0219 - Lupinas Sohn
Wölfin flog wie ein tödlicher Schatten heran. Sie sprang ihn von hinten an, landete auf seinem Rücken und schlug ihre Fangzähne in das Genick des Wiedergängers.
Hart biß sie zu, riß und zerrte, so daß sich der Vampir nicht mehr halten konnte und zur Seite gedrückt wurde. Das Schießen verstummte.
Der Blutsauger ließ seine Maschinenpistole los, um beide Hände frei zu haben, damit er sich verteidigen konnte. Nadine knurrte und hechelte. Die Geräusche blieben nicht ungehört. Sie wurden auch von Suko und Bill vernommen, die sich beide beeilten, so rasch wie möglich den Wagen zu erreichen.
Der Reporter war zuerst da.
Er sah, daß sich die Wölfin festgebissen hatte. Der Vampir lag auf dem Boden, er schlug um sich, bewegte heftig Arme und Beine und versuchte mit allen Mitteln, sich auf den Rücken zu wälzen, damit er sich effektiver wehren konnte. »Laß ihn!« schrie Bill.
Nadine gehorchte. Sie sprang heftig zurück, so daß ihr Körper sich nicht mehr im Weg befand. Bill hatte freies Schußfeld.
Die gesamte Zeit über hatte er seine Beretta in der Hand gehalten. Als der Vampir merkte, daß ihn die Fangzähne nicht mehr hielten, drehte er sich herum, kam tatsächlich auf den Rücken zu liegen und nahm als letztes Bild in seinem untoten Dasein die hochaufgerichtete Gestalt vor sich wahr, die eine Waffe in der rechten Hand hielt und die jetzt senkte, damit die Mündung auf die Brust des Blutsaugers wies. Da schoß Bill.
Das fahle Mündungslicht war für den Vampir ein Totenfeuer. Er schaute hinein und spürte den mörderischen Aufschlag der Silberkugel, der ihn schockte. Dann kam der Schmerz. Und mit ihm der Schrei.
Dumpf drang er aus dem Maul des Blutsaugers. Der Vampir bäumte sich auf, sein Gesicht war schrecklich verzerrt. Die Hände hatte er auf das Einschußloch gepreßt, als wollte er versuchen, das geweihte Silbergeschoß aus seinem Körper zu reißen.
Das schaffte er nicht mehr.
Wie die Flamme eines Feuerzeugs vom Wind ausgeblasen wurde, so verlöschte auch sein Leben. Zu Staub zerfiel er nicht, dazu war er noch nicht lange genug ein Blutsauger gewesen, seine Gesichtszüge glätteten sich nur, dann war es vorbei. Es gab einen Blutsauger weniger auf der Welt…
***
Bill und Suko konnten aufatmen. Der Chinese war inzwischen herangekommen und sah, daß er nicht mehr einzugreifen brauchte. Die Wölfin trottete auch näher. Sie rieb ihren Körper an Bills Beinen.
»Und wo ist John?« fragte der Reporter.
Suko hob die Schultern. Für einen Moment zeichnete sich auf seinem Gesicht Erschrecken ab.
Der Reporter dachte nach. Er drehte sich halb und streckte seinen linken Arm aus. »Ich meine, daß ich ihn dort etwa gesehen hätte.«
Suko folgte mit seinem Blick der angezeigten Richtung. Dann ballte er seine rechte Faust und sagte: »Bill, das ist verflucht nahe am Abgrund gewesen. Ich fürchte, zu nahe…«
Mehr brauchte Suko nicht zu sagen, denn der Reporter wußte auch so Bescheid…
***
Lady X hatte sich zurückgezogen. Sie war nicht in der Nähe des Rovers geblieben, denn sie fürchtete, daß es dort zu Kampfhandlungen kommen konnte, die ihr außer Kontrolle glitten. Wenn es tatsächlich Sinclair und sein Partner waren, die sich dem Steinbruch näherten konnte dies für sie tödlich werden. Das wollte sie auf keinen Fall. Sie mußte überleben. Um jemanden aufzuhalten, hatte sie ihren Partner. Wenn er draufging, empfand sie das als nicht schlimm. Die ehemalige Terroristen hatte ein sehr feines Gehör. Sie war stehengeblieben, hatte sich geduckt, damit sie sich nicht allzu stark vom Boden abhob, und lauschte nur. Ja, da wurde gekämpft.
Aber sie hörte auch Schritte. Einer zog sich zurück. Bestimmt nicht Sinclair, dafür kannte sie den Geisterjäger gut genug. Der gab nicht so schnell auf. Wahrscheinlich war es Trent.
Sie hatte den Gedanken kaum formuliert, als zwei helle Lichtstrahlen das Dunkel durchschnitten. Scheinwerfer!
Und da ratterte schon die MPi. Es war ihre eigene Waffe, sie erkannte den Klang genau. Trent versuchte sich mit allen Mitteln zu wehren. Sie sah für einen winzigen Moment einen Körper durch die Luft fliegen und glaubte, John Sinclair erkannt zu haben. Hundertprozentig sicher war sie allerdings nicht. Das machte auch nichts. Für sie zählte nur der Erfolg. Wie er erreicht wurde und wer dabei auf der Strecke blieb, war ihr im Endeffekt egal. Sie wollte Lupina ausschalten. Um andere kümmerte sie sich nicht mehr. So konnte man es als eine zwangsläufige Folge
Weitere Kostenlose Bücher