0216 - Wir und der Club der 17 Mörder
auftauchen.«
»Das sage ich nicht«, antwortete er verstockt.
»Sie scheinen gar nicht zu wissen, wie tief Sie in der Tinte sitzen«, sagte mein Freund. »Miss Posselt, Ihre prospektive Kundin, wurde heute Abend ermordet, und wir hatten allen Grund anzunehmen, der Mörder werde den-Versuch machen, ihre Wohnung zu durchstöbern.«
Singer wurde noch bleicher, als er infolge seiner Verletzung schon war.
»Wenn es um Mord geht, dann will ich lieber die Wahrheit sagen. Das Betrugsdezernat der Stadtpolizie sucht mich. Ich habe in meiner früheren Stellung ein paar Anzahlungen in Empfang genommen und die Aufträge nicht weitergegeben.«
»Ist das wirklich alles?«
»Ja, ganz bestimmt. Vorgestern Abend nahm ich mir das Apartmenthouse vor, indem Sie mich trafen. Ich verkaufte einen Staubsauger und ein Mixgerät. Miss Posselt sagte mir, sie brauchte auch so etwas, habe aber keine Zeit. Sie bestellte mich für heute Abend um elf Uhr. Ich fragte sie, ob das nicht etwas spät sei, aber sie meinte, sie komme wahrscheinlich nicht früher nach Hause, und wenn ich ein Geschäft machen wolle, so müsse ich mich nach ihr richten.«
»Wir werden das natürlich nachprüfen müssen«, sagte ich, aber ich wusste bereits im Voraus, dass der Mann die Wahrheit sagte.
Immer, wenn wir glaubten, einen Anhaltspunkt zu haben, war es nichts. Ich hätte mir die Haare ausreißen mögen.
Für diesen Abend waren wir reichlich bedient. Ich brachte meinen Freund nach Hause und strebte ebenfalls meinem Bett zu dessen Zipfel mich mit magischer Gewalt anzog.
Ich schloss auf, und während ich die Tür hinter mir zuschlug, griff ich nach dem Lichtschalter. Es machte knips, aber es blieb dunkel.
Gerade wollte ich nach meiner Taschenlampe tasten, als mir ein heller Strahl ins Gesicht fiel und mich blendete.
»Nimm die Hände hoch«, erklang eine gelangweilte Stimme. »Stell dich mit dem Gesicht zur Wand, stütz die Handflächen dagegen und geh zwei Schritt rückwärts… Noch einen, und etwas plötzlich.«
***
Da stand ich nun. Ich konnte die Hände nicht von der Wand nehmen, ohne unweigerlich auf die Nase zu fallen. Der Trick ist alt, und ich selbst hatte ihn schon des Öfteren angewandt. Ein Mann ist in dieser Stellung absolut wehrlos. Ich fühlte, wie jemand hinter mich trat und mir die Pistole aus der Halfter zog.
»Du kannst dich wieder umdrehen, aber behalt die Pfoten in der Luft. Wir beide werden jetzt eine kleine Spazierfahrt machen. Du gehst auf der Treppe vor mir her und behältst dabei die Finger in den Jackentaschen. Wenn du sie herausziehst, knallt es. Ich habe einen Schalldämpfer auf meiner Knarre, und so wird es kaum jemand hören.«
»Nehmen Sie sich da nicht etwas zu viel vor?«, fragte ich. »Wenn uns nun unterwegs jemand begegnet?«
»Dann wirst du genauso weiter gehen wie vorher. Ich habe den Auftrag, dich abzuliefem, und wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt, dich umzulegen. Ich bin es gewöhnt, Dinge, die mir aufgetragfen werden, bestens zu erledigen.«
Er lachte meckernd.
»Bei wem sollen Sie mich abliefern?«, fragte ich.
»Das wirst du sehen. Vorläufig geht es dich einen feuchten Dreck an. Ich hätte gar nicht so viele Umstände mit dir gemacht, aber, wie gesagt, ich habe meine Anweisungen. Jetzt mach, dass du weiterkommst.«
Ich konnte gar nichts anderes tun, als vorauszugehen. Im Stillen hatte ich eine heillose Wut auf mich selbst. Ich hielt mich für ausgekocht und machte doch immer wieder Fehler.
Draußen auf dem Gang und auf der Treppe war es natürlich hell, Ich wollte mich umdrehen, um einen Blick auf den Kerl zu tun, aber da befahl er:
»Geradeaus sehen, sonst müsste ich dich in meinem eigenen Interesse hopsgehen lassen.«
Der Pförtner war natürlich um die Nachtzeit nicht zu sehen, und so kamen wir - leider ungeschoren - an der Haustür an. Ich hatte schon gehofft, diese werde verschlossen sein, aber sie war es nicht.
Draußen stand ein Chrysler mit laufendem Motor. Am Steuer saß einer, der seine Schiebermütze tief in die Stirn gezogen hatte. Mein »Betreuer« stieß mir die Kanone zwischen die Rippen und befahl:
»Einsteigen.«
Das tat ich, und er folgte.
Wenn ich gehofft hatte, bei dieser Gelegenheit eine Chance zu haben, so irrte ich mich. Er hielt seine schwere Lueger dauernd auf mich gerichtet.
»Los!«
Der Fahrer gab Gas und wir schwirrten ab.
Während wir in südlicher Richtung die Ninth Avenue hinunterbrausten, überlegte ich, was zu unternehmen sei. Ich sah keinen Ausweg. Der Kerl
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