0210a - Die tödliche Gefahr
war ziemlich unwahrscheinlich, dass die Cops Carpenter verfolgen würden, aber wenn es trotzdem geschah, dann würden sie ihn lange suchen müssen, wenn er erst einmal das Geld in den Händen hatte.
Er war seiner Sache sicher. Wieder hielt er an einer Telefonzelle und wählte Carpenters Nummer.
»Du wolltest mir also die Cops auf den Hals jagen, Carpenter«, knurrte er in den Apparat, als er verbunden war.
»Du kannst deinen Freunden ausrichten, dass ich sie durchschaut habe. Schade um deinen Jungen. Du wirst ihn nicht mehr sehen.«
»Die Polizei hat mich dazu gezwungen!«, würgte Carpenter hervor. »Bitte, tun Sie doch dem Kleinen nichts. Er ist ja unschuldig und kann nichts dafür.«
»Was kümmert mich schon dein Sprössling? Mir geht es um dein Geld, aber nachdem mit dir kein Geschäft zu machen ist, muss er dafür büßen. Vielleicht kommen wir später durch deine Tochter nochmals ins Geschäft.«
»Nein, bitte töten Sie ihn nicht!«, schrie Carpenter. »Ich verschaffe Ihnen das Geld, und ich versichere Ihnen, dass die Polizei sich dabei fernhält. Sagen Sie mir nur, was ich tun soll!«
Ray Martinez lachte höhnisch auf.
»So ist es schon besser, Carpenter. Hol das Geld wieder aus der Garage und halte es bereit. Ich rufe in einer halben Stunde wieder an, wenn du den Zaster hast. Und vergiss nicht: Es liegt an dir, die Cops auszuschalten, wenn du deinen Sohn lebend Wiedersehen willst.«
Dann legte er den Hörer auf, schwang sich in seinen Buick und fuhr ein Stück weiter.
Vielleicht hatten die Cops das Gespräch abgehört und erschienen schon in Kürze an der Telefonzelle.
***
Als ich mit der Aktentasche wieder in Carpenters Villa aufkreuzte, verriet mir schon Phils Gesicht, dass sich die Verhältnisse geändert hatten.
Carpenter riss mir beinahe ungeduldig die Tasche aus der Hand.
»Sie können verschwinden«, sagte er aufgeregt. »Von jetzt an bestehe ich darauf, dass sich die Polizei nicht mehr in diese Angelegenheit mischt. Das Leben meines Söhnes steht auf dem Spiel.«
»Der Kidnapper macht also ernst?«, erwiderte ich langsam.
John C. Carpenter nickte.
»Und ich auch. Sie haben die ganze Angelegenheit verfahren, Cotton«, sagte er wütend. »Er hat bemerkt, dass Sie das Parkhaus beobachten ließen.«
»Das war zu erwarten«, entgegnete Phil. »Vielleicht geschah das alles mit Absicht, um Sie gefügiger zu machen. Jetzt hat er Ihnen Angst gemacht und kann mit Ihnen tun, was er will. Geben Sie ihm nur ruhig das Geld, damit er ein zweites Mal wieder bei Ihnen oder bei einem anderen versuchen kann, der es sich nicht erlauben kann, einem schmutzigen Gangster hunderttausend Dollar vor die Füße zu legen.«
Carpenter starrte ihn aufgebracht an.
»Sie haben leicht reden«, schrie er. »Es geht ja nicht um Ihren Sohn. Paul ist Ihnen ein Fremder. Aber mir bedeutet er alles. Verschwinden Sie also lieber aus meinem Haus und überlassen Sie es mir, wie ich meinen Sohn wieder nach Hause bringe.«
»Das geht leider nicht, Mister Carpenter«, sagte ich ernst. »Es handelt sich hier um ein Verbrechen gegen die Öffentlichkeit. Wir haben die Pflicht, jeden Einzelnen gegen Verbrechen zu schützen. Wir haben die Pflicht, diesen Verbrecher zu finden und ihm sein schmutziges Handwerk zu legen, ob Sie uns dabei helfen oder nicht.«
»Ich kümmere mich einen Dreck um Ihre Pflicht«, schrie Carpenter. »Ich bezahle Steuern dafür, dass Sie mir das Leben erleichtern und mir keine Hindernisse in den Weg legen, wenn Sie selbst unfähig sind, Paul zu retten.«
Ich blickte Phil an. Es hatte keinen Zweck, mit Carpenter zu streiten. Er saß zu tief in der Klemme, als dass er richtig denken konnte.
Aber was ich ihm gesagt hatte, traf genau zu. Einen Augenblick dachte ich sogar daran, ihm den Grund zu verraten, warum wir Ray Martinez schleunigst finden musste, aber ich wusste genau, dass ich dadurch nur das Gegenteil von dem erreichen würde, was ich beabsichtigte.
Ich zog die Schultern hoch.
»Na gut, Carpenter. Versuchen Sie es eben auf Ihre Art. Aber kommen Sie nachher nicht zu uns gelaufen, wenn die ganze Sache schiefgegangen ist. Allerdings muss ich vorher noch mit meinem Vorgesetzten sprechen.«
John Carpenter blickte zum Telefon.
»Bitte, bedienen Sie sich. Auch Mister High wird mich nicht von meiner Entscheidung zurückbringen können.«
Mister High versuchte es nicht einmal. Er befahl uns, die Untersuchung abzubrechen und zum Office zurückzukehren. Dabei hatte ich allerdings das Gefühl, dass er
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