0212 - Der Satan probt den großen Trick
das Fenster aufziehen wollte, stutzte ich.
Ich fragte: »Phil, hast du heute Morgen schon das Fenster aufgehabt?«
Phil hörte auf mit Pfeifen und brummte: »Nicht dass ich wüsste. Wieso?« Er kam interessiert näher.
»Das ist verdächtig«, sagte ich. »Jetzt ist der Fensterriegel offen. Als wir schlafen gingen, war er bestimmt geschlossen!«
»Irrst du dich nicht?«
»Ausgeschlossen! Seitdem einmal ein lieber Zeitgenosse zum Fenster eingestiegen ist und mir eine Sprengladung an die Tür montiert hatte, pflege ich die Fenster zu verriegeln, bevor ich die Wohnung verlasse oder mich ins Bett lege. Eher würde ich das Atmen vergessen als diese Vorsichtsmaßnahme! Mir scheint, dass wir heute Nacht ungebetenen Besuch hatten.«
Inzwischen hatte Phil das Fenster eingehend betrachtet. Er wandte sich mir zu und sagte aufgeregt: »Verflixt, du hast Recht! Sieh mal, der Kitt an der linken Scheibe ist noch ganz weich. Und hier, auf dem Fensterbrett, liegen Krümel alten, vertrockneten Kitts.« Er öffnete den Fensterflügel. »Und hier, am Rahmen, deutliche Einkerbungen irgendeines Werkzeugs!«
Ich sah mir die Bescherung an. Es verhielt sich ganz so, wie Phil festgestellt hatte.
»Der Fall ist klar, wie das Wetter heute« , knurrte ich. »Unser nächtlicher Besucher hat erst von außen die Scheibe gelöst, sie mit einem Gummisauger oder etwas Ähnlichem ausgehoben und ist eingestiegen. Vor seinem Verschwinden hat er die Scheibe wieder eingekittet und musste darin natürlich, um aus dem Zimmer zu kommen, den Fensterflügel öffnen, den er von außen mit dem Gummisauger zuzog. Man sieht ja jetzt noch die kreisrunden Abdrücke des Gummis. Diese Feuerleitern. Ich werde demnächst eine Sprengladung anbringen müssen!«
»Eine Alarmglocke täte es auch. Ich frage mich nur, warum der Gangster sich solche Mühe gemacht hat, die Scheibe wieder so kunstvoll einzusetzen.«
»Sicherlich sollten wir nichts von dem Besuch merken. Aber welche Absicht verfolgte der Bursche? Es wäre ihm doch ein Leichtes gewesen, uns umzubringen, und zu stehlen gibt’s bei mir doch überhaupt nichts.«
Phil überlegte und meinte dann: »Ich stelle mir das so vor: Der Gangster kam wohl mit der Absicht, dich zu ermorden. Vermutlich ist er aber gewohnt, nur mit Pistolen umzugehen. Als er nun entdeckte, dass du nicht allein bist, fürchtete er, ich würde durch einen Schuss aufwachen und in Aktion treten, bevor er auch mich erledigen könnte. Daraufhin wollte er sich möglichst spurlos aus dem Staub machen, um sein Vorhaben bei einer günstigeren Gelegenheit zu wiederholen.«
»Es klingt sehr unwahrscheinlich, könnte aber so gewesen sein. Ich muss schon sagen, die Mord-Gang gibt sich redlich Mühe, uns auszuschalten. Sie ist offenbar sehr nervös geworden. Kann uns nur recht sein. Und jetzt wird erst mal ordentlich gefrühstückt.«
Das Aroma des Kaffees war wunderbar. Phil schnupperte genießerisch über der dampfenden Tasse und führte sie zum Mund.
Weiß der Himmel, wie es kam. Plötzlich durchfuhr mich eine schreckliche Vermutung.
Ich holte aus und schlug Phil die Tasse aus der Hand.
Der Kaffee spritzte in Phils Gesicht, bekleckerte seinen Anzug und schwappte auf das Tischtuch und den Teppich.
Die Tasse flog quer durchs Zimmer ausgerechnet gegen das Glas des Bücherschranks. Es gab etliche Scherben.
Phil musste sich erst von seiner Verblüffung erholen, bevor er mich anschnauzte: »Du bist wohl übergeschnappt, wie?«
»Keineswegs«, antwortete ich, »ich halte es für möglich, dass der Einbrecher uns gar nicht erschießen, sondern vergiften wollte! Daher seine kunstvollen Bemühungen, spurlos zu verschwinden. Ich schlage vor, wir rühren nichts mehr an und schicken unsere Spezialisten her, um die Esswaren samt den Whiskyvorräten zu untersuchen. Es ist unserer Gesundheit sicher zuträglicher, in einem Drugstore zu frühstücken.«
»Unnötig. Die Schnitten können wir beruhigt essen. Die Gänseleber hast du ja aus einer neuen Büchse genommen. Für den Kaffee müssen wir eben eine frische Dose auf machen. Dann besteht keinerlei Gefahr mehr. Zugelötete Konserven lassen sich nicht vergiften, höchstens angebrochene.«
»Vorsicht, Vorsicht«, mahnte ich. »Ich weiß wahrhaftig nicht mehr, welche Konserven ich eingekauft habe. Es wäre für den Gangster keine Schwierigkeit gewesen, mir eine präparierte, fabrikneu aussehende Dose in den Kühlschrank zu stellen. Vergiss nicht, dass die Gangster in einer ehemaligen Konservenbüchsenfabrik
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