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022

Titel: 022 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Flucht vor dem Teufel
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ihr hastig die Ehre.
    „Mylady?"
    „Ich möchte, dass Thomas sich darauf einstellt, so bald wie möglich fortzureiten", sagte sie. „Schick ihn zu mir."
    „Ja." Bei dem Gedanken, wie verstimmt der Bote sein würde, wenn er hörte, dass er sich schon wieder auf die Reise begeben sollte, konnte der Junge ein Grinsen nicht unterdrücken. Sogar die Nonnen lachten über die Häufigkeit, mit der Eleanor den Diener nach England schickte.

    „Du kannst ihm sagen, dass er nicht fortreiten soll, bis der Graupelschauer aufgehört hat und er sicher reisen kann", fuhr Eleanor fort.
    Der Page trollte sich, um zu tun, was sie ihn geheißen hatte, und zwar mit der Begeisterung eines Menschen, der zu lange gezwungen war, sich damit abfinden zu müssen, eingesperrt zu sein. Eleanor hatte den Eindruck, dass er rannte, obwohl er hätte gehen können, nur weil er auf diese Weise etwas zu tun hatte. Sie zog einen Tisch und zwei Schemel näher an das Feuer und kramte dann in ihrer Truhe nach dem Schachspiel. Der arme Thomas war kein sehr guter Spieler, aber sie musste sich mit ihm begnügen, bis sie Roger wiedersah.
    Der dringlichen Aufforderung nachkommend, sich in Mutter Mathildes Empfangszimmer einzufinden, zog Eleanor den Mantel enger um sich und überquerte den Hof. Der Wind ließ ihr den Stoff um die Beine flattern und drang ihr wie ein Messer durch die Sachen. Als sie die Tür erreichte, waren ihre Finger und das Gesicht wie erstarrt, und sie verzichtete darauf, anzuklopfen, sondern riss gleich die Tür auf. Im Raum saßen Mathilde und ein Fremder auf Stühlen, die vor das Feuer gerückt worden waren. Beide drehten sich beim kalten Windstoß um, der vor Eleanor in den Raum fegte. Der Edelmann stand auf und verneigte sich leicht vor ihr.
    Beim Anblick seiner kostbaren Kleidung hob Eleanor leicht die Augenbrauen. Es handelte sich nicht um einen gewöhnlichen Reisenden, der Zuflucht vor dem Wintersturm gesucht hatte. Mit steifen Fingern machte sie den Verschluss auf, legte den Mantel ab und erwies dem Fremden die Ehre.
    „Bist du Lady Eleanor?"
    „Das bin ich."
    Starke Finger schlossen sich um ihre und zogen sie hoch. „Du bist so, wie der Prinz das gesagt hat", murmelte der Mann, „und sogar noch mehr als das."
    Sie starrte ihm ins Gesicht. „Ich befürchte, Sieur, dass du mir gegenüber im Vorteil bist, denn ich kenne dich nicht."
    „Stephen of Exeter." Er lächelte. „Ich diene Prinz Henry und bin gerade erst aus Rom eingetroffen, wo ich vor Seiner Heiligkeit für dich eingetreten bin."
    Eleanor bekam einen trockenen Mund, und vor Angst schlug ihr das Herz schneller.
    Der Raum schien sich einige Sekunden lang vor ihren Augen zu drehen und nahm dann wieder feste Formen an. „Heilige Jungfrau Maria!" flüsterte sie. Da Stephen of Exeter sich nicht weiter äußerte, wandte sie sich ab und murmelte: „Bestimmt hast du in dieser Kälte nicht den weiten Weg zurückgelegt, um mich in meinem Elend zu sehen, Sieur. Bitte, sag mir, hat man eine Entscheidung gefällt?"
    „Ein Blick allein wäre mir den Ritt wert gewesen, Lady Eleanor", antwortete Exeter.
    „Aber ich bin hergekommen, weil Prinz Henry wollte, dass du die Erste bist, die von der Entscheidung Seiner Heiligkeit Kenntnis bekommt." Er streckte die Hand aus und berührte immer noch lächelnd Eleanor sacht am Ärmel. „Vor vier Tagen wurde ich zum Papst gerufen, der mir mitteilte, er hege nicht den mindesten Zweifel an der Gültigkeit deiner Ehe mit Lord Roger, und dass jedwedes Versprechen, falls du Robert de Belesme überhaupt eins gegeben hast, dir mit Gewalt abgenötigt wurde und daher nicht bindend ist."
    „Jesus!" Mehr brachte Eleanor nicht heraus.
    „Ja. Die Sache ist vorbei, und du hast gewonnen."
    „Wir haben gewonnen", entgegnete sie töricht, während sie sich haltsuchend an Exeter klammerte. „Heilige Mutter Gottes! Wir haben gewonnen!" Tränen schossen ihr in die Augen und rannen ihr unkontrolliert über das Gesicht. „Wir danken dir, Sieur", brachte sie heraus, „und wir danken Prinz Henry."
    „Ja, er hat dich sehr gern, Mylady, und dein Anliegen zu seinem gemacht." Stephen sah, wie sie versuchte, seine Neuigkeit zu verarbeiten. Henry hatte gesagt, sie sei die schönste Frau der Welt, und ausnahmsweise hatte er nicht aus einer Anwallung von Leidenschaft gesprochen. Lady Eleanor, deren Gesicht die Freude widerspiegelte, die Stephen ihr gemacht hatte, war eine Frau, die kein Mann so leicht vergessen konnte. Es verwunderte nicht, dass Belesme solche

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