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0212 - Herr der roten Hölle

0212 - Herr der roten Hölle

Titel: 0212 - Herr der roten Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ließ ich den Hörer auf die Gabel fallen. »Du brauchst die Koffer gar nicht erst auszupacken, Suko«, sagte ich, »unsere Reise geht weiter. Island oder Thule.«
    »Und da finden wir tatsächlich eine Spur?«
    »Alles deutet daraufhin.« Ich lächelte. »Wie gut, daß man Verbindungen hat.« Dabei dachte ich an die Wahrsagerin.
    »Aber ich darf doch Shao noch vorher anrufen?« fragte der Chinese.
    »Du kannst sie sogar besuchen. Auch ich möchte vorher nach Hause.«
    »Dann bin ich wohl die einzige, die hier die Stellung hält«, sagte Glenda.
    »So ist es. Aber du wirst es schon schaffen«, lächelte ich und streichelte ihre rechte Wange.
    ***
    Hatte der Frühling das europäische Festland erreicht, so ballten sich über der isländischen Insel die dicken, grauen Schneewolken. Gewaltige Gebilde, schwer und deshalb tief hängend. Allerdings lugte zwischen ihnen manchmal der Ball der Sonne hervor. Eine kalte noch winterliche Sonne, deren Strahlen kaum wärmten.
    Wir landeten in der Hauptstadt Reykjavik. Sie liegt im Südwesten der Insel, am Beginn eines fjordartigen Einschnitts. Schon vom Flugzeug aus sahen wir den Schnee, der wie ein weißes Leichentuch auf den Bergen lag und auch die Ebenen bedeckte. Wenn ich mir die Sache so betrachtete, hatte ich nicht nur gegen die Mächte der Finsternis, sondern auch gegen die Natur zu kämpfen, was natürlich überhaupt nicht in meine Rechnung paßte.
    Wir reisten als Diplomaten. Dies aus einem einfachen Grund. So wurden unsere Pässe nicht kontrolliert, und es würde uns gelingen, die Waffen unangefochten durch den Zoll zu bringen. Auch mein Schwert, das einmal Destero gehört hatte und nun in einem Behälter steckte, der aussah wie ein schmaler Geigenkasten.
    Zum Glück lag kein Nebel über dem Flughafen. Die Sicht war sogar ziemlich gut, der Pilot hatte keine Schwierigkeiten, seine Maschine weich auf die Landepiste zu setzen.
    Das Meer verschwand, dafür erschien ein anderes. Das Häusermeer von Reykjavik. Allerdings nicht so dicht gedrängt und geballt stehend wie in London oder New York.
    Es war gut, daß wir die gefütterten Parkajacken mitgenommen hatten, denn schon auf der Landebahn spürten wir die Kälte, die hier oben herrschte.
    Der Wind schnitt in die Gesichter. Es roch nach Schnee. Irgendwann würden wir in den weißen Flockenhagel geraten. Das dauerte nicht mal lange. Als wir in einem Taxi saßen, begann es zu schneien. So stark und so dicht, daß der Schnee schon bald einen Teppich auch auf einer vielbefahrenen Straße bildete.
    So völlig unbedarft waren wir nicht in Reykjavik eingetroffen. Vor unserer Abreise hatten wir uns mit Lady Sarah Goldwyn in Verbindung gesetzt. Sie besaß eine schon fast universitätsreife Bibliothek. Daß wir vorher nicht an sie gedacht hatten, lag allein an den letzten schrecklichen Vorgängen mit Sir James und der Dämonenpeitsche.
    Das Blutland war uralt. Bei den Wikingern wurde es zum erstenmal erwähnt. Es tauchte später in zahlreichen Legenden auf, und es sollte sogar einen Mann geben, der es gesehen hatte. Ein Schriftsteller, zudem ein Eremit, der über die Vergangenheit der Insel geschrieben hatte und es noch tat.
    Diesen Mann wollten wir finden. Seine ungefähre Anschrift hatte ich über den Verlag herausgefunden. Wobei Anschrift übertrieben war, denn er lebte in den Bergen nordöstlich der Hauptstadt, wo das Land noch so wild wie vor Hunderten von Jahren war und sich auch die Island-Touristen nicht gern hinverirrten, denn sie bevorzugten mehr die wärmere Südwestseite der Insel.
    Als wir durch die City fuhren und der Schneeschauer nachgelassen hatte - nur noch vereinzelte Flocken fielen vom Himmel - da sahen wir die typisch isländischen Holzhäuser, die es auch noch in der Hauptstadt gab, wo es keine Betonbauten geschafft hatten, sie zu verdrängen. Alles wirkte sehr sauber. Die Menschen waren winterlich angezogen, einige schaufelten den Schnee von den Gehwegen. Die weiße Pracht türmte sich an den Straßenrändern.
    Als Ziel hatten wir dem Fahrer einen Autoverleih angegeben. Hertz-Rent-a-Car. Dort hofften wir, einen geländegängigen Wagen zu bekommen. An der Flughafenfiliale war dies nicht möglich gewesen.
    Die Filiale lag in einer kleinen Seitenstraße. Das Haus war nur einstöckig und aus Steinen gebaut. Dafür besaß es zwei Schaufenster. Das von uns aus gesehen rechte ließ kaum einen Durchblick zu, weil es mit Werbematerial verklebt war.
    Wir zahlten den Preis in englischer Währung und betraten den Laden.

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