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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Grabräuber berührt hatte, wußte er, daß nun Anubis, der Gott der Toten, wieder Opfer erhalten würde.
    Und der, welcher mit frevelnder Hand seine Totenruhe gestört hatte, er würde das erste Opfer für den Gott mit dem Haupt eines Schakals sein.
    Zwar war er schwach, denn nur langsam kehrte das Leben in ihn zurück, aber die belebenden Strahlen der Sonne gaben ihm neue Kraft.
    Regungslos wartete die Mumie, daß das erste Opfer den Schuppen betrat.
    ***
    Die Schatten wurden länger. Langsam sank die Sonne wie ein rotglühender Feuerball hinter den Hügeln, ein erfrischend kühler Wind wehte aus der Richtung des Nil.
    Der Wagen des Sonnengottes Re sank hinab in die Unterwelt, die Zeit des Thot, des Mondgottes brach an. Thot, der Gott mit dem Kopf eines Ibis, der alle Weisheit in sich versammelt.
    An all dies dachte Yussef Ben Khebir nicht, als er sich von seinem Lager erhob, wo er, der Landessitte gemäß, den heißesten Teil des Tages verschlafen hatte.
    Es trieb ihn hinüber zu dem Schuppen. Die Arbeit, die dort seiner harrte, konnte nur er alleine ausführen.
    Denn die Mumie war noch in die Leinentücher gewickelt. Und in diesen Leinentüchern waren nicht selten Kostbarkeiten miteingewickelt, die dem Toten in seinem nächsten Leben noch gute Dienste leisten sollten.
    Immerhin war es ein Priester gewesen, was dort durch die Kunst geschickter Balsamierer die Jahrtausende überdauert hatte. Und den Priestern, das wußte Yussef, wurden manchmal kostbare Skarabäen, Nachbildungen der heiligen Käfer, mitgegeben.
    Allein der Verkauf eines echten Skarabäus an den richtigen Mann konnte ihm mehr Geld einbringen, als er in den Jahren auf den Feldern verdiente.
    Knackend schnappte hinter ihm das Schloß ein, als er die Tür hinter sich zuzog. Mit wenigen Schritten war er bei der Mumie. Seine rechte Hand fetzte das Tuch herunter.
    Allah sei Dank. Sie war noch da. Und tatsächlich, sie war noch unbeschädigt.
    Yussef rückte ein tischartiges Gestell heran. Dann griff er die Mumie mit beiden Händen. Ganz vorsichtig legte er sie auf den Tisch.
    Der Geist des Anubis-Priesters las die Gedanken des Ägypters. Er wollte die Leinenbinden entfernen. Das war gut. Denn das Harz und die Essenzen, mit denen die Männer im Hause des Todes die Tücher getränkt hatten sorgen dafür, daß diese hart waren wie ein Panzerhemd.
    Ramose wollte seine Ungeduld zügeln, bis der Grabschänder die Binden entfernt hatte. Dann aber war sein Leben zum Anubis geweiht.
    Schweiß brach Yussef ben Khebir aus allen Poren, als er ganz vorsichtig die Binden entfernte. Es waren nur wenige Stücke, die man in die Binden des Toten eingewickelt hatte, lauter wertloses Zeug. Einige Papyrosstreifen erregten seine Aufmerksamkeit. Er legte sie beiseite. Später einmal, vielleicht konnte er sie später einmal entziffern. Denn sie waren älter als der Tote. Ben Khebir erkannte ganz deutlich den Namen der Königin Hatschepsuth auf einem der Pergamente.
    Vielleicht galt es, ein neues Geheimnis zu lüften. Allerdings – das Grab der Hatschepsuth war bekannt und bereits in den Tagen der Alten ausgeplündert worden.
    Yussef ben Khebir brummelte vor sich hin. Nach stundenlanger Arbeit, die nur durch das blakende Licht einer Kerosinlampe beleuchtet wurde, lag der von der Behandlung der Balsamierer und der unvorstellbaren Zeit, die dieser Körper schon tot war, schwarz gewordene Leichnam vor ihm.
    Besondere Reichtümer waren nicht zu Tage getreten. Mit einem Stoßseufzer wandte sich Yussef um, um den Körper des Toten wieder in die schützenden Binden zu wickeln.
    Ein schabendes Geräusch hinter ihm ließ ihn zusammenzucken. »Es sind Ratten«, sagte er zu sich selber. »Nur Ratten …«
    Und langsam wandte er sich um.
    Aus seiner Kehle gurgelte das Entsetzen. Steil richteten sich seine Nackenhaare auf, ein Frösteln schüttelte seinen Körper. In seinen Augen irrlicherte die Angst.
    Denn vor seinen entsetzten Blicken sah er, wie sich die Hand des Toten langsam, ganz langsam, hob.
    Der Leichnam lebte. In das, was Jahrtausende den Schlaf des Todes geschlafen hatte, war neues Leben eingedrungen.
    » Allah il Allah! « krächzte Yussef ben Khebir. » Der Shaitan! «
    Und er wollte sich zur Flucht wenden. Aber seine Beine waren wie mit Blei ausgegossen. Das Grauen hatte ihn erfaßt. Er vermochte, kein Glied zu rühren. Er mußte stehenbleiben und sehen, wie das Leben in den Körper des Ramose zurückkehrte.
    Schon hatte sich der Oberkörper völlig erhoben, saß auf dem

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