0216 - Der Ripper kehrt zurück
egal…
***
Jill war achtzehn, ihre Freundin Muriel ein Jahr jünger. Und beide gehörten sie zur Turnschuh- und Jeansgeneration. Sie waren in einer Zeit groß geworden, als junge Mensehen darüber nachsannen, wie man andere Wege gehen konnte, um die Welt zu verändern.
Auch manche Musikgruppen suchten in ihren Liedern nach Alternativen, sahen oftmals keine und traten eine Flucht in die Irrealität an. Sie plädierten für die Reise nach innen. Für das Weglaufen vor den Problemen. Kurz gesagt: Rauschgift!
Auch Jill und Muriel waren davon nicht verschont geblieben. Auf dem College, nach einer Diskussion und einer Protestversammlung, hatte es begonnen. Einer der Mitschüler hatte Hasch mitgebracht.
Man rauchte gemeinsam, ließ sich von dem Rausch des Vergessens einfangen und dachte nicht über die Folgen nach.
Die jedoch waren schlimm. Schon bald reichte eine Haschzigarette nicht mehr, die beiden Mädchen verlangten nach stärkeren Drogen. Ein gefährliches Wort fiel. Heroin!
Es war einfach, an dieses Teufelszeug heranzukommen. In der Pop- und Discoszene wurde damit gehandelt, und der Kontakt zu einem Dealer war schnell hergestellt.
Der Mann nannte sich Freddy, war der Typ eines Zuhälters und immer elegant gekleidet. Man sah ihm an, dass er Geld hatte, und er sorgte für Nachschub. Seine Quelle schien unerschöpflich zu sein. Das merkten auch die beiden Mädchen, und sie beschlossen, da sie oft kein Geld mehr hatten und auch nicht auf den Strich gehen wollten, die Heroinquelle auszukundschaften.
Freddy wurde beobachtet. Dabei stellten sich Jill und Muriel sehr geschickt an. Sie waren fast wie Profis und erkannten, welch einen Lebenswandel der schwarzhaarige Lockenkopf Freddy führte. Er schlief bis in den Mittag hinein und kassierte dann ab.
Vier Mädchen schafften für ihn an. Sie durften nur wenig behalten und mussten sich von dem Geld noch ihr Rauschgift kaufen, das Freddy ihnen natürlich besorgte. So verdiente er an den Girls doppelt.
Schlimmer hätte es nicht sein können. Freddy war ein Mensch ohne Gewissen, und die beiden Mädchen, die ihn verfolgten, begannen ihn zu hassen.
Ihnen war aufgefallen, dass Freddy einmal in der Woche die Londoner Szene verließ und zu dem neu angelegten Horrorpark fuhr. Zuerst hatten sie angenommen, er würde sich nur vergnügen, das war nicht der Fall, denn Freddy hatte ein bestimmtes Ziel.
Es war die Schreckensburg. Dort gab es zahlreiche Winkel und Verstecke. Freddy blieb immer so lange, dass er zu den letzten Gästen gehörte, und dann holte er aus einem Versteck seinen Nachschub.
Zu Beginn waren sich die Mädchen nicht sicher. Als Freddy nach vier Wochen noch immer ins HORRORLAND fuhr, wussten sie endgültig Bescheid. Sie hatten herausgefunden, woher Freddy dort seinen Stoff bekam. Und was er konnte, konnten sie auch.
Natürlich gingen sie ein Risiko ein, wenn sie einen Tag vor Freddy eintrafen. Dann konnte der Hauptdealer das Heroin noch nicht gebracht haben, aber sie wollten einen Versuch wagen. Wenn er nicht klappte, mussten sie eben an dem gleichen Tag wie Freddy da sein.
Wäre die Sucht nach dem Rauschgift nicht gewesen, so hätten sich die beiden Freundinnen nie nachts in den Horrorpark getraut. So aber waren sie auf das Heroin fixiert, und dies unterdrückte sogar die große Angst.
Per Anhalter waren sie gefahren und das letzte Stück zu Fuß gelaufen. Quer über die Parkplätze, hatten dann einen Bogen geschlagen, damit sie vom Eingang weg kamen und erreichten die Grenze des Horrorparks an der Westseite.
Den gesamten Park umgab ein Zaun aus Maschendraht. Vor diesem standen die beiden Mädchen.
Die Feuchtigkeit hatte auch ihre Haare nass werden lassen. Jill hingen die fahlblonden Strähnen bis ins Gesicht, und sie wischte sie zur Seite, um die Augen frei zu haben. Ihre Haut war blass, die Pupillen lagen tief in den Höhlen, der Blick flackerte unruhig. Die Gier nach dem Heroin war darin zu lesen.
Eingehüllt war sie in einen Parka, der bis zu den Knien reichte. Darunter schaute der dunkelblaue Stoff einer Jeans hervor, und die Füße steckten in Turnschuhen, wobei der rechte schon fast die Sohle verlor. »Machen wir's?« fragte sie.
Muriel nickte. »Wozu sind wir denn hergekommen? Um zu kneifen?«
»Nein, nein.«
»Dann los! Du zuerst.«
Jill schaute ihre Freundin an. »Warum denn ich?«
Die dunkelhäutige Muriel breitete ihre Arme aus. »Weil einer den Anfang machen muss.«
Das sah Jill ein und begann zu klettern. Muriel schaute ihr nach. Sie
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