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022 - Ich der Vampir

022 - Ich der Vampir

Titel: 022 - Ich der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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ihren magischen Zärtlichkeiten.
    Er verlor nie ganz das Bewusstsein, und es gab Sekunden, da er vollkommen wach und klar war – aber immer füllte Katalin sein ganzes Bewusstsein. Da gab es Augenblicke, in denen es schmerzte, was sie tat, und dann solche von einem süßen Gefühl nahen Todes, von einem Verlöschen in höchster physischer Lust, und dann jene bestürzenden Momente von Klarheit, in denen er erkannte, dass es ein Fehler gewesen war, sich Katalin in die Hände zu geben. Sie konnte nicht menschlich sein. Sie war ein Dämon, und er wusste, dass es nur noch ein kleiner Schritt war, bis sie ganz von ihm Besitz ergriffen hatte.
    Doch es war zu spät, zu widerstehen. Es gab keine Realität mehr, an die er sich klammern konnte. Alles um ihn war wie ein Traum. Die Zeit war gegenstandslos.
    Manchmal lag er starr und reglos, Stunden oder Tage, vielleicht auch nur Sekunden. Dann war wieder das Mädchen da und verdrängte die Kälte, die nach ihm griff. Dann war er erfüllt von einem wilden Feuer, das tief aus seinem Innern aufloderte.
    Er hatte Träume.
    Träume, in denen er Blut trank.
    Er kannte die Opfer nicht. Sie kamen in das Zimmer, in dem er lag, junge Mädchen meist, paralysiert vor Entsetzen, wenn sie ihn sahen, halb tot vor Schrecken, wenn er sie in seine Arme nahm, um diesen erbärmlichen Hunger zu stillen. Er biss sie am Hals oder an den Brüsten, wo das Fleisch weich war, und sein Biss war eine verderbliche Zärtlichkeit.
    Und wenn sie schließlich am Sterben waren und er sich satt fühlte, dann kam Katalin und machte sich über das weiße, kalte Fleisch her und verschlang es.
    Es war während eines solchen Alptraumes, dass er erwachte.
    Er lag reglos. Unbeweglich.
    Seine starren Augen blickten gegen die Decke des vertrauten Zimmers. Er empfand nichts, keine Furcht, keinen Schmerz, kein Verlangen, nichts.
    Er wartete, bis auch sein Körper aufwachen würde aus seiner Starre.
    Die Fensterläden waren geschlossen. Er wusste nicht, wie fern der Abend noch war. Aber er ahnte, dass noch Tag sein musste; er erinnerte sich, die lähmende Kraft der Sonne bereits einmal verspürt zu haben.
    Ein künstliches Licht schien von der Decke. Vick lag auf dem breiten Bett. Erinnerungen fluteten rascher, aber sie weckten keinerlei Empfindungen.
    Er lauschte und wartete.
    Nach einer Weile näherten sich Schritte. Die Tür wurde geöffnet. Katalin trat ein. Er wusste es, ohne dass er sie sah. Noch jemand folgte ihr. Ein Mann, wie Vick gleich darauf erfuhr.
    „Warten Sie hier“, sagte Katalin.
    „Warten?“ erwiderte der Mann, und Vick erkannte die schrille Stimme augenblicklich. Vandermann! Er fühlte weder Überraschung noch Neugier. „Mein Fräulein, ich hoffe, Sie halten mich nicht länger hin. Ich bin von Natur aus ein geduldiger Typ, besonders wenn es um finanzielle Dinge geht. Aber nun ist es genug! Ich lasse mich keinen weiteren Tag vertrösten. Ich will und ich muss mit Danner reden. Ich bin nicht hinter ihm hergehetzt, um hier einen Urlaub zu verbringen!“
    Die schließende Tür schnitt ihm das Wort ab.
    Mit einem Fluch sprang er hinterher. Die Tür war verschlossen. Er rüttelte wütend daran. „Öffnen Sie sofort! Was fällt Ihnen ein?“
    Erst nach längerer Zeit ließ er ab von der Tür und sah sich, allerlei Unfeines murmelnd, im Raum um. Vick sah ihn zum ersten Mal aus den Augenwinkeln.
    Dann fiel Vandermanns Blick auf das Bett.
    Er zuckte zusammen. Sein rundliches Gesicht, noch vom Zorn gerötet, wurde bleich.
    „Danner!“ rief er halblaut und kam zögernd näher. „Vick?“
    Vick sah ihn gleich darauf über ihn gebeugt, Erschrecken in den Zügen.
    „Danner“, wiederholte er heiser. Er fasste Vick am Arm und rüttelte ihn. Aber mitten in der Bewegung ließ er Vicks Arm wie elektrisiert los. Er fühlte die Totenkälte, die von dem Reglosen kam. „Heiliger Bimbam!“ murmelte er entgeistert. Dann beugte er sich herab und presste sein Ohr an Vicks Brust. Nach einem Augenblick sprang er auf. „Der ist tot!“ rief er und rannte zur Tür. „Fräulein! Hören Sie mich? Danner ist tot!“ Er trommelte mit den Fäusten gegen die Tür.
    Aber niemand kam.
    Nach einer Weile sah er ein, dass alles Schreien und Rufen nichts nützte. Man musste ihn im ganzen Haus hören. Dass niemand kam, konnte nur bedeuten, dass man ihn absichtlich hier mit dem Toten eingeschlossen hatte. Und im gleichen Atemzug schien ihm zu dämmern, dass er sich in Gefahr befand.
    Vick hörte, wie Vandermann sich erneut gegen die

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