0212 - Der Satan probt den großen Trick
war zu einer raffinierten Falle für uns hergerichtet worden.
Im Abstand von je zwei Yard waren Sperren aus leeren Blechbüchsen auf dem ölverdreckten Boden aufgestellt.
Darüber hinaus waren zwischen einzelnen Maschinen Schnüre mit daranhängenden Büchsen in verschiedenen Höhen von einem bis zu fünf Fuß gespannt.
Die Bedeutung dieser Vorrichtung war recht offensichtlich: Wenn wir uns in der Finsternis durch den Raum bewegt hätten, wären wir immer wieder an diese Lärm erzeugenden Sperren gestoßen, und der Gangster hätte uns nach dem Gehör beschießen können.
Bei der großen Streuwirkung einer Maschinenpistolengarbe wäre es höchst wahrscheinlich gewesen, dass wir getroffen worden wären, auch wenn der Schütze uns nicht hatte direkt anvisieren können.
An der einen Wand, sie lag rechts von uns und gegenüber der Tür, die in den Keller führte, entdeckte ich auch zwei verhangene Öffnungen in der Mauer. Vermutlich waren es die Ausgabeschalter eines ehemaligen Werkzeugoder Materialmagazins.
Außer Staub, Dreck und Gerümpel sah ich noch einen ganzen Stapel alter Konservenbüchsen in einer Ecke aufgehäuft.
»Behalte du die verhängten Ausgabeschalter und die offene Kellertür im Auge«, raunte Phil mir zu. »Ich werde mich mal an den schießfreudigen Gangster heranpirschen!«
Er schlüpfte, aus den Schuhen und huschte auf den Strümpfen von Maschine zu Maschine und dann zu der Wand, hinter der die Magazinräume gelegen Waren.
Nun befand Phil sich im toten Winkel. Um ihn noch treffen zu können, hätte der Gangster, rechtwinklig aus seinem Verschlag schießen müssen.
Aber derartige Pläne, zu denen er zumindest den Lauf der Maschinenpistole und die Hände hätte zeigen müssen, würde ich ihm augenblicklich austreiben.
Der Gangster schien jedoch nicht voreilig zu sein, sondern mehr davon zu halten, die Dinge - in diesem Fall Phil - an sich herankommen zu lassen.
Selbst in Strümpfen schlich Phil noch auf den Zehenspitzen und erreichte ohne Störung den ersten, ziemlich durchlöcherten Vorhang.
Einige Atemzüge lang blieb er mit vorgeneigtem Kopf dicht daneben stehen. Offensichtlich lauschte er auf irgendwelche verdächtigen Geräusche.
Dann griff er mit der linken Hand in den Stoff und riss mit einem Ruck den Vorhang herunter.
Gleichzeitig trat er einen Schritt zur Seite und presste sich dicht an die Wand, wobei er den Blick und die Pistole auf den rechteckigen Mauerdurchbruch gerichtet hielt.
Währenddessen wanderten meine Augen unaufhörlich zwischen Phil und der Kellertür hin und her.
Meine geteilte Aufmerksamkeit war durchaus nicht überflüssig, wie sich gleich zeigen sollte.
Anscheinend waren die Lebensgeister und der Rachedurst des von mir angeschossenen Gangsters wiedererwacht. Jedenfalls sah ich, wie die Tür sich langsam weiter öffnete. Dann erschien am Türrahmen der matt schimmernde Lauf einer Pistole.
Für mich war das weiter nicht gefährlich. Mich konnte der Bursche nicht aufs Korn nehmen, ohne sich zu zeigen, und das würde ihm schlecht bekommen. Aber Phil war genau in seiner Visierlinie, selbst wenn der Ganove für mich im toten Winkel blieb.
Ich kann ziemlich gut schießen - beim FBI lernt man so etwas. Aber aus zwanzig Yard Entfernung mit Sicherheit einen Pistolenlauf zu treffen, das wäre ein Zufall.
Ich traf den Pistolenlauf nicht. Also pfefferte ich einfach noch einen Schuss gegen die Blechtür und hoffte, dass dem Gangster der Querschläger dermaßen um die Ohren pfeifen würde, dass er schleunigst den Rückzug antreten würde.
Für die nächsten Augenblicke würde der Gangster sicher seinen Kopf eingezogen haben, und ich konnte einen Blick zu Phil riskieren.
Von Phil war jedoch nichts mehr zu sehen!
Ich erschrak nicht wenig. Dann hörte ich jemand in den Magazinräumen rumoren - es klang aber nicht nach Kampf - und nahm an, dass Phil nach dem Banditen suchte.
Es musste Phil sein, denn er hätte sich bestimmt nicht überwältigen lassen, ohne einen einzigen Laut von sich zu geben.
Da vernahm ich einen wohl vertrauten Klang, der rasch näher kam: die auf- und abschwellenden Sirenen mehrerer Streifenwagen.
Erst jetzt wurde ich mir des merkwürdigen Umstandes bewusst, dass die Polizei nicht schon längst angerückt war.
Die heftige Schießerei war bestimmt auch außerhalb des Eabrikgeländes zu hören gewesen, und erfahrungsgemäß findet sich immer jemand, der das nächste Polizeirevier von einer solch lautstarken und unhöflichen Unterhaltung
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