor mir im Handschuhfach liegen.
Irgendetwas gefiel mir an der ganzen Sache nicht. Ray Martinez musste ahnen, dass sich Carpenter mit der Polizei in Verbindung setzen würde. In diesem Fall war das Parkhaus für seine Zwecke nicht der beste Ort. Es ließ sich verhältnismäßig leicht abriegeln und bot uns genügend Gelegenheit, unsere Leute einzuschleusen.
Langsam begann ich sogar zu vermuten, dass es Ray Martinez diesmal gar nicht ernst meinte, sondern nur die Angst um seinen Sohn in Carpenter erhöhen wollte. Vielleicht saß er irgendwo und grinste vor sich hin, ohne das Geld abzuholen?
Ich teilte Mister High über den Polizeifunk meinen Verdacht mit.
»Habe selbst schon daran gedacht, Jerry«, gab er zu. »Aber trotzdem können wir ihm seine Aufgaben nicht erleichtern, wenn er wirklich hinter dem Geld her ist. Ich habe bereits eine Anzahl von Detektiven in Zivil angefordert, die nach eurem Verschwinden die ganze Gegend abkämmen sollen, wenn Martinez nicht erscheint.«
Ich musste ganz gehörig aufs Pedal treten, um Carpenter und Phil nicht aus den Augen zu verlieren. Anscheinend wurde Carpenter mit jeder Minute nervöser, denn er schien jetzt schneller zu fahren.
Als wir das Parkhaus schon in der Ferne sahen, meldete Mister High, dass meine Kollegen bereits in der Garage auf ihren Plätzen seien.
Jetzt ließ ich Carpenter Vorfahren, verlangsamte das Tempo und fuhr dann ein ganzes Stück vor dem Parkhaus an den Gehsteig heran und hielt an.
Dann stellte ich den Polizeifunk ab, steckte die Automatik unter die Jacke und schlenderte zu Fuß weiter.
Vor mir leuchteten die Bremslichter des Wagens auf, in dem Carpenter und Phil saßen, dann beugte sich Carpenter aus dem Fenster, löste einen Parkschein, und der Wagen verschwand über die Betonrampe.
Ich ließ mir noch etwas Zeit. Von Ray Martinez war keine Spur zu sehen, aber ich hatte nichts anderes erwartet. Auch meine Kollegen schienen verschwunden zu sein, bis auf ein Paar, das vor der Garage neben einem weißgekleideten Monteur ungeduldig unter die Motorhaube starrte.
Ich erkannte den langen Burschen im Abendanzug, das Mädchen mit der weißen Fuchsstola hatte in ihrer Abendtasche bestimmt neben der Puderdose auch noch eine winzige Pistole mit einer US-Government-Nummer.
Sie sahen aus wie ein Paar, das auf dem Weg zu einer Party war. Bei dieser Party spielten allerdings Ray Martinez und John Carpenter auch eine Rolle.
Der andere Agent musste wahrscheinlich oben in der Nähe des Chevy sitzen, wo Carpenter das Geld abliefem sollte. Vielleicht war er sogar in einen Monteursanzug gekleidet.
Ich kümmerte mich um die Bars und Restaurants in der Nähe. Davon gab es eine ganze Anzahl, aber nirgends konnte ich das Gesicht von Ray Martinez erkennen.
Wenige Minuten später tauchte Carpenters Wagen wieder auf, mischte sich in den Verkehr und fuhr dann an mir vorbei, in die Richtung zurück, aus der wir gekommen waren.
Auch ich drehte mich um und schlenderte zu meinem Jaguar.
Wenn Martinez wirklich erschien, dann würde das in Kürze geschehen, es sei denn, er hatte in dem Parkhaus auf die Ankunft Carpenters gewartet.
»Das Geld ist abgeliefert«, knurrte ich wieder in den Polizeifunk.
Mister High
Weitere Kostenlose Bücher