0217 - Bleigeflüster als Finale
zulassen, dann geht deine Bombe ja gar nicht los, beziehungsweise sie kann einen für uns ganz unwichtigen G.-man, der nach Cotton die Karre durch die Gegend jagt, in die Luft sprengen!«
»Keine Sorge!« Bill grinste so sehr, daß sich seine Sonnenbrille verschob. »Dieser Cotton wird seine Himmelfahrt antreten.«
»Wenn Cotton nicht gerade in den turbulenten Zwölf-Uhr-Verkehr gerät, hat er in der Canal Street auf jeden Fall mehr als dreißig Sachen auf dem Tacho. Übrigens, da fällt mir noch etwas ein: Du hättest bei deiner Arbeit ruhig Handschuhe anziehen können. Wenn die Cops deine Fingerabdrücke an der Radkappe…«
»Mr. George, Sie machen mich lachen. Die Explosionsgeschwindigkeit von Hexogen beträgt über fünf Meilen in der Sekunde; is ist brisanter als Dynamit und TNT. Seien Sie überzeugt, von der Radkappe bleibt kein Fetzchen übrig, und von dem Ford nicht sehr viel mehr.«
»Einschließlich Cotton und Decker!« ergänzte George geschäftsmäßig. »Na, dann bin ich ja beruhigt. Wir fahren jetzt in eine Seitenstraße der Canal Street und warten dort. Zum einen, weil man sich nicht länger als unbedingt notwendig am Tatort aufhalten soll und zum anderen, weil ich mir das Feuerwerk nicht entgehen lassen will, und wenn ich auch nur akustisch daran teilnehmen kann.«
Gemächlich rollte der schwarze Studebaker vom Parkplatz, bog in die Canal Street ein und verschwand, kurz vor der Bowery, in einer schmalen Seitengasse.
***
Die Uhrzeiger rückten schon gegen halb zwölf Uhr vor, da hatte ich endlich jeden Schrank und jede Schublade durchwühlt, hatte in jeden Winkel der Wohnung geguckt und jede Tasche der nicht eben zahlreichen Kleider der Vera Ulster umgedreht.
Die Ausbeute dieser raschen, aber intensiven Haussuchung war keineswegs überwältigend. Wenn die Ulster — von Burt Shirk natürlich abgesehen — je irgendwelche Beziehungen zu Gangstern und fragwürdigen Geschäften gehabt hatte, so hatte sie es peinlich vermieden, auch nur den geringsten Beleg dafür zu hinterlassen.
Keine Notizen, kein Tagebuch, kein Taschenkalender, keine Adressen, kein Telefonverzeichnis, keine Abrechnungen, keine aufschlußreichen Fotos, nichts, rein gar nichts dergleichen hatte ich entdeckt.
Die paar Aufnahmen, die ich in einer alten Pappschachtel fand, waren uninteressant, sie zeigten Vera Ulster mit Burt Shirk oder auch Shirk allein; dieses Verhältnis war mir ohnedies bekannt.
In einer Büffetschublade stieß ich auf alte Schulzeugnisse. Ich ließ die Hefte liegen.
Es war mir völlig gleichgültig, daß die Ulster einst in Singen, Religion und Zeichnen sehr gut, in Rechnen, Englisch und Betragen hingegen nur mangelhaft bewertet worden war.
»Was fangen wir jetzt mit unseren ,lieben Freunden' an, Jerry?« fragte Phil und deutete mit seiner Pistole auf die drei Gangster, die wie abgesetzte Diktatoren im Wohnzimmer saßen und ganz offensichtlich auf bessere Zeiten hofften. »Sollen wir den Gefangenenwagen anfordern und eine Fuhre ins Headquarters transportieren lassen?«
»Ach was«, winkte ich ab, »die Burschen sind ja nicht mal das dafür notwendige Benzin wert. Am besten, wir geben ihnen einen Tritt und schicken sie nach Hause!«
Phil sah mich sehr erstaunt an, verzichtete aber auf eine Widerrede.
»Los, ’raus mit euch aus der Bude!« herrschte ich die Möchtegern-Killer an. »Schert euch zum Teufel, ehe ich es mir anders überlege! Wagt aber bloß nicht, mir nochmals unter die Augen zu kommen! Freundschaft hin, Freundschaft her, dann fahre ich mit euch Schlitten, daß es nur so raucht!«
Urplötzlich kam Leben in die geschlagene Mannschaft. Die drei Banditen wirbelten aus dem Wohnzimmer, als sei eine ganze Division von Marsungeheuern hinter ihnen her.
Ich hörte es heftig gegen die Wohnungstür rempeln, gleich darauf trampelte die wilde Horde die Treppe hinab.
Nun, da die Bande das Weite gesucht hatte, kam natürlich sofort Phils Frage: »Weshalb hast du die Burschen dann laufen gelassen, Jerry?«
Ich sah Phil an. »Das liegt doch auf der Hand. Wir könnten sie zwar wegen unerlaubten Waffenbesitzes und wegen Bedrohung sowie wegen Behinderung von FBI.-Beamten in Ausübung ihres Dienstes belangen, aber ich glaube, dabei käme nicht viel heraus. Die Burschen würden mit einer relativ geringen Strafe davonkommen, während sie uns so vielleicht auf eine neue Spur bringen. Ich glaube, daß die ganze Geschichte dadurch bedeutend schneller ins Rollen kommt.«
Phil nickte überzeugt. »Du hast recht,
Weitere Kostenlose Bücher