0212 - Der Satan probt den großen Trick
spät. Innerhalb einer Stunde kann zu viel passieren.«
»Da hast du Recht«, sagte ich. »Aber die Zeitspanne lässt sich kaum kürzer bemessen, da wir nicht wissen, wann unser Freund uns mit seinem Erscheinen beehrt.«
Phil hatte den besten Einfall: »Wir machen das einfach so: Sobald der ›Stier‹ im Uhu auftaucht, rufe ich vom Lokal aus die Geheimnummer des Headquarter an. Ich melde mich unter dem Namen Harry Down, und was ich dann rede, spielt gar keine Rolle. Es kann ja sein, dass irgendjemand mithört - das Telefon braucht nur offen hinter der Theke zu hängen - und darin muss ich unverfängliches Zeug sagen. Für euch bedeutet allein der Anruf das Signal, zehn Minuten später den ›Schwarzen Uhu‹ auszuheben! Zehn Minuten reichen aus, den Gangster samt seinen Kumpanen kennen zu lernen; sie reichen aber nicht aus, um zwei G-men fertig zu machen!«
»Sehr gut, sehr gut!«, sage Neville zufrieden. »Ich werde das arrangieren.«
Wir gingen zu Mr. High, den wir über unser Gespräch mit dem Reporter, über unser abendliches Vorhaben und über die Abmachungen mit Neville informierten.
Der Chef erklärte sich mit allem einverstanden und schickte uns - ins Bett!
»Jungs«, sagte er, »ruht euch gründlich aus. Für euer Unternehmen braucht ihr einen klaren Kopf, und noch wisst ihr nicht, wie lang diese Nacht werden wird.«
»Okay, Chef«, antworteten wir beide zugleich und trollten uns. Mr. High rief uns hinterher: »Wehe Ihnen, wenn Sie wieder vergessen, mich auf dem Laufenden zu halten. Nicht ein einziger G-man wird nach Ihnen suchen, wenn Sie abhanden kommen!«
»Okay!«, rief ich über die Schulter zurück.
Auf dem Gang sagte Phil: »Wenn der Chef noch nie gelogen hat, jetzt hat er es getan.«
»Sicher«, brummte ich. »Es wird aber ratsam sein, es nicht darauf ankommen zu lassen.«
Unterwegs kaufte ich neue Lebensmittel ein. Meine alten Vorräte waren ja samt und sonders in das Labor gewandert, wo sie von unseren Chemikern auf heimtückische Gifte analysiert wurden.
Zu Hause spielten wir Schach und bestaunten die Einfallslosigkeit des Fernsehprogramms. Dann schliefen wir noch einige Stunden.
***
»Die Schlüssel für den Jaguar«, sagte Phil, als wir meine Wohnung verließen.
»Tut sich nichts mit Jaguar«, lehnte ich ab. »Das gute Stück bleibt in der Garage. Wenn wir mit dem auffälligen Schlitten in Lower East Side auf tauchen, wissen die Gangster Bescheid. Dann können wir uns gleich ein Schild ›FBI‹ um den Hals hängen.«
»Hm, und wenn die Gangster mit einem Auto türmen, womit willst du sie dann verfolgen?«
»Solange wir sie nicht kopfscheu machen, werden sie nicht verschwinden. Gegebenenfalls müssen wir unseren Unternehmungsgeist zügeln, bis unsere Streifenwagen angerückt sind.«
Ich hielt nach einem Taxi Ausschau, aber es sah gerade so aus, als seien die Taxichauffeure in Streik getreten.
Wir warteten.
Endlich zuckelte so ein Gefährt heran, hielt auf mein Winken, und wir stiegen ein.
Die Turmuhr der nahen St. Patrick’s Old Cathedral schlug eben halb neun, als wir in der Mott Street aus dem Taxi stiegen, etwa zweihundert Yard vom ›Schwarzen Uhu‹ entfernt.
Wir wollten uns dem Kriegsschauplatz nämlich zu Fuß nähern, damit wir bei dieser Gelegenheit die illustre Kneipe von allen Seiten betrachten konnten.
Es ist immer vorteilhaft, die Stellung des Feindes vor dem Gefecht zu erkunden. Aber leider blieb es bei der lobenswerten Absicht, denn der ›Schwarze Uhu‹ zeigte uns nur die Vorderfront; rechts und links war er mit anderen Häusern zusammengebaut, und wie der Laden von hinten aussah, konnte man nicht mal vermuten.
»Schon schlecht!«, meckerte Phil und traf damit den berühmten Nagel auf den Kopf. »Umstellen lässt sich die Bude also nicht. Den Gangstern werden genügend Hintertüren offen stehen.«
Ich zuckte wortlos die Schultern und steuerte auf den Eingang zu, über dem ein großer Leuchtröhren-Uhu fortwährend mit seinen grünen Neonaugen blinkte.
Ein stämmiger, uniformierter Portier, der aussah wie ein Zehnsterneadmiral, lehnte, die Hände auf dem Rücken verschränkt, neben der Glastür an der Wand und schien zu nichts anderem da zu sein, als Trinkgelder zu kassieren, ohne sich auch nur eine Kleinigkeit vom Fleck zu rühren.
Die Glastür wich automatisch zurück und gab mir den Eintritt frei. Ich stand praktisch noch in der-Tür, da wurde ich von einem jungen Mann, der es offensichtlich sehr eilig hatte, angerempelt. Instinktiv drehte ich
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