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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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sein Sprößling auf legere Art ausdrückte.
    Die beiden saßen auf dem Dachgarten eines Kairoer Hotels und erneuerten ihre Freundschaft bei einem kühlen Bier. Ibrahim Hamada saß dabei und verstand kein einziges Wort, aber er genoß die Atmosphäre der feinen Umgebung in der er, heute Morgen noch ein schmutziger Dieb in der Gasse, in einem neuen Galabija, wie die lange, faltige Landestracht genannt wird, an der Seite seiner neuen Herren eine Limonade schlürfte.
    Allah hatte ihm Gnade gezeigt, denn es handelte sich zweifellos um Effendis von hohem Rang. Und in dem einfachen, von den Legenden der Märchenerzähler auf den Basaren angeregten Gemüt, sah er in Michael Ullich, dessen Kraft und Gewandtheit er zu spüren bekommen hatte, einen gewaltigen Emir, einen Kriegsherrn aus dem Abendland, der zu Hause über tausend Krieger den Befehl hatte. Carsten Möbius aber war für ihn wie der Kalif Harun al Raschid, der sich in einfacher Bürgerkleidung unter das Volk gemischt hatte. Denn er zeigte nur eine Karte und alles verneigte sich vor ihm, ja, er bekam überall die feinste Ware, ohne bezahlen zu müssen.
    Carsten Möbius hätte sicherlich laut losgelacht, hätte er geahnt, wie seine American-Expreß-Karte auf den Orientalen wirkte.
    Jedenfalls hatte sich Ibrahim Hamada als Fremdenführer und Diener bereits unersetzlich gemacht. Und nachdem ihn Carsten Möbius in seinem Hotelzimmer ins Bad gesteckt hatte, Hamada hatte sich gefühlt wie im siebenten Himmel, und ihm neue Kleidung beschafft hatte, sah er nicht mehr wie der Dieb von Badgad aus. Im Moment versuchte er, durch Zuhören so viel wie möglich von der deutschen Sprache zu lernen.
    »Als man mich dann in der elften Klasse zwangspensionierte …« berichtete Michael Ullich.
    »Du meinst, wegen deines unmöglichen Betragens und deinen Bemühungen, dem gesamten benachbarten Lyzeum auf deine Art Sexualkundeunterricht zu geben, hat man dich von der Penne gefeuert!« bemerkte Carsten Möbius milde.
    »Na, so kann man das auch nennen«, gestand der Blondhaarige mit jungenhaftem Grinsen. »Danach eine kaufmännische Lehre, einige Monate bei den Kameraden mit dem harten Hut und dann so ’ne Art Existenz aufgebaut. Bin jetzt Bezirksvertreter bei einer Versicherung und derzeit im Urlaub!«
    »Also Klingelputzer!« bemerkte Möbius trocken. »Na, vielleicht kommen wir mal ins Geschäft!«
    In diesem Moment wurden sie von Ibrahim abgelenkt.
    »Sihdi!« sagte er und benutzte den Ausdruck aus Nordwest-Afrika, da er festgestellt hatte, daß ihn die beiden Effendis kannten, »der Mann dort hinten … ich kenne ihn!«
    Carsten Möbius, an dessen Jackenärmel der Araber gezupft hatte, wandte sich um. »Du kennst wen?« fragte er halb ärgerlich über die Störung.
    »Den Araber dort hinten, der gerade mit den Kellnern tuschelt. Ja, er ist es. Das ist Hamid ibn Asser!«
    »Und, was ist an diesem mulmigen Muselman so interessant?« wollte Michael Ullich wissen.
    Ibrahim Hamada setzte eine Verschwörermiene auf.
    »Ich weiß«, flüsterte er, »daß ihr auch für unsere große Vergangenheit in Misr , wie unser Land im Arabischen heißt, interessiert. Und dieser Mann kennt die Gräber der Pharaonen. Er kennt auch die«, seine Stimme wurde kaum hörbar, »die noch von keinem Menschen außer von einem der Beni Arab betreten wurden!«
    Carsten Möbius und Michael Ullich sahen sich an. Welch ein Hauch des Abenteuers eröffnete sich ihnen in diesen Worten.
    »Hol den Mann her!« sagte Möbius tief aufatmend.
    ***
    Yussef ben Khebir war zufrieden. Die Mumie befand sich in seinem Besitz. Und sie war unbeschädigt. Nun mußte er einen Käufer suchen, einen Mann, der sehr viel Geld hatte. Und ben Khebir hatte durch seine dunklen Kanäle seine Verbindung.
    Wenn er die Mumie an die richtige Adresse verkaufte, brauchte er Zeit seines Lebens nicht mehr zu arbeiten. Seine Helfer und Mitwisser? – Nun, er würde klug sein und verschwinden. Das Land war groß.
    Er hatte die Mumie in dem geräumigen Schuppen hinter seinem Haus untergebracht. Neugierigen Blicken war sie durch ein schmutzigweißes Tuch verborgen. Und sie war geschützt vor den sengenden Strahlen der Sonne, die schräg durch ein kleines Fenster eindrangen.
    Und die Strahlen des Re, des Sonnengottes, küßten die Mumie des Ramose. Wie er gesagt hatte, kehrte sein Geist zurück an dem Tage, wo seine Totenruhe gestört wurde.
    Nicht nur sein Geist, auch sein Verstand. Und seine Hinterlist und Heimtücke. Von dem Moment, da ihn der

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