0218 - Grauen in der blauen Stadt

Titel: 0218 - Grauen in der blauen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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her.
    »Attrappen? Oder Energie-Erzeuger?«
    Plötzlich zog ihn das Schaltpult an. Schon saß er im mittleren der drei Sessel, streckte zurückgelehnt die Arme aus und konnte mit den Fingerspitzen die vordersten Schalter berühren.
    Leicht beugte er sich vor. Ehe die anderen begriffen, was er tat, schaltete er bereits.
    Die Maschinenhalle brüllte wie ein waidwund geschossener Saurier der Kreidezeit!
    ***
    »Bist du verrückt?« schrie Nicole und wollte Zamorra in die Arme fallen, aber da hatte er mit einer weiteren Schaltung schon wieder alles zum Verstummen gebracht.
    Der Ring aus Maschinen brüllte und vibrierte nicht mehr. Nur noch ein kaum wahrnehmbares Summen verriet, daß sie in Tätigkeit gesetzt worden waren.
    »Oh«, machte Zamorra nur und glaubte damit alles gesagt zu haben. Daß er überrascht war, die Maschinenstraße in Tätigkeit gesetzt zu haben, zeigte er mit keiner Regung.
    »Was soll das?« fragte Nicole erregt. »Willst du alles hier in die Luft jagen?«
    »Hinsetzen«, verlangte Zamorra. Jetzt bequemte er sich doch zu einer Erklärung. »Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hat, hier zu schalten, aber ich war plötzlich sicher, daß ich mit einer bestimmten Folge von Tastendrücken die Maschine einschalten kann… und es stimmte! Nur habe ich den Fehler gemacht, sofort alles auf Maximum zu bringen, nur woher die Energien kommen, kann mir diese Schalttafel auch nicht verraten!«
    Neben ihm nahm Nicole Platz. Der Sessel links blieb leer, die Zwillinge zogen es vor, dahinter zu stehen.
    »Aber warum hast du sie eingeschaltet? Was tun die Maschinen?«
    »Weiß nicht… auf beide Fragen. Aber schau dir die Anzeigen an! Sind die nicht interessant?« Er deutete auf eine Reihe von langgestreckten Signalflächen, die blau waren, aber ganz am linken Rand kaum merklich gelb flimmerten.
    »Sie lesen wie wir von links nach rechts, unsere unbekannten Erbauer«, verriet Zamorra. »Faszinierend auch die Art der Signalübermittlung… vorhin, als alles auf Maximum stand und die Maschinen brüllten, strahlten alle Bänder in grellstem Gelb, und dann zog sich das Gelb nach links zurück in Lauerstellung…«
    »Wie Leitfarben-Tachos in den Chevrolets und Opels der sechziger Jahre«, erkannte Nicole verblüfft. »Die verzichteten auch auf Zeiger, sondern ließen Signalbänder an der Skala entlangwandem, die bei bestimmten Geschwindigkeitsbereichen die Farbe wechselten…«
    Zamorra sah zum Schirm hoch. Dort hatte sich nichts verändert, aber als er jetzt eine Schaltleiste berührte, erschien in der Mitte der siebeneckigen, gewölbten Fläche ein Fleck, der sich rasch ausdehnte und zu einem Bild entpuppte.
    Nicoles Porträt!
    Das Bild wirkte dreidimensional, zeigte aber nur Nicole mit dem weißen Cowboyhut, sonst nichts. Und sie bewegte sich und sprach.
    »Bill, war der Dschungel schon damals so lautlos wie jetzt?« Eine kurze Antwortpause trat ein, dann fuhr sie fort: »Dschungel, das ist nicht nur tropische Hitze, menschenfressende Eingeborene und Stechmücken. Das sind auch kreischende Affen und ähnliches Kleingetier, das sich von Ast zu Ast schwingt.«
    Ungewöhnlich blaß war die echte Nicole geworden, die sich selbst sah und sprechen hörte, und dann drehte sie ganz langsam den Kopf zu Zamorra und sagte stockend: »Das - das… habe ich doch… heute nachmittag gesagt!«
    ***
    Stille trat ein, als Zamorra den Bildschirm wieder abschaltete. Die Menschen sahen sich nacheinander an. Nur das Summen der Maschinen war noch zu vernehmen.
    »Stimmt«, sagte Zamorra da in die Stille hinein. »Ich erinnere mich. Aber - daß das aufgezeichnet wurde und auf diesem Schirm abrufbar ist, habe ich nicht geahnt!«
    »Warum ausgerechnet ich?« fragte Nicole. »Warum nicht ein anderer von uns?«
    »Vielleicht, weil ich gerade an dich dachte und an jene Szene, als ich die Wiedergabe einschaltete…«, murmelte Zamorra. »Warte mal…«
    Er berührte wieder die Schaltleiste. Erneut erschien der Fleck auf der siebeneckigen Fläche, breitete sich aus und zeigte Bill Fleming.
    Nur ihn, nicht seine Umgebung! Als schwebte er irgendwo in der Luft!
    Und er sprach!
    »Das gibt es doch nicht. Stahl, der härter ist als Diamant?«
    Der echte Bill Fleming griff sich an den Kopf.
    »Unheimlich!« stieß er hervor und sah sich um. Vergeblich versuchte er ein Kameraauge zu entdecken, das ihn dort aufgenommen haben konnte, wo er sich zum Zeitpunkt des Sprechens befand.
    Da wechselte das Bild, weil Zamorra sich selbst sehen wollte, und sie