0216 - Wir und der Club der 17 Mörder
meinte es ernst, und würde mich beim ersten Versuch, ihn zu überrumpeln, umlegen.
An der 14th Street sagte er plötzlich:
»Hey, Jim. Wohin willst du eigentlich?«
Der Fahrer gab keine Antwort und drückte auf den Gashebel. An der 23th wurde mein »Freund« ungeduldig.
»Jim! Bist du verrückt geworden? Wohin willst du?«
»Dumme Frage. Zur Center Street 240.«
Der Klang dieser Stimme elektrisierte nicht nur den Kerl neben mir, sondern auch mich.
Er beugte sich vor, und in diesem Augenblick schlug ich ihm mit aller Kraft die Handkante über den rechten Arm. Während ich ihm gleichzeitig mit der linken Faust einen Boxhieb verpasste, der zwar das Kinn verfehlte, aber trotzdem seine Wirkung tat. Ich hatte meinen Betreuer hart auf die Mundpartie getroffen.
Die Pistole polterte auf den Boden. Er bückte sich danach, heulend vor Wut und Schmerz. Da hatte ich ihn aber schon in einen harten Griff genommen, während Phil, denn das war unser Fahrer, den Wagen am Bordstein ausrollen ließ.
Zuallererst holte ich meine Smith & Wesson aus des Gangsters Rocktasche, und dann drehte ich den Spieß um. Jetzt musste er stillsitzen und die Hände auf die Knie legen.
»Wie hast du das fertig gebracht?«, fragte ich meinen Freund.
»Es war reiner Zufall. Ich kam gerade die Treppe zu meiner Wohnung herauf, als die alte Schachtel, die neben mir wohnt, in ihrer Flurtür stand und den Finger auf den Mund legte. Dann winkte sie mir und flüsterte, dass gerade vor zehn Minuten ein fremder Kerl mit Schirmmütze in meine Wohnung gegangen sei. An der Art, wie er auf schloss, hatte sie gemerkt, dass er einen Dietrich benutzte. Das genügte. Ich nahm die Taschenlampe in die linke und meine Dienstwaffe in die rechte Hand. Drinnen war es dunkel, aber bevor der Bursche mich überrumpeln konnte, hatte ich ihn schon geblendet und ihm die Pistole aufs Nasenbein gehauen. Dann versah ich ihn zuerst einmal mit stählernen Armbändern und wollte wissen, was dieser freundliche Besuch bedeuten sollte. Er sagte gar nichts, und so entschloss ich mich, ihn vorläufig bei der nächsten Polizeistation in Aufbewahrung zu geben. Ich war mir darüber klar geworden, dass diese Sache nur mit dem Verschwinden des Mr. Hynd und dem Mord an der Posselt zu tun haben konnte. Und dann wäre es natürlich nutzlos gewesen, wenn man nur mir an den Kragen ging. Ich schnappte mir also das nächste Taxi und gab dem Fahrer drei Dollar Trinkgeld, damit er auf die Tube drückte. Gerade als ich vor deiner Tür ankam, sah der Gangster aus dem Wagen auf deine Haustür, so, als erwarte er, dass gleich jemand kommen würde. Er war so aufmerksam, dass er nicht merkte, als ich von der anderen Seite herankam, den Schlag aufriss und ihm eins über den Schädel gab. Fünf Minuten später geschah, was ich erwartet hatte. Du kamst mit deinem ›Beschützer‹ heraus, und den Rest weißt du.«
»Wo hast du den Fahrer gelassen?«, fragte ich.
»Zurzeit benutze ich ihn als Fußbank. Ich habe ihn hübsch verschnürt und hier zu meine Füßen niedergelegt.«
Beim Polizei-Hauptquartier in der Center Street herrschte Ruhe. Lieutenant Crosswing war zu Hause und schlief den Schlaf des Gerechten, aber Sergeant Green hielt die Stellung.
Der Gangster, den Phil niedergeschlagen hatte, weilte wieder unter den Lebenden. Mit einigen gelinden Rippenstößen ermunterten wir unsere beiden Gefangenen, und dann saßen sie einträchtig nebeneinander auf der Bank im Raum des Bereitschaftsdienstes.
Über zwei Stunden redeten wir ihnen gemeinsam und jedem für sich zu, wie den bewussten, kranken Pferden. Wir benutzten alle Tricks, um sie zum Reden zu bringen. Wir erzählten beiden, dass der andere ausgepackt habe.
Wir drohten mit dem Keller und dem berühmten dritten Grad und erhielten ein Grinsen als Antwort. Die Burschen wussten ganz genau, dass wir es nicht wagen durften, ihnen auch nur ein Härchen zu krümmen. Das einzige, was wir, allerdings ohne ihr Dazutun, feststellten, waren ihre Namen und ihre Sündenregister.
Die Fingerspitzen hatten sie sich ja nicht abbeißen können, und ihre Prints verrieten sie.
Der erste hieß Alex Cumming und hörte unter Freunden auf den Namen Biggy Al. Der Familienname des zweiten war überhaupt nicht bekannt. Er hieß Joe the Bull, und damit hatte sich das. Ihre Latte an Sünden war lang und gab Aufschluss darüber, warum man gerade diese beiden Genossen mit dem kniffligen Job betraut hatte.
Sie waren bekannte Schläger und selbst unter Gangstern gefürchtet.
Um
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