0219 - Das Grab im Korallenriff
Bruder Velayaya zu überlisten, prüfe deine Kunst an mir. Nenne mir dein Begehren!«
»Gruß dir, o Lebensgeist!« rief Zamorra und benutzte eine Sprache, die auch seine beiden Begleiter verstanden. Denn die Beschwörung war vorbei, und der Lebensgeist verstand alle Sprachen, die im Kosmos geredet wurden.
»In deiner Macht hast du sicherlich unsere Wünsche schon erraten, mächtiger Tenewalaya!« redete der Parapsychologe. »Laß den Gefährten, von denen du deinen Hauch nehmen willst, das Leben. Verlängere die Frist ihrer Erdentage!«
»Dein Wunsch ist leicht zu erfüllen, Zamorra!« hörten die drei die Stimme des Elementargeistes. »Und ich werde ihn gewähren, wenn ihr mir gebt, wonach ich verlange!«
»Was ist es?« wollte Zamorra wissen.
»Ein großes Opfer!« schwoll die Stimme an. » Euer Blut!«
»Gewährt!« rief Zamorra. Durch Carsten Möbius zuckte ein eisiger Schreck. Pokerte Zamorra hier nicht etwas hoch?
»Nun denn, Blut für Blut, Leben für Leben!« hörten sie die Stimme des Lebensgeistes. Gleichzeitig schimmerte aus dem Nichts vor Professor Zamorra ein Dolch auf.
»Erst deine Gefährten, dann du!« bestimmte Tenewalaya. »Auf, benutze den Dolch, auf daß ihr und dein Blut zu meiner Ehre fließt. Dann mögen die anderen Sterblichen leben!«
Professor Zamorra hob langsam den Arm. Der Dolch kam ihm förmlich entgegen. Es war eine leicht gekrümmte Schneide, auf der sich das helle Sonnenlicht spiegelte. Die Klinge war scharf wie ein Rasiermesser geschliffen. Der Griff war aus einer Art schwarzem Ebenholz und stellte den langausgestreckten Körper einer unbekleideten Frau dar.
Die Hände des Parapsychologen zitterten nicht, als sie den Griff umfaßten. Das, was den Elementargeist des Lebens darstellte, stieß einen Laut der Befriedigung aus.
Langsam drehte sich Professor Zamorra zu Michael Ullich. Er merkte förmlich das innere Zittern des Jungen, der hier seinen ganzen männlichen Stolz aufbot, ruhig stehenzubleiben und nicht schreiend davonzustürzen. Zamorra hatte Michael bewußt zuerst gewählt. Er hatte nicht nur bessere Nerven, sondern ahnte hoffentlich auch, daß Zamorra versuchen würde, den Elementargeist zu überlisten.
Augenblicklich sah es aber nicht danach aus. Und Ullichs Hals wurde trocken wie die Wüste Sahara, als er die Spitze des Dolches auf sich zuwandern sah.
Im Gesicht Zamorras regte sich nichts. Nur seine Augen schienen etwas Beruhigendes auszustrahlen. Das versetzte den ehemaligen Versicherungsagenten in den Grad höchster Selbstverleugnung. Denn allmählich näherte sich der Dolch seiner Kehle. Nur noch wenige Momente, und es war vorbei.
Wenn Zamorra nichts einfiel! Oder, was unwahrscheinlich war, der Lebensgeist auf das Opfer verzichtete. Ganz sicher aber, wenn die Nerven mit ihm durchgingen und er aus Furcht den schützenden Kreis verließ.
Fast im Zeitlupentempo bewegte sich die scharfe Seite der Klinge, bei deren Ansehen es einem schon kalt über den Rücken laufen konnte, auf Michael Ullichs Kehle zu und berührte sie seitwärts. Die ersten Blutstropfen quollen hervor…
***
»Ich ertrage diese Ungewißheit nicht länger!« Nicole sprang auf und schob ihren eisgekühlten Fruchtsaft-Drink abrupt zurück. »Sie sind schon viel zu lange fort!«
»Da… Da muß was passiert sein!« pflichtete Gabi Hofer bei.
»Sie wollten zum Airport, einen Hubschrauber chartern!« erinnerte sich Elke Dörr. »Die werden doch nicht… Um Gottes willen… Die werden doch nicht abgestürzt sein?« Die Ahnung ließ das hübsche Mädchen erblassen.
»Wir werden nachforschen!« bestimmte Nicole und winkte dem Kellner. »Geht auf Spesen!« wies sie die Kostenbeteiligung der beiden anderen Mädchen zurück. Und mit ein paar spanischen Worten bestellte sie beim Kellner ein Taxi.
Als sie das angenehm klimatisierte Café verließen, hielt das Taxi gerade vor ihnen. Die Tür wurde von innen aufgestoßen, und ein grinsender Schwarzer winkte freundlich zum Einsteigen. Man sah ihm deutlich an, daß es ihm Freude machte, eine solche dreifache Schönheit transportieren zu dürfen.
»Auf dem schnellsten Weg zum Flugplatz!« gab Nicole das Ziel an. Das Lenkrad wirbelte unter den Händen des Drivers, als das Taxi eine Wendung um hundertundachtzig Grad machte.
Augenblicke später raste der Wagen amerikanischer Bauart auf der Küstenstraße in Richtung Oistins Bay.
***
»Gehorsam ist deine beste Lebensversicherung!« hörte Domingo Sanchez die häßliche Stimme des Gangsters ganz nah an
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