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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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bringen könnte, sie zu heiraten. Sie gab Morris ein Zeichen, nicht auf der Bildfläche zu erscheinen. Gegen zwei Uhr, so behauptete sie jedenfalls, hätte sie Recconis Haus verlassen. Recconi wäre zu dieser Zeit stark betrunken gewesen. Sie habe zwar Morris Wagen stehen sehen, aber der Wagen sei leer gewesen. Da sei sie mit einem Taxi nach Hause gefahren.
    »Morris«, brummte ich, nachdem wir diese Aussage gehört hatten, »Ihr Alibi ist keinen Cent wert. Das ist jetzt schon der zweite Mensch, der behauptet, dass Sie nicht in Ihrem Wagen gewesen seien.«
    »Zum Teufel, ich war aber drin«, röhrte der Gangster.
    Wir bedankten uns bei Lieutenant Hammers und fuhren zurück zum Distriktsgebäude.
    »Weißt du«, sagte Phil unterwegs. »Ich habe nicht den Eindruck, als ob dieser Fall abgeschlossen wäre. Wir werden ja sehen…«
    Als wir das Office betraten, lief uns ein Mann nach, der auf einer Bank im Flur gesessen hatte, und rief:
    »Verzeihung, Gentlemen. Habe ich die Ehre mit den G-men Decker und Cotton?«
    Wir blieben auf der Schwelle stehen und nickten.
    Der Mann lüftete höflich seinen Hut. Er mochte fünfzig Jahre alt sein, hatte eine gesunde Hautfarbe und angegraute Schläfen. Der Anzug, den er trug, stammte wahrscheinlich aus der Fünften Avenue.
    »Mein Name ist Verdo«, sagte er mit rollendem R. »Guiseppe-Verdo. Ich möchte eine Anzeige erstatten. Man wies mich an Sie.«
    »Kommen Sie herein. Mr. Verdo«, sagte ich und hielt unserem Besucher die Tür auf. »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Er setzte sich auf einen Besucherstuhl, während Phil unsere Hüte an den Garderobenhaken hängte.
    »Um was handelt es sich, Mr. Verdo?«, fragte Phil, der sich schon für die Geschichte zu interessieren schien, bevor er sie überhaupt gehört hatte.
    »Um Erpressung«, sagte Verdo. »Um eine ganz gemeine, schmutzige Erpressung, meine Herren. Hier, sehen Sie selbst.«
    Er zog ein Blatt Papier aus seiner Brieftasche und legte es auf den Schreibtisch. Wir beugten uns darüber. Es war der gleiche Text, wie ihn auch Recconi erhalten hatte. Und an einigen Unregelmäßigkeiten des Schriftbildes konnte man auf den ersten Blick erkennen, dass der Brief auf derselben Schreibmaschine getippt worden war.
    Phil warf mir einen stummen Blick zu. Es sollte wohl so viel bedeuten wie: Bitte, alter Junge, was habe ich vorhin gesagt?
    ***
    »Wir sind von der Spedition Snickson«, sagte Roo Motley und schob sich die Mütze ins Genick. »Draußen steht unser Truck. Wir sollen zwei Särge hier abliefern.«
    »Einen Augenblick, Mister«, erwiderte die junge Dame im Empfangsraum des Beerdigungsinstitutes »Ewiger Friede«.
    Das Mädchen trug eine Brille mit gewöhnlichem Fensterglas. Der Chef des Institutes hatte das angeordnet. Er war der Meinung, dass eine junge Dame seriöser aussehe, wenn sie eine Brille trüge. Dazu kam die schwarze Uniform, die alle Angestellen des »Ewigen Friedens« zu tragen hatten. Manche Leute fanden die Aufmachung schön. Andere behaupteten, die Uniform wäre der letzte Revue-Kitsch, den sie gesehen hätten. Die mit Silberfäden auf die Ärmel gestickten Palmenzweige rechtfertigten die letzte Auffassung.
    »Mensch Roo«, kicherte Sam Roller, der Begleitfahrer, als sich das Mädchen durch eine schwarze Samtportiere entfernt hatte. »Mensch, könntest du im Sarge ernst bleiben, wenn solche Gestalten um dich herumschwirrten?«
    Das Mädchen mit der Fensterglasbrille kam zurück und sagte.
    »Fahren Sie bitte in die Einfahrt links vom Gebäude. Nach ungefähr dreißig Yard werden sie rechts ein geöffnetes Tor sehen. Fahren Sie hindurch in die Halle. Unsere Leute werden Ihnen dort beim Abladen behilflich sein. Haben Sie die Rechnung mitgebracht?«
    »No«, sagte Roo Motley breit. »Damit haben wir nichts zu tun. Wir bringen bloß die Särge. Die Rechnung kriegen Sie mit der Post.«
    »Gut«, sagte das Mädchen und nickte ihnen zum Abschied zu. Selbst diese kleine Bewegung geschah so gemessen und vollendet würdevoll, dass Motley unwillkürlich eine Verbeugung versuchte. Sam Roller kicherte leise.
    Sie rollten langsam in die Einfahrt hinein, die so schmal war, dass sie gerade noch hindurchpassten. Weiter hinten fanden sie das geöffnete Tor und fuhren den Wagen hindurch, nachdem sie mit zweimaligem Zurücksetzen die richtige Ausgangsstellung für den breiten Truck erreicht hatten.
    Die Halle war mit schwarzen und roten Samtvorhängen sehr wirkungsvoll drapiert. Schön geordnet standen die verschiedenen Sargmodelle auf

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