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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Tisch, drehte sich und rutschte langsam hinunter. Die Füße des Toten berührten den Boden. Dann stand er frei. Fast mechanisch hob die dürre, schwarze Gestalt, die Arme.
    Hob sie genau in die Höhe, in der sich der Hals des Ägypters befand. Und die Finger glichen den Klauen eines Raubvogels.
    Aus den Augen des Anubis-Priesters aber blickte das namenlose Nichts.
    Er war zurückgekehrt. Das Schicksal hatte es so gewollt, daß dem Anubis wieder Opfer dargebracht werden sollten.
    Lautlos wie eine Katze bewegte sich der Tod auf den Araber zu. Der strenge Leichengeruch, den die Mumie ausströmte, wurde unerträglich.
    Und in diesem Moment hörte der Himmel das heißeste Gebet des Yussef ben Khebir.
    Die tödlichen Hände, gespreizt wie die Krallen eines Raubvogels, waren nur noch wenige Zentimeter von der bloßen Kehle des Arabers entfernt, als es geschah. In den Körper ben Khebirs brandete das Leben zurück.
    Mit einem Schrei warf er sich herum. Ein Sprung und er hatte die Tür erreicht. Seine Hand rüttelte an der Klinke.
    Ein Knacken, dann hielt er den Griff in der Hand. Und er hatte vorhin die Tür gut verschlossen, damit ihn niemand bei seinem finsteren Tun beobachten konnte.
    Die Falle war zugeschnappt. Und er selbst hatte sie sich unbewußt gestellt.
    Er war gefangen. Hinter ihm schlich der Tod näher. Flucht war unmöglich geworden.
    Fast unbewußt angelte die Hand des Grabschänders einen Spaten. Mehr eine Reflexbewegung als ein berechneter Schlag traf die Mumie. Zischend schnitt der blitzende Spaten den Schädel der Mumie vom Rumpf. Der dürre, schwarze Körper taumelte zurück.
    » Hamdulillah! « jubelte der Ägypter, der sich schon als Sieger sah. »Preis sei Allah!« Aber er hatte zu früh triumphiert. Wohl hatte sein Schlag den Angriff der Mumie gehemmt.
    Aber er kämpfte nicht gegen etwas, was mit normalen Waffen besiegt werden konnte.
    » Töte, was sterblich ist! « dröhnte es in seinem Hirn. Und diese Stimme erschien ihm wie die Posaune des Jüngsten Gerichts.
    Sollte sein Weg hier zu Ende sein?
    Wieder hob er den Spaten, um der taumelnden Mumie den Rest zu geben. Krachend brachen Rippen, splitterten schwarze Knochen. Und wieder beschrieb der Spaten einen sirrenden Bogen.
    Das, was einst die Mumie des Ramose gewesen war, zersplitterte wie ein Glas, das auf den Marmorboden geschleudert wird. Und wie ein Berserker schlug Yussef ben Khebir zu.
    Immer wieder.
    Der Boden war mit häßlich-schwarzen Mumienfragmenten übersäht. Hier eine Hand, dort ein Teil des Beckens, neben dem Fragment eines Fußes ein Teil der Rippen.
    Einem unbeteiligten Beobachter wäre Übelkeit aufgestiegen. Aber in ben Khebirs Augen war die flackernde Angst einem triumphierenden Leuchten gewichen. Sieg! Er hatte gesiegt. Das, was da vor ihm lag, konnte ihm nicht mehr gefährlich werden.
    So dachte der Grabräuber. Es waren seine letzten Gedanken, bevor in ihm nur noch das kalte Entsetzen wütete.
    Denn er hörte ein Gelächter, laut, schallend und häßlich.
    Und dann vernahm er Worte in einer Sprache, die er noch nie gehört hatte. Denn wohl ist es den Menschen dieser Zeit gelungen das Geheimnis der Hieroglyphen zu enträtseln, doch die Sprache der alten Bewohner des Niltals, die Laute, die sie sprachen, sie sind auf ewig vom Wind der Geschichte dahingeweht.
    Daher konnte ben Khebir nicht verstehen, als sein Leib und seine Seele nun dem Anubis geweiht wurden.
    » Gott der Schatten! « kam es in der alten Sprache. » Führer der Toten mit dem Kopfe des Schakals. Siehe, dein treuer Sklave, Diener und Priester weiht dir dieses unwürdige Leben, auf daß du erstarken und zum Leben zurückkehren mögest! «
    Yussef ben Khebir aber sah nur den Schädel.
    Den Schädel der Mumie.
    Und der Schädel lag nicht, wie die anderen Knochen, auf dem festgestampften Lehmboden der Hütte.
    Er schwebte. Schwebte nur zwei Handbreit neben dem Gesicht von Yussef ben Khebir.
    Ein unheiliges Leuchten umgab den Kopf des Anubis-Priesters. Klackend öffnete sich der Mund, der seit Jahrtausenden geschlossen gewesen war.
    Ben Khebir sah zwei schimmernde Reihen Zähne, die geschliffenen Dolchen glichen. Da war sein Mannesmut dahin. Dies war ein Werk des Schaitans.
    Dann schnellte der Mumienschädel mit geblecktem Fang auf ihn zu. Aus Yussef ben Khebirs Schrei wurde nur ein unartikuliertes Röcheln.
    Sein Todesröcheln.
    ***
    Ahmad al Bank pries Allah und den Propheten. Der fremde Effendi war tatsächlich an dem Relikt der Mumie interessiert.
    Er war

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