0216 - Aufbruch der Oldtimer
fast völlig eingedrückt."
Sie kletterten an den Trümmern der Tragfläche hinauf. Kasom zerrte einige Teile der zerstörten Kanzel zur Seite, so daß sie ins Innere eindringen konnten. Redhorse zwängte die Beine durch das entstandene Loch und ließ sich einfach fallen. Er kam mit den Füßen auf und rutschte ein Stück über den schrägen Boden, bis er am Pilotensitz hängenblieb. Bruchstücke der Kanzel lagen überall herum. Redhorse hörte, wie die anderen ebenfalls hereinkamen.
Ein Sitz hatte sich aus seiner Verankerung gerissen und hing quer über der Funkanlage. Zusammen mit Kasom schob Redhorse das Hindernis zur Seite. Henderson kam heran und schaltete das Funkgerät ein. Er überprüfte die Schaltanlage.
„Wie sieht es aus?" fragte Sengu gepreßt. „Alles intakt", sagte Henderson erleichtert. „Wenn unser Freund vor dem Shift in den nächsten Minuten Ruhe hält, haben wir Zeit, Major Sedenko von unserem Pech zu berichten." Es war typisch für Henderson, daß er von „ihrem Pech" sprach und mit keinem Wort erwähnte, daß er gegen einen Einflug in den Shift protestiert hatte.
Als Henderson die Verbindung herstellte, sprang Lope Losar zu ihnen herein. Waffenmeister sah sie der Reihe nach an.
„Die Schleusenwand ist auf einer Seite stark eingedrückt", berichtete er. „Wenn sie noch drei harte Stöße erhält, wird sie nachgeben." Henderson blickte auf.
„Soll ich das in unserem Funkspruch an Sedenko erwähnen?"
„Nein", entschied Redhorse. „Rhodan soll uns erst dann abholen, wenn es gelungen ist, den anderen Shift zu starten."
Henderson zog den Kopf zwischen die Schultern. „Vielleicht haben wir jetzt zum letzten Mal Gelegenheit, einen Funkspruch auszusenden."
„Vielleicht sollten Sie sich alle zusammen die Schleuse ansehen", schlug Lope Losar grimmig vor.
„Darauf können wir verzichten", mischte sich Kasom ein. „Los, Captain Henderson, rufen Sie Major Sedenko."
Damit unterstützte der Ertruser Redhorses Entscheidung. Für die fünf Männer bedeutete das nichts anderes, als daß sie das Monstrum außerhalb des Shifts solange in Schach halten mußten, bis Rhodan erschien, um sie aus ihrer unangenehmen Lage zu befreien.
Major Gero Wiffert fühlte die Kälte der Wand durch seine Uniform dringen. Seine Schmerzen hatten spürbar nachgelassen. Er beobachtete die anderen Männer, die damit beschäftigt waren, die letzten Schaltungen unter Kontrolle zu bringen.
Wiffert spreizte die Hände und drückte sich langsam von der Wand ab. Er hielt den Atem an und wartete, daß die Schmerzen zurückkehren würden. Dann machte er einen Schritt nach vorn.
Erleichtert stellte er fest, daß ihm das keine Schwierigkeiten bereitete. Sein Entschluß, sich wieder an den Arbeiten zu beteiligen, wurde dadurch noch gefestigt. Seine Augen suchten Perry Rhodan. Er entdeckte ihn in einer Gruppe von Männern, die damit beschäftigt waren, einen Strick zu befestigen.
Wiffert war 34 Jahre alt, ein Mann von untersetzter Statur, mit blonden Haaren und einer breiten Narbe auf der linken Wange.
Der Major sprach nicht viel, doch als Erster Feuerleitoffizier der CREST II war er fast unentbehrlich.
Mit gleichmäßigen Schritten ging Wiffert auf die Gruppe der arbeitenden Raumfahrer zu. Er hielt den Kopf angestrengt hoch, weil er fürchtete, daß der heftige Druck in seiner Brust zurückkehren würde, wenn er sich lässiger bewegte.
Als Wiffert spürte, daß er mit dem Fuß am Rande einer Verschraubung hängenblieb, war es für eine Reaktion schon zu spät. Die Verschraubung gehörte zu einer Abdeckplatte im Fußboden. Die Schraube war irgendwann einmal abhanden gekommen und nicht wieder ersetzt worden. Das Loch, das dadurch entstanden war, durchmaß acht Millimeter. Unter normalen Umständen hätte die fehlende Schraube keine Schwierigkeiten ausgelöst.
Major Gero Wiffert jedoch war nur 1,65 Millimeter groß, und er stürzte im Vorwärtstaumeln in die Schraubenöffnung hinein. Wiffert schrie noch, als er irgendwo in völliger Dunkelheit aufschlug und wie betäubt liegenblieb. Er verstummte, als er weit über sich die Öffnung sah, die ihm zum Verhängnis geworden war. Ein schwacher Lichtstrahl fiel herein, doch er reichte nicht bis zu Wiffert herunter.
Der Feuerleitoffizier wußte, daß er in den Maschinenraum des Shifts gefallen war. Wenn es ihm nicht gelang, hier herauszukommen, bevor das Allzweckfahrzeug startete, mußte er sich mit dem Gedanken vertraut machen, zu sterben. Wiffert war sich darüber im klaren,
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