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0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft

Titel: 0213 - Wir stiegen ein ins Sarggeschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir stiegen ein ins Sarggeschäft
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warten, dass wir kommen, um sie zu kassieren.«
    »Natürlich nicht«, brummte Phil.
    Wir hingen unseren Gedanke nach. Zwei anscheinend verschiedene Fälle -die Erpressungen und die Sarggeschichten - standen jedenfalls in einer bedenklichen örtlichen Nachbarschaft. Vielleicht waren sie in Wahrheit nur ein einziger Fall. Jedenfalls hielten wir so viel Ansatzpunkte in der Hand, dass wir fast nicht wussten, wo wir anfangen sollten.
    Aber zunächst einmal wollten wir die eventuell kürzeste Spur verfolgen. Lemmy Morris war ein Mitglied der Erpresserbande gewesen. So viel stand fest. Und dieser George Cracks sollte ebenfalls zu dieser Bande gehören. Also mussten wir Cracks finden, um von ihm die anderen Mitglieder der Erpresser-Gang zu erfahren.
    Die Kneipe war eine finstere Bude mit niedrigem Eingang. Rauchschwaden hingen in der Luft und nahmen einem den Atem. In dem verhältnismäßig kleinen Raum drängten sich ungefähr dreißig Männer zusammen. Zwei Drittel davon hockten an den Tischen. Viele von ihnen spielten Karten oder würfelten. Ungefähr zehn lehnten an der Theke.
    Nachdem wir uns flüchtig umgesehen hatten, wussten wir, dass wir uns an die Theke stellen mussten, ob wir wollten oder nicht. Es war kein einziger Stuhl mehr frei. Es gelang Phil, sich zwischen zwei Männern hindurchzudrängen, so dass er mir einen Scotch über die Schulter reichen konnte. Wir nippten langsam und wünschten den ganzen Betrieb zum Teufel. Wie sollte man ein ruhiges Wort mit dem Barkeeper sprechen können, wenn der Mahn vor Arbeit kaum dazu kam, sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen.
    Wir blieben vielleicht zwanzig Minuten in der Kneipe, dann wurde uns klar, dass es keinen Sinn hatte. Wir zahlten und gingen. Als Nächstes bot sich an, diesen Floyd Patters zu suchen, der oft mit Brickford und Steven zusammengewesen war, jenen beiden jungen Männern, die man in Frisco in den Särgen entdeckt hatte.
    Die Bowery ist alles andere als eine schöne Straße. Genauer gesagt, sie ist vermutüch die schmutzigste Straße von ganz New York. Seit Menschengedenken wimmelte es hier von Gangstern, Bettlern, Obdachlosen und schlimmerem Gesindel. Wer sich nicht einigermaßen auf seine Fäuste verlassen kann, sollte die Bowery nicht einmal tagsüber aufsuchen, geschweige denn nachts.
    Wir waren vorsichtig genug, den Jaguar fünf Minuten Fußweg von der Bowery entfernt zu parken. Dann marschierten wir los. Chinesen, Japaner, Mischlinge aller Klassen und Schattierungen, Neger, Inder, Araber und Weiße begegneten uns in bunter Vielfalt. Fast alle hatten eines gemeinsam, sie wirkten nicht sehr Vertrauen erweckend.
    In einer solche Straße nach einem Mann zu suchen, von dem man wenig mehr als seinen Namen weiß, ist einfach eine Sache, die das Glück entscheiden wird. Während wir oben in der Kneipe Pech gehabt hatten, schien uns hier Fortuna wohl wollend zu lächeln. Aus einer anderen Sache her kannte ich einen Trödler, der in der Bowery sein Geschäft betrieb. Mit neunzig Prozent Wahrscheinlichkeit war er in der Hauptsache ein Hehler für die Unzahl der kleinen Räuber und Taschendiebe, aber das interessierte uns nicht sonderlich. Er war für uns als einer jener Männer wertvoll, die der Polizei ab und zu einen Tip geben.
    Wir suchten ihn in seinem düsteren Laden auf, der trotz der vorgerückten Abendstunde noch geöffnet war. Gerümpel und allerlei Unmöglichkeiten lagen über- und durcheinander. Gebrauchte Anzüge hingen herum, eine Petroleumlampe aus den seligen Pionierzeiten ragte zwischen einem Stapel uralter Schwarten hervor, abgetretene Arbeitsschuhe türmten sich zu einem Haufen, in dem es schwierig sein musste, jeweils die beiden zusammengehörigen zu finden - kurz, es herrscht ein unbeschreibliches, wüstes Durcheinander. Hinter einem Vorhang, der aus Glasperlenschnüren bestand, ertönte kurz nach unserem Eintritt ein rüdes Grunzen. Gleich darauf schob sich Tim Rieds an den klappernden Glasperlen vorbei in den vorderen Teil seines Reiches.
    »Die Herren vom FBI«, sagte er mit einem hämischen Grinsen. »Ist mir eine große Ehre, Gentlemen. Was kann ich Ihnen verkaufen?«
    Wir hatten Ries nie anders gesehen als in einer gestreiften dunklen Hose und einem Gehrock aus Urgroßvaters Tagen. Dazu trug er ein Hemd, das den Eindruck erwecken sollte, es wäre weiß. Ein schwarzes Band hatte er sich wie einen Schnürsenkel um den Hals zu einer Schleife geknotet, die so groß war, dass ihre beiden Enden bis fast zum Gürtel herabhingen. Dazu

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