0216 - Der Pharaonenfluch
ungeteilte Aufmerksamkeit.
Deshalb konnte der Mann im Kaftan, der sich jetzt heranschob, eigentlich nur stören.
»Verzeihung!« sagte er in sehr holperigem Französich. »Aber ich glaube, wir waren verabredet!« Dazu angelte sich der Mann ein Polster und ließ sich, ohne irgendeine Einladung abzuwarten, neben Professor Zamorra nieder.
Der Parapsychologe schreckte wie aus einem Traum auf.
Verabredet? Hier konnte nur eine Verwechslung vorliegen. Aber mit wem wurde er verwechselt? Zamorras abenteuerliches Leben hatte dazu geführt, daß er in jeglicher Situation sich als Sofortumschalter bewies. Es galt, zu ergründen, wer der Mann war und was er vorhatte.
Vielleicht war er ein »Kunde« von Inspektor Hammal. War nicht in den Gesprächen angeklungen, daß in den Nachtclubs von Sahara-City auch die Unterwelt ihr Domizil hatte?
»Wir haben doch erst heute vormittag telefoniert, Monsieur!« erinnerte der Araber.
»Schon möglich!« sagte Zamorra schleppend. Aus den Augenwinkeln musterte er seinen Gesprächspartner recht unauffällig. Sein Burnus schien aus feinstem Stoff zu bestehen, die stark behaarten Hände waren von Ringen übersät, von denen jeder sicherlich den Gegenwert eines Mittelklassewagens hatte.
Das Gesicht glich dem eines Raubvogels. Die hakenförmige Nase und der stechende Blick forderte gerade zum Vergleich mit einem Falken heraus. Ein schwarzer Vollbart umrahmte einen zusammengepreßten Mund.
Alles in Professor Zamorra klingelte Alarm. Wenn dieser Mensch ein ehrlicher Kerl war, dann war er der Großmugol von Bagdad.
»Franzose?« fragte der Araber.
»Hört man das?« lächelte Professor Zamorra liebenswürdig.
»Sie haben das Geld?« in die Augen Barud al Kamrs kam ein begehrliches Leuchten.
»Halten Sie mich wirklich für so unvorsichtig?« Jetzt wußte der Meister des Übersinnlichen, daß er einem Verbrechen auf der Spur war. Auch Nicole schien den ganzen Sachverhalt begriffen zu haben. Zamorra bemerkte, wie sich seine Sekretärin zurücklehnte und die verführerische Gangsterbraut spielte.
»Sie sind wirklich ein vorsichtiger Mann«, lobte der Araber. »Ihr Auftraggeber hat sicherlich mit Ihnen die richtige Wahl getroffen. Vielleicht sind Sie auch seine Nummer Eins? Mit welchem Namen, Monsieur, darf ich Sie anreden?«
»Nun, vielleicht Zamorra!« grinste der Parapsychologe. »Professor Zamorra, wenn Ihnen das recht ist.«
Der Araber nickte. »Ist mir recht!« sagte er.
»Wieso behaupten Sie eigentlich, daß ich vorsichtig sei. Monsieur … wie war gleich Ihr Name?« ging der Parapsychologe nun zum Angriff über.
»Ich habe immer geglaubt, daß der Name Barud al Kamrs in den einschlägigen Geschäftskreisen nicht so schnell vergessen wird!« antwortete der Araber in tiefgekränktem Ton.
»Verzeihen Sie, ich wollte nur sicher gehen, daß ich mit keinem Unberufenen mein Geheimnis teile!« zog sich Zamorra aus der Affäre.
»Und wenn ich jemand anderes gewesen wäre, dann hätten Sie ihre beiden Wachhunde losgelassen, ja?« fragte al Kamr und deutete unauffällig in Richtung auf Michael Ullich und Carsten Möbius, »von dieser Basarratte ganz zu schweigen!«
Zamorra grinste nichtssagend und zog an der Wasserpfeife.
»Es würde Ihnen nicht allzuviel nützen«, plauderte der Araber in fast vertraulichem Ton. »In dieser Zeit sind einige meiner Männer, die auf die geringste Handbewegung von mir in Aktion treten. Ihr Leben und das Ihrer Gorillas, Monsieur«, zuckte al Kamr die Schultern, »ist in diesem Falle nicht einen Piaster mehr wert. Höchstens ihre hübsche Freundin möchte die Angelegenheit lebendig überstehen. Es gibt genug Männer, die in ihren Häusern eine Frau verschwinden lassen. Sie verstehen doch, Monsieur, oder?« Barud al Kamr grinste wie ein Wolf. »Und Sie sehen doch ein, daß es für sie gesünder ist, wenn unsere Verhandlungen zu einem günstigen Abschluß kommen. Zu einem günstigen Abschluß in meiner Sicht, Sie verstehen?«
Zamorra nickte. Die Situation wurde brenzlig. Denn auf ein diskretes Handzeichen des Arabers hatten sich mindestens zwölf zwielichtig aussehende Gestalten in allen Teilen des Zeltes erhoben. Barud al Kamr schien alle Trümpfe in der Hand zu haben.
Es galt, sich nun geschickt aus der Affäre zu ziehen. Professor Zamorra wußte, daß dies alles eine Pokerpartie mit ungewissem Ausgang sein würde.
***
Sie schlichen herbei wie die Schatten der Abgeschiedenen. Grau hoben sich im Dunkel der Nacht ihre Schattenrisse ab, wenn sie über die
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