0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
weiß eigentlich selbst nicht, wie ich darauf gekommen bin, dass es mehrere sein müssten. Aber ich dachte von vornherein, so was könnte nicht einer allein erledigen.«
»Das ist wohl die allgemeine Auffassung«, murmelte Phil. »Bei den Erpressungen, an denen die Öffentlichkeit immer den stärksten Anteil nimmt. Nämlich bei Kindesentführungen, sind es ja fast immer mehrere Verbrecher, die das Kidnapping mit der anschließenden Erpressung ausführen. Mr. Verdo, ich möchte Ihnen eine Frage stellen, die Sie nicht zu beantworten brauchen. Ich mache Sie ausdrücklich darauf aufmerksam, dass wir in Fällen von Erpressung angewiesen sind, bis an die äußerste Grenze gegenüber den Opfern unsere Wissbegierde zu dämpfen. Aber auf der anderen Seite führt oft eine Spur zu den Erpressern von dem einen Punkt her, auf dem sie ihre Erpressung aufbauen. Wären Sie bereit, uns zu sagen, was der Erpresser mit der Formulierung, ›unschöne Dinge‹ meint?«
Verdo atmete tief. Er nickte ein paar Mal stumm vor sich hin, bevor er unentschieden erwiderte:
»Was geschieht mit mir, wenn sich herausstellen sollte, dass ich damals bei der Einwanderung meinen Fragebogen… eh nicht ganz korrekt ausgefüllt habe?«
»Wie lange liegt das zurück; Mr. Verdo? Wie lange leben Sie schon in den USA?«
»Seit über fünfzehn Jahren.«
»Waren Sie Soldat, ich meine in den USA?«
»O ja, Sir. Ich war in Korea. Ich bin amerikanischer Staatsbürger. Seit neun Jahren.«
»Dann haben Sie nichts zu befürchten. Es sei denn, sie hätten ein sehr schweres Verbrechen begangen wie etwa einen ungesühnten Mord oder dergleichen.«
»Das ist nicht der Fkll, Sir. Ich habe damals in dem Einwanderungsfragebogen nur nicht angegeben, dass ich Offizier in der Italienischen Armee war. Während des zweite Weltkrieges, als wir noch gegen die Amerikaner kämpften.«
»So etwas dürfte jetzt wohl als Lappalie angesehen werden«, grinste Phil belustigt. »Aber ich kann mir eigentlich nicht denken, dass der Erpresser auf die Fragebogengeschichte anspielt. Würde man so etwas ›unschöne Dinge‹ nennen?«
Verdo zuckte die Achseln.
»Das habe ich mich zunächst auch gefragt. Aber dann war der Anruf…«
»Ein Anruf?«, schnappte Phil. »Der Erpresser hat Sie angerufen?«
»Ja, ungefähr eine halbe Stunde, nachdem ich den Brief erhalten hatte.«
»Was sagte der Anrufer?«
»Er sagte nur einen Satz. ›Sie möchten doch sicher amerikanischer Bürger bleiben, trotz des gefälschten Fragebogens, nicht wahr?‹ Danach hatte er auch schon eingehängt. Ich kam nicht einmal zu einer Antwort.«
Wir versuchten, Verdo über diesen Punkt auszuquetschen wie eine Zitrone.
Es kam nichts dabei heraus. Verdo konnte nur immer wieder sagen, die Stumme habe sehr undeutlich geklungen.
Es sei ihm sehr schwer gefallen, die einzelnen Wörter überhaupt zu verstehen. Er konnte sich nicht einmal eindeutig entscheiden, ob der Anrufer ein Mann oder eine Frau gewesen sei.
Phil hatte inzwischen das Schreiben der Erpresser in die erkennungsdienstliche Abteilung geschickt. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis einer der Kollegen herüberkam und um Verdos Abdrücke bat. Bereitwillig ging-Verdo mit hinüber, um seine Prints abnehmen zu lassen. Da seine eigenen Abdrücke auf dem Brief sein mussten, weil er ihn ja in der Hand gehalten hatte, musste man seine Prints zum Vergleich haben. Eine knappe halbe Stunde später erhielten wir Bescheid, dass außer Verdos Abdrücken nicht ein einziger fremder Fingerabdruck auf dem Brief gefunden werden konnte.
Nachdem-Verdo unser Office verlassen hatte, schrillte das Telefon und die Vermittlung teilte uns mit, dass Mr. High soeben einen längeren Anruf aus Friso erhalten hätte und darum bäte, dass wir uns in die Leitung einschalten und das Gespräch übernähmen.
»Frisco?«, murmelte Phil mit gerunzelter Stirn. »Haben wir in letzter Zeit eine Sache bearbeitet, in der jemand aus Frisco vorkam?«
Ich zuckte die Achseln.
»Nicht dass ich wüsste, Phil. Aber wer kann schon alle Namen und Orte im Kopfe behalten, die im Zusammenhang mit einem verzweigten Kriminalfall einmal auftauchen? Übernimm das Gespräch, dann werden wir ja hören, um was es geht.«
Phil nickte und bat die Vermittlung, das Gespräch durchzustellen. Und dann hörten wir die unglaublichste Geschichte unseres Lebens…
***
In Frisco fügten sich einige Episoden zu einer Ereigniskette zusammen von der die Schreiber gewisser Sensationsblätter tagelang zehrten. Es fing damit
Weitere Kostenlose Bücher